Vorbericht zur VAN HAM Modern Week
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Auktion10.06.2020 - 17.06.2020
Metaphorisch, Klar und Stark Das Angebot der „Modern Week“ mit den Auktionen „Modern – Post War – Contemporary“ besticht mit seiner Vielseitigkeit und Tiefe. Der Titel eines Gemäldes von Hans Arp gehört fest zum Werk. Eine Bronze von Ewald Mataré ist ein hinreißendes Beispiel der klassischen Moderne. Eine museale Arbeit von Imi Knoebel zeugt von der minimalistischen Formsprache des Künstlers. Vier frühe Arbeiten von Fritz Winter stellen eine absolute Seltenheit auf dem Kunstmarkt dar. Zwei Werke von Sol Lewitt spiegeln das künstlerische Spektrum seines Schaffens wider. Während Balkenhols Holzfiguren den Betrachter mit ihrer klaren Form zur Reflexion bewegen, beeindruckt ein Werk des Belgiers Luc Tuymans mit seiner metaphorischen Stärke. Ein außergewöhnlich großes Triptychon von Mimmo Paladino aus der Prof. Dr. Eggers Collection könnte fulminanter nicht sein.
Hans Arp (1886 – 1966) gilt als einer der spannendsten Künstler der Avantgarde des 20. Jahrhunderts, dessen Schaffen von der Suche nach neuen, unkonventionellen Ausdrucksformen geprägt war. Bei dem Gemälde „Fronde et nombrils“ (Schätzpreis: 300.000 – 500.000 Euro) spielt die Titelgebung – wie bei vielen Arbeiten des wortgewandten Künstlers – eine bedeuten- de Rolle. So lässt der Titel sich nicht nur auf die Darstellung einer Schleuder und kreisrunder Steine zurückführen. Die Kreise lassen sich auch als „nombrils“, die Bauchnabel, und somit als den Ursprung des Lebens deuten. „Fronde“ kann man mit „Revolte“ übersetzen. Ein Zusam- menspiel dieser Worte könnte man als Arps stetes Bestreben, die Kunst grundlegend zu verän- dern, verstehen. Stilisierte Tierskulpturen stehen im Schaffen des Bildhauers Ewald Mataré (1887 – 1965) zent- ral. Sein Œuvre, welches über 600 plastische Werke, aber auch Aquarelle und Holzschnitte umfasst, kategorisieren den ehemaligen Professor der Kunstakademie Düsseldorf zu einem der wichtigsten Künstler der klassischen Moderne. Die angebotene Bronze „Grasende Kuh II“ (Schätzpreis: 70.000 – 90.000 Euro) überzeugt durch ihre ausgesprochen hohe Qualität und stellt zweifelsfrei ein hinreißendes Exempel von Matarés Schaffen dar. Gerade wegen seiner minimalistischen Form- und Farbgebung, wird der Blick aufs Wesentliche gelenkt.
Imi Knoebel (1940) zählt zu den bekanntesten abstrakten Künstlern Deutschlands. Sein Inte- resse gilt dem autonomen Bild, das sich einer Abbildfunktion verweigert. Seit den 1960er Jah- ren hat er sich einer minimalistischen Formensprache verschrieben, in deren Zentrum zunächst allein die Form und seit Mitte der 1970er Jahre auch die Farbe steht. Der Künstler "baut" Bilder in einer Kombinatorik aus Formen und Farben und arbeitet dabei auch oft in Serien. Die ange- botene Arbeit „Lilola“ (Schätzpreis: 300.000 – 500.000 Euro) besticht genau durch diese Viel- schichtigkeit. Nicht nur die übereinandergelegten Raster, sondern auch die extremen Farbkon- traste und die museale Größe des Werkes von über 3 Metern Höhe und 4,5 Metern Breite, ziehen den Betrachter in seinen Bann. Als bedeutende Seltenheit auf dem Kunstmarkt gelten vier Werke aus dem bekannten und einzigartigen Zyklus „Triebkräfte der Erde“ des deutschen Nachkriegskünstlers Fritz Winter (1905 – 1967). Die Blätter aus dieser 50-teiligen Reihe aus dem Frühwerk gehören auf dem Auktionsmarkt zu den meist gesuchten Werken Winters. Die vier Papierarbeiten, wie das hier angebotene Werk „Entfaltung I“ (Schätzpreis: 150.000 – 200.000 Euro) hat er während seines Genesungsurlaubes nach einer Kriegsverwundung geschaffen. Bis heute befanden sich die bedeutenden Werke in einer privaten Sammlung. Sie wurden 1944 vom Künstler an die Eigen- tümer verkauft. In einem begleitenden Brief beschreibt Winter die ihn umgebenden Kriegswir- ren und seine Freude über den erfolgten Verkauf. In der Kunst Sol Lewitts (1928 – 2007) bestimmt der Gedanke die Form. Zwei Arbeiten Le- witts, die nun angeboten werden, repräsentieren eine sich immer kontinuierlich entwickelnde Form- und Farbsprache des Künstlers. Während eine 24-teilige Papierarbeit (Schätzpreis: 10.000 –15.000 Euro) schon aus einer frühen Schaffensphase des Künstlers entsprang, fängt die 20 Jahre später entstandene Gouache „Cube (B)“ (Schätzpreis: 100.000 – 150.000 Euro) des Künstlers Interesse an räumlicher Tiefe und komplexe Farbenklänge ein.
Der Belgische Maler Luc Tuymans (1958) arbeitet oft figurativ und nutzt eine reduzierte Far- bigkeit, um historische und politische Ereignisse und damit das Konzept des kollektiven Ge- dächtnisses zu thematisieren. Für die nun angebotene Arbeit bedient sich der Künstler einem ganz alltäglichen Motiv: Laut Tuymanns porträtieren die Flecken auf einem lichtgrünen Hinter- grund in seiner Arbeit „Insomnia“ den Schwebezustand zwischen Schlaf und Wachsein (Schätzpreis: 120.000 – 180.000 Euro). Das Werk weist eine herausragende Ausstellungshistorie vor, wurde in renommierten Häusern wie der Kunsthalle Bern, der Tate Modern in London, der Kunstsammlung NRW oder dem Museum of Contemporary Arts in Chicago gezeigt. Eine Serie von Holzskulpturen von Stephan Balkenhol (1957) fangen die Faszination um die Figuren des deutschen Bildhauers perfekt ein. Charakteristisch für Balkenhols Skulpturen – meist Männer und Frauen – ist ihre stets stoische Erscheinung mit einer einfachen Körperhal- tung und nüchternem Gesichtsausdruck. Dem Betrachter kann sich im Spiegel der Skulptur selbst erfahren, um eigene Gefühle, Wünsche und Hoffnungen zu reflektieren. Eine Frau in violettem Kleid (Schätzpreis: 40.000 – 60.000 Euro), ergreift mit ihrem archetypischen, fast schon mystischen Charakter den Raum. Ihrer Präsenz kann man sich nur schwer entziehen.
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Vorbericht zur VAN HAM Modern Week Modern | Post War | Contemporary am 10. Juni 2020 Prof. Dr. Christian Eggers Collection am 10. Juni 2020 Vorbesichtigung: 5. – 8. Juni 2020 Discoveries & SØR Rusche XXL am 17. Juni 2020 Vorbesichtigung: 13. – 15. Juni 2020