Queeres (Auf-) Begehren XPOSED Kurzfilme Online
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Ausstellung22.11.2020 - 29.11.2020
Das internationale Filmfestival „XPOSED Queer Film Festival Berlin“ ist bekannt für seine experimentelle Ausrichtung und breite Interpretation des „Queeren“. Zusammen mit der Berlinischen Galerie hat XPOSED sechs Kurzfilme aus früheren Jahrgängen des Fes- tivals sowie dem kommenden Programm – der 15. Jubiläumsausgabe im Mai 2021 – ausgewählt.
Die Arbeiten bilden formal, geografisch und thema- tisch ein breites Spektrum ab: Kompilationsfilme wie „Playback“ über die Drag- und Trans*-Szene der 1980er in Cordoba, Argentinien, ein Porträt des*der ghanaischen Performance-Künstler*in „Va-Bene“ oder das audiovisuelle Essay „Galatée à l‘Infini“, das die Unterwerfung des weiblichen Körpers themati- siert. Körperlichkeit ist hier ein Schlüssel zur Befrei- ung. Sie ist der Ausgangspunkt nicht nur für die Suche nach neuen Formen des Ausdrucks, sondern auch des Ausbruchs, wie in den immersiv-poetischen Reflexionen über Queerness in „Journey to the CharBagh“ und „Pirate Boys“. Auch in „Batería“ wer- den Selbstbestimmung und Aneignung behutsam zelebriert. Eine einsame Kamera streift durch eine ganz besondere Cruising Area und sehnt sich nach utopischen Räumen in der Gegenwart.
Das Filmprogramm ist im Rahmen des Online-Pro- jekts „Out and About. Queere Sichtbarkeiten in der Sammlung“ (berlinischegalerie.de/out-and-about) entstanden. Wegen der coronabedingten Schließung des Muse- ums findet das Screening ausschließlich online statt. Die Filme sind vom 22. bis 29. November auf der Website der Berlinischen Galerie zu sehen: bg.berlin/queeres-auf-begehren
Online Film-Screenings 22.11.–29.11.20 ∙ Brenda Jorde: „Va-Bene“, Ghana/Deutschland, 2018, 11 Min., Englisch
∙ Damian Sainz: „Batería“, Kuba, 2016, 16 Min., Spanisch mit englischen Untertiteln
∙ Pol Merchan: „Pirate Boys“, Deutschland, 2018, 13 Min., Englisch
∙ Julia Maura, Mariangela Pluchino, Ambra Reijnen, Maria Chatzi, Fátima Flores Rojas: „Galatée à l’infini“, Spanien, 2017, 17 Min., Französisch mit englischen Untertiteln
∙ Agustina Comedi: „Playback“, Argentinien, 2019, 14 Min., Spanisch mit englischen Untertiteln
∙ Abdullah Qureshi: „Journey to the CharBagh“, Finnland/Pakistan, 2019, 17 Min., Punjabi mit englischen Untertiteln
Brenda Jorde: „Va-Bene“, 2018, 11 Min.
Va-Bene ist Performance-Künstler*in und steht dabei nicht auf der Bühne, sondern schlendert durch die Straßen und fordert die Passant*innen heraus: Was wird wahrgenommen, wie wird wahrgenommen? Täglich transformiert Va-Bene sich zu einer Kunstfi- gur, zu einem politischen Subjekt. Das eigene Leben und die Kunst verschmelzen. In der Ausdruckskraft von Weiblichkeit liegt für Va-Bene die Möglichkeit der politischen Konfrontation. Um dieses Potential zu nutzen, musste Va-Bene die erlernten, restrikti- ven, mitunter religiös geprägten Vorstellungen von ‚Geschlecht‘ zunächst selbst dekonstruieren. Kunst ist dabei Werkzeug, Selbstzweck, Therapie und Ant- wort auf Unterdrückung – und zugleich eingebettet in Machtverhältnisse. „Ich bin kein*e afrikanische*r Künstler*in. Ich bin ein*e Künstler*in, die aus Afrika kommt.“ Brenda Jordes leichtfüßige Dokumentation porträtiert eine*n leidenschaftliche*n Performance- Künstler*in mit ausgeprägtem Drang nach Veränderung.
Damian Sainz: „Batería“, 2016, 16 Min.
Eine Ruine im Dschungel. Langsam streift die ein- same Kamera durch verlassene Räume, begleitet von den atmosphärischen Tönen des Waldes, im Hinter- grund die nahe Großstadt. Die Kamera tastet sich entlang der verfallenden Mauern. Wände voller Spu- ren, die einst Hiergewesene hinterlassen haben. Kari- katuren des Begehrens, der Präsenz: Wir waren hier, es hatte Bedeutung. Eine Stimme aus dem Off erzählt einfühlsam von den Geheimnissen des Ortes, der die Hauptrolle spielt in Damian Sainz’ Film. Das Gebäude, einst eine Festung im Hafen von Havanna, dann Mili- tärbasis und Museum, ist heute Rückzugsort für schwule Männer. Es ist eine besondere Cruising Area, abgeschieden und aus der Zeit gefallen, die mit Hoff- nungen auf einen utopischen Raum verbunden ist, mit der Sehnsucht nach einem Ort der Geborgenheit und einem sicheren Leben nur unter Schwulen.
Pol Merchan: „Pirate Boys“, 2018, 13 Min.
Wie werden Körper gelesen, wie ihre Narben? „Twirl“, ein Porträt der Punk-Autorin Kathy Acker (1947–1997), bildet den Ausgangspunkt für ein Gespräch mit dem intersexuellen Fotografen Del LaGrace Volcano (*1957) über queere Bindungen, Gender-Identität und Transformation. Die beiden Künstler*innen ver- band die Ablehnung der zugeschriebenen Bedeutung von ‚Weiblichkeit‘ und die Sehnsucht nach Hybridität. Dieser Hybridität verleiht „Pirate Boys“, gefilmt mit Super 8, auch auf formaler Ebene Ausdruck. In einer Mischung aus Dokumentation, Fiktion und performa- tiver Exploration wirft Pol Merchan Fragen zur Trans- subjektivität und Revolte auf: „Wenn der Körper der einzige Ort ist, zu dem zurückgekehrt werden kann, ist es vielleicht an der Zeit, den Boden für die nächste Transformation vorzubereiten.“ „Pirate Boys“, gedreht im 1981 besetzten „Tunten- haus“ in Berlin, ist auch eine Hommage an die Punk- Ära, mit der Kathy Acker und ihre anti-formalistischen Romane assoziiert werden. Pol Merchan verbindet Auszüge aus ihrem Roman „Pussy, King of the Pirates“ (1995) mit der dem Körper inhärenten, eige- nen Sprachlichkeit – und schenkt genderqueeren Gesetzlosen ein neues Zuhause.
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22.11.2020 - 29.11.2020
ÖFFNUNGSZEITEN
Mittwoch–Montag 10:00–18:00 Uhr
EINTRITTSPREISE
Tageskarte 8 Euro
Ermäßigt 5 Euro (gilt auch für Gruppen ab 10 Personen)