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Hip Hop – ein Statement? | Schmuckmuseum Pforzheim

Große, schwere Ketten, an jedem Finger ein Ring, der Grillz genannte Zahnschmuck, Snapback Caps und stylische Sonnenbrillen: Der HipHop hat auch die Schmuckbranche nachhaltig beeinflusst. HipHop-Schmuck ist oft individuell auf seine Träger zugeschnitten. Vom spezifischen Stil eines Kettenglieds bis hin zur Art oder Form der Steine gibt der Schmuck Auskunft über sie. Viele HipHopper bevorzugen extravagante Schmuckstücke wie mehrlagige, goldene Gliederketten. Die große Sonderausstellung »Stories of HipHop« im Schmuckmuseum Pforzheim beschäftigt sich mit der gesamten HipHop-Kultur. »Wir erzählen Geschichten rund um dieses gesellschaftliche Phänomen«, erläutert Tom Frietsch, Kurator der Ausstellung.

Ein wichtiges Merkmal im HipHop ist eben sein auffälliger Schmuck, der überdimensional groß und überbordend mit Diamanten oder Steinen versehen ist. Neben glitzernden Schmuckstücken gehören auch Mode und Graffitti dazu. Die Rapperinnen der Band »Salt ’n‘ Pepa« machten beispielsweise die kühnen »Door Knocker«-Ohrringe salonfähig, extravagante Goldohrringe in Form eines Türknaufs. Es geht im HipHop darum, aufzufallen und sich neu zu erfinden. Daher ändern Sänger ihre Namen: Anstatt Anis oder Paul nennen sie sich Bushido oder Sido und stilisieren sich zu Superhelden. Ihr extravaganter Bling-Bling-Schmuck drückt dies ebenfalls aus, dazu gehören auch Gürtelschnallen aus Bronze, kreolische Ohrringe oder Diamanten. Der Rapper Lil Uzi Vert ließ sich sogar einen rosa Diamanten in seine Stirn implantieren.

Das Ausstellungs-Team nahm Kontakt zu Schmuckherstellern auf, die Geschichten hinter den sehr persönlichen Exponaten zu beleuchten. Die Exponate stammen unter anderen von Grill Meister aus Berlin, Playground aus London oder Rouven Groetzki in Pforzheim.

Im Schmuckmuseum sind zu »Stories of HipHop« Porträts berühmter HipHop-Musiker und deren Statements zu sehen, ebenso wie eine großformatige Bildergalerie des Fotografen ONDRO, die Schlüsselfiguren des HipHop zeigt. Platten-Cover werden ebenfalls gezeigt, auf denen häufig die Rapper mit ihrem ausladenden Schmuck abgebildet sind. »Mit dieser Sonderausstellung, die sich über das ganze Haus erstreckt, möchten wir das Lebensgefühl dieser Bewegung transportieren und interaktiv erlebbar machen. Dafür haben wir zahlreiche Workshops, Lesungen und Konzerte geplant«, erläutert die Leiterin des Schmuckmuseums Cornelie Holzach.

HipHop sei mehr als ein Musikgenre, eher eine Kultur und ein Lebensgefühl, die sich über die Jahrzehnte stark verändert haben, erklärt der Journalist Falk Schacht, der auch die Ausstellungstexte verfasst hat. Alles begann in den 1970ern in New York als Gemeinschaft Gleichgesinnter, unabhängig von Herkunft und Bildung. Aus den USA kommend, hat sich das Phänomen schnell weltweit verbreitet und Generationen von Jugendlichen geprägt. Die HipHop-Community hat die Remix-Kultur erfunden, es wurde kopiert und gemischt, bis ein eigener Stil entstand. Die Bewegung knallte in den 1980ern wie ein bunter Roboter in die triste, graue deutsche Alltagswelt und löste 1984 eine riesige Welle der Begeisterung in Deutschland aus. Alle Kids tanzten. Aber nach einem Jahr war für viele die Welle vorbei, und die Kultur war ab dann den Außenseitern vorbehalten. Doch HipHop wollte mehr als polarisieren und aufschrecken, vielmehr ging es von Anfang an um Diversität und Inklusion, auch darum, Vorurteile abzubauen. »Come as you are, we are family«, lautete der Slogan. Sneakers als Markenzeichen waren billige Schuhe in den USA und wurden erst im Laufe der Zeit zu teuren It-Pieces. »Stories of HipHop« erzählt auch von den Schwierigkeiten, die die zunehmende Kommerzialisierung mit sich gebracht hat.

Ausstellungsarchitekt Jan Saggau inszeniert für das Schmuckmuseum unter anderem einen Plattenladen. Im Glaskubus wird als visueller Hotspot der legendäre Rucker Park nachgebaut, Treffpunkt berühmter Rapper, der auch als Sinnbild für ähnliche öffentliche Plätze in Los Angeles und Berlin steht. Gezeigt wird eine Mixtur aus Bling-Bling, Originalen und Repliken, Ringen, Ketten, Sonnenbrillen, Hüten, Grillz und Fashion. Es wird einen Abend mit HipHop Kitchen geben, in der Köche ein Fünf-Gänge-Menü auf HipHop abgestimmt kochen. Die Sonderausstellung gibt die enorme Bandbreite des HipHops als Spiegel unserer Gesellschaft wieder.

Unter dem Motto »Pforzheimer Design meets HipHop« gibt es eine Kooperation mit der Fakultät für Gestaltung an der Hochschule Pforzheim. Studentinnen und Studenten aus den Bereichen Mode, Schmuck und Accessoire begeben sich auf Spurensuche und loten das Verhältnis zwischen Design und HipHop aus. Dabei entstehen Unikate für von den Studenten gewählte HipHopper wie Bush.ida oder Finna, die anschließend in der Ausstellung gezeigt werden. Das Projekt wird von Prof. Claudia Throm und Dozent Markus Müller, Fachbereich Mode, sowie Prof. Dr. Evelyn Echle, Fachbereich Kunst- und Kulturwissenschaften, geleitet und von ONDRO begleitet.

Die Ausstellung wird von Tom Frietsch aus Stuttgart kuratiert. In beratender Funktion und für die Ausstellungstexte konnte der Musikjournalist Falk Schacht gewonnen werden. Der Fotograf ONDRO begleitet das Projekt und wird eine Auswahl eigener Arbeiten zeigen. Die Ausstellungsarchitektur stammt von Jan Saggau (Studio JASA in Berlin), der auch kuratorische Aufgaben übernommen hat.






  • 30.03.2025 - 29.06.2025
    Ausstellung »

    Öffnungszeiten des Schmuckmuseums Pforzheim Di bis So und feiertags 10 bis 17 Uhr (außer Hl. Abend und Silvester) | Eintritt in die Sonderausstellung 10 €, ermäßigt 8,50 €, Familienkarte 18 € | Eintritt in die Dauerausstellung 4,50 €, ermäßigt 2,50 € | Kombiticket Dauer-/Sonderausstellung 12,50 €, ermäßigt 10 €, Familienarte 22 € | bis 14 Jahre und mit Museums-Pass-Musées frei | Gruppenführungen auf Anfrage | Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung sonntags 15 Uhr, 6,50 €, ermäßigt 4,50 € | Förderverein ISSP | www.issp-schmuckmuseum.de | Medien- bzw. Kulturpartner des Schmuckmuseums sind Pforzheimer Zeitung und SWR2 | Weitere Informationen unter www.schmuckmuseum.de



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  • Schmuck Ein Blick in die Ausstellung Rendering Foto JASA Studio in Berlin
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  • Beispiel eines Streetball fields (Rucker Park) in der Ausstellungshalle Rendering Foto JASA Studio in Berlin
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  • Fotocollage »The World is yours« Foto Tom Frietsch
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  • Grillz – ein im Hiphop beliebtes Accessoire Foto Grill Meister
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  • Cimarron Street in South Central LA, wo der Spielfilm »Boyz n tha hood« spielt Foto ONDRO
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    Schmuckmuseum Pforzheim Reuchlinhaus