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Weltsprache Ornament - streng gezackt und schön verschnörkelt

Pforzheim

Ornamentale Gestaltungsformen gehören zu den frühesten Zeichen menschlichen Kulturschaffens. Angefangen mit einfachen Ritzungen auf Fundstücken über in sich verschlungene Linien bis hin zu barockem Überschwang sind Ornamente auch im Schmuck zu finden. Sie sind ein welt- und kulturenüberspannendes Phänomen, an dem sich bei aller Verschiedenartigkeit ähnliche Muster entdecken lassen. Die Ausstellung zeigt die Vielfalt ornamentaler Ausdrucksformen im Schmuck aus dem abendländisch-europäischen Raum bis zum Formenreichtum im Orient. Es werden die verbindenden Elemente der Ornamentik untersucht, die in allen Kulturen und Epochen auftauchen und sich zu einer „Weltsprache Ornament“ zusammenfügen. Unter dem Aspekt der ornamentalen Gestaltung bietet sich so ein neuer Blick auf ausgewählte Preziosen der Sammlungen des Schmuckmuseums, aus denen rund 120 Stücke zu sehen sind. Einen Schwerpunkt bildet dabei das 19. Jahrhundert. Die Schau ist der Ausstellungsbeitrag des Schmuckmuseums zum Festival „Mix versteh’n“ des Kulturamtes der Stadt Pforzheim.

Einen Höhepunkt fand die Vielfalt der Ornamente im Schmuck mit dem Aufkommen des Historismus. In Abgrenzung von dessen Orientierung an vorangegangenen Stilen artikuliert sich in Epochen wie dem Jugendstil mit seinen vegetabilischen Strukturen und dem geometrisch geprägten Art Déco ein in die Moderne weisendes Formenverständnis. Denn am Beginn des 20. Jahrhunderts steht die Auseinandersetzung mit ornamentalen Überformungen und deren zum Teil vehemente Ablehnung. Hier nimmt der oft zitierte Adolf Loos mit seiner wütenden Streitschrift „Ornament und Verbrechen“ eine Schlüsselposition ein - er sprach von „vergeudeter Arbeitskraft“ und „geschändetem Material“. Diese Kritik wirkt bis heute weiter, und ohne sie wären weder das Bauhaus noch das „form-follows-function“-Design der letzen fünf Jahrzehnte denkbar. Die Spätmoderne zeichnet ein unbefangenerer Umgang mit Ornamentik aus. Gestalter setzen sie bewusst und unerschrocken oder teilweise ironisch wieder ein, um Lust am freien Spiel oder auch Aspekte wie Individualität auszudrücken.

Parallel zur allgemeinen Gestaltung finden sich auch im Schmuck in ornamentarmen Zeiten immer wieder neue Ansätze zu ornamentalen Verzierungen. Von antiken Schmuckstücken mit geometrischer Flächenornamentik über gotische Elemente oder die Pflanzenornamentik der Renaissance, über Zitate der mittelalterlichen Buchmalerei im Historismus bis hin zur jüngsten zeitgenössischen Schmuckkunst ziehen die Ranken und Mäander der Ornamentik im Schmuck. Reihung und Rhythmisierung, Verdichtung und Überhöhung sind Kennzeichen der ornamentalen Kunst im Schmuck, die sich auf alle Kulturen gleichermaßen anwenden lassen und damit ein wahrhaft globales Phänomen beschreiben.

Das Ornament ist ab Dezember und Januar Anlass für zwei weitere Ausstellungen in Pforzheim. Sie richten den Fokus auf das Ornament in Kunst und Design. Der Kunstverein Pforzheim zeigt „Ornamentale Strukturen“, und die Pforzheim Galerie widmet dem Thema eine Schau in der Reihe Design-Positionen. Begleitprogramm zu „Weltsprache Ornament“ Sonntag, 1. Juli und 12. August, 15 Uhr Führung durch die Ausstellung 5 €, ermäßigt 3,50 €

Sonntag, 8. Juli 2012, 15:30 Uhr
Ornament in Form und Klang Musikalische Führung durch die Sammlungsräume des Schmuckmuseums mit der Jugendmusikschule Pforzheim im Rahmen der „Begegnung im Stadtgarten“ Führung: Kunsthistorikerin Regina M. Fischer Musikalische Leitung: Adelheid Bartel Eintritt frei

Sonntag, 16. September, 15 Uhr
Ornamente in Architektur und Schmuck Führung durch die Ausstellung und anschließender Stadtrundgang mit Kunsthistorikerin Regina M. Fischer Ob in Stein gehauen oder in Metall gedrückt, vergleichbare epochenspezifische Verzierungen finden sich an Bauwerken wie auch an Schmuckstücken. An so manchen Schätzen eilt man achtlos vorbei. Mit geschärftem Blick gilt es, sie zu entdecken. Treffpunkt Museumskasse 10 €, ermäßigt 9 €
Samstag, 14., 21. und 28. Juli, 14 bis 17 Uhr
Ornamentmalerei – Faszination und Schönheit von Farben und Formen Die Kunst der mittelalterlichen Buchmalerei steht im Mittelpunkt dieses Workshops mit Kunsthistorikerin Krisztina Jütten: Prachtvolle Karten, Lesezeichen und Namensschilder werden selbst mit Ornamenten aus edlen Farben bemalt und mit bunten Bändern oder Schnüren dekoriert. Dabei können die Teilnehmenden die Ruhe stiller Versenkung genießen. Zur Anregung wird eine Kurzführung durch die Sonderausstellung unternommen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Anmeldung bis Vortag unter 07231/39-2126 Teilnahmegebühr 22 € inkl. Material

Für Kinder und Jugendliche

Freitag, 27. Juli und 21. September, 14:30 bis 16:45 Uhr
Mäander, Palmette und Millefleurs – Ornamente im Schmuck Ein eigenes Schmuckstück herstellen und mit bunten Verzierungen versehen Workshop und Besuch der Sonderausstellung mit den Schmuckdesignerinnen Traudel Hennig und Monika Dengler Anmeldung bis Vortag unter 07231/39-2126 10 € inkl. Material (mit Unterstützung des Museumsfördervereins ISSP)

Sonntag, 22. Juli, 14:30 bis 17 Uhr
Bunt, bunt, sind alle meine….? Ornamentmalerei auf feinem Papier Postkarten, Lesezeichen und Namensschilder mit tollen Farben selbst verzieren, die in tausend Mustern schillern Workshop Besuch der Ausstellung mit Kunsthistorikerin Krisztina Jütten Anmeldung bis Vortag unter 07231/39-2126 10 € inkl. Material (mit Unterstützung des Museumsfördervereins ISSP)








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