STORY BEHOLD,
STORY BEHOLD, STORY BE TOLD.
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Ausstellung16.11.2010 - 12.12.2010
JULIE MONACO Saal XV / XIII Julie Monaco (* 1973) bezieht sich in ihrer Arbeit ot_20/10 auf zwei Hauptwerke der Landschaftsmalerei aus der Sammlung holländischer und flämischer Malerei: Peter Paul Rubens’ Gewitterlandschaft mit Philemon und Baucis, 1620/25 und Jacob van Ruisdaels Der große Wald, um 1655/60. Auch Julie Monacos Auseinandersetzungen mit diesen Naturdarstellungen evozieren „Landschaften“, doch handelt es sich dabei um auf numerischen Codes basierende, ausschließlich digital generierte Bilder, die dann mithilfe des Heliogravüre-Verfahrens auf Silbergelatinepapier übertragen werden − aus digital wird analog, Pixel werden in Körner umgewandelt. Als kunstfotografisches Edeldruckverfahren ist die Heliogravüre Vorläuferin des modernen, industriellen Tiefdruckverfahrens und so theoretisch beliebig reproduzierbar − ganz im Gegensatz zu den jahrhundertealten Originalen, auf denen der Ruhm des KHM gründet. Dennoch besteht eine sowohl methodische als auch konzeptuelle Verwandtschaft zwischen Julie Monacos Bildern einer zunächst scheinbar natürlichen, in Wahrheit aber zutiefst „künstlichen Natur“ und den Phantasielandschaften der alten Meister, sei es eine sintflutartige Naturkatastrophe oder ein unspektakulärer Waldweg. Denn auch sie hat es so, wie sie uns heute als Zeugen vergangener Epochen im Museum erscheinen, nie gegeben. In einem langwierigen, komplizierten Herstellungsprozess erzielten Rubens und van Ruisdael mit malerischen Mitteln scheinbar realistische Landschaften, während Julie Monaco den umgekehrten Weg geht: Mit den Mitteln der vordergründig „objektiven“ Fotografie erzeugt sie geheimnisvoll anmutende, „malerisch“ wirkende virtuelle Szenerien.
LLLEVINE* Gemäldegalerie / 898 Open Cages nennen Lisa Truttmann (* 1983) und Leo Moringer , zusammen Lllevine*, ihre Intervention, bei der sie sich die Infrastruktur des Kunsthistorischen Museums zu Nutze machen und mithilfe unterschiedlicher Medien verschiedene Sinne ansprechen. Denn nicht nur an die visuelle Wahrnehmung wird im Museum appelliert, sondern zunehmend auch an die auditive. Spätestens seit der Erfindung der Audioguides kann sich jeder Besucher gegen geringes Entgelt seinen ganz privaten Kunstvermittler mieten, der ihm Geschichten über die ausgestellten Kunstwerke ins Ohr flüstert. Meist wird das Gehörte unhinterfragt als „wahr“ akzeptiert, doch wo verläuft die Grenze zwischen Fakten und Fiktion tatsächlich, wer ist Laie, wer Experte? Hier setzen Lllevine* mit Open Cages an: Neben den Audioguides werden von ihnen auch die Lautsprecherdurchsagen manipuliert, die Autorität anonymer Stimmen wird untergraben, indem Bildinterpretationen von Kindern montiert und von KHM-Sprechern nachgesprochen werden. Am Eröffnungsabend ist außerdem eine Performance geplant, bei der SchauspielerInnen die Rollen von BesucherInnen oder Museumspersonal übernehmen. Der Mensch ist zugleich Fremdkörper und integrativer Bestandteil des Museums. Mit Betreten des Gebäudes verpflichtet er sich, sich dem tradierten Verhaltenscodex und den damit verbundenen Konventionen zu beugen. Es handelt sich dabei um Verhaltensweisen, denen wir oft unbewusst folgen und die uns erst auffallen, wenn gegen sie verstoßen wird. Durch subtile Eingriffe in unsere gewohnten Wahrnehmungsmuster verleihen Lllevine* dem „Bildungstempel“ Museum eine erweiterte Bedeutung, die zu entschlüsseln es mehrerer Sinne bedarf, und prägen damit nicht zuletzt das Ausstellungsmotto: Story behold, story be told.
Den Weg in die Ausstellungsräume des KHM finden gewöhnlich hauptsächlich Künstler, deren aktive Karrieren bereits mehrere Jahrhunderte zurückliegen. Die sieben Interventionen, die über die Dauer der Vienna Art Week hinaus dort zu sehen sind, stammen hingegen von äußerst lebendigen KünstlerInnen. Im interdisziplinären Dialog mit den historischen Sammlungen, der Museumsarchitektur und der Institution Museum eröffnen sie den Besuchern neue Perspektiven und Blickwinkel. Es kommt zu einem Austausch zwischen zeitgenössischen und historischen künstlerischen Positionen, der sich für beide Seiten als fruchtbar erweist. Denn sowohl die „alte“ als auch die „neue“ Kunst profitieren von dieser Wechselwirkung und machen Kunstgeschichte so neu erlebbar.
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16.11.2010 - 12.12.2010