»250 Jahre Pforzheimer Schmuck- und Uhrenindustrie«
Mechanik en miniature – Armbanduhren der Luxusklasse
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Ausstellung25.11.2016 - 23.04.2017
Schmuckmuseum zeigt Geschichte, Besonderheiten und Technik der Armbanduhren als Auftakt des Jubiläumsfestivals 2017 — 250 Jahre Goldstadt Pforzheim
Die Geschichte der Armbanduhren mit ihren Besonderheiten und faszinierender Technik stehen im Mittelpunkt der Sonderausstellung »Mechanik en miniature — Armbanduhren der Luxusklasse«, die vom 25. November 2016 bis zum 23. April 2017 im Schmuckmuseum Pforzheim zu sehen ist. Viele davon sind technische Meisterleistungen, auf kleinstem Raum im Millimeterbereich gefertigt, solide Handarbeit, verpackt in edle Gehäuse: Armbanduhren haben eine lange, spannende Tradition und liegen als Multifunktionsgeräte bis heute im Trend.
Als Auftakt zum Jubiläumsfestival 2017 — 250 Jahre Goldstadt Pforzheim widmet das Schmuckmuseum Pforzheim Armbanduhren und den Raffinessen ihrer Fertigung eine Sonderschau, denn Uhren sind ebenso wie der Schmuck eng mit der Stadtgeschichte verbunden. »Pforzheim bekam 1767 zuerst die Erlaubnis erteilt, Uhren zu fertigen. Der Franzose Jean François Autran bekam damals von Markgraf Karl Friedrich von Baden das Recht zugesprochen, eine Taschenuhrenmanufaktur zu errichten. Erst einige Monate später kam die Schmuckfertigung hinzu. Insofern ist es sinnvoll, das Jubiläum mit einem Uhrenthema einzuläuten«, erklärt die Leiterin des Schmuckmuseums, Cornelie Holzach.
Rund 180 Armbanduhren werden ausgestellt, zum einen von Herstellern wie Cartier, Glashütte, Rolex, Longines, Junghans, Patek Philippe, Omega oder Chopard. Zum anderen sind in einer Art Zeitstrahl auch viele historische Stücke zu bewundern. Im Fokus stehen neben der Geschichte der Armbanduhr die herausragende Präzisionstechnik sowie Besonderheiten mechanischer Uhrwerke. Es sind Armbanduhren zu sehen, die einen Tauchgang bis in 10.000 Meter Tiefe oder einen Flug zum Mond bestens überstehen könnten. Sie stammen aus Privatsammlungen und Museen in ganz Europa. Daneben verdeutlichen Fotos und Zeichnungen sowie kleine Filme die historische Entwicklung, die Trageweise und die Bedeutung dieser Zeitmesser.
Nach heutigem Kenntnisstand beginnt die Geschichte der am Handgelenk getragenen Uhr Ende des 16. Jahrhunderts. Damals schenkte der Graf von Leicester der englischen Königin Elisabeth I. zur Wiedereinführung der Reformation eine kleine, an einem Armreif befestigte Uhr. Auch der Philosoph Blaise Pascal soll sich seine Uhr um das Handgelenk geschnallt haben. So richtig fängt die Geschichte der Armbanduhr jedoch erst Anfang des 19. Jahrhunderts an, wie der Uhrenexperte Gisbert L. Brunner erläutert, der die Ausstellung beratend begleitet. Der Pariser Goldschmied Marie-Étienne Nitot, Hoflieferant des französischen Kaisers, fertigte zwei Schmuckarmbänder, eines mit Uhr, das zweite mit mechanisch schaltbarem Kalender. Den Auftrag dazu erteilte Kaiserin Joséphine, Gemahlin Napoleon Bonapartes. Hiermit beginne, so Brunner, nachweislich die Geschichte der fürs Handgelenk konzipierten Uhr.
Patek Philippe stellte 1868 seine erste Armbanduhr her. An einem goldenen Armreif ist ein rechteckiges Gehäuse befestigt. Nach dem Aufklappen eines mit Brillanten versehenen Deckels wurde das Emailzifferblatt sichtbar. Das sogenannte Baguettewerk musste noch mit einem kleinen Schlüssel aufgezogen werden. Viele Armbanduhren entstanden für besondere Zwecke, wie die erste Serienarmbanduhr, die nach derzeitigem Kenntnisstand um 1880 bei der Manufaktur Girard-Perregaux im Auftrag Kaiser Wilhelms II. von der Deutschen Kriegsmarine bestellt wurden, als Offiziers-Dienstuhren. In den schlichten runden Gehäusen, die noch stark an Taschenuhren erinnerten, tickten runde Uhrwerke mit einem Durchmesser von 27 Millimetern. Zur Befestigung am Handgelenk dienten Kettenbänder. Ein Schutzgitter bewahrte das empfindliche Kristallglas vor Bruch. Als militärischer Ausrüstungsgegenstand wurde die Armbanduhr bald unerlässlich. Während die nicht zum Militär gehörenden Herren nach wie vor eher zur Taschenuhr griffen, schätzten Frauen die Armbanduhren sehr, ob aus modischen Erwägungen oder weil sie auch bei der Arbeit unkompliziert waren. Der brasilianische Flugpionier Alberto Santos-Dumont ließ sich von dem Pariser Uhrmacher Louis Cartier eine spezielle Armbanduhr bauen. Mit der quadratischen »Cartier Santos«, die ab 1911 allgemein verfügbar war, emanzipierte sich die Armbanduhr nachhaltig vom Taschenuhr-Design.
Armbanduhren wurden immer raffinierter und ständig weiter entwickelt. Kalenderwerke gehören zu den ältesten Zusatzfunktionen. 1905 wurden die ersten Leuchtziffern eingeführt, kurz darauf auch die Weckfunktion, ein wassergeschütztes Gehäuse und der automatische Aufzug kamen nach und nach dazu.
Hans Wilsdorf gründete in London den Uhrenvertrieb Wilsdorf & Davis. Das Geschäft konzentrierte sich auf den Import und Vertrieb Schweizer Armbanduhren. Er ließ sich 1908 den Markennamen Rolex schützen, ein Kürzel aus »rolling export«.
Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Armbanduhr führt nach Pforzheim. Dort betätigte sich Karl Scheufele seit 1904 als Unternehmer. Bemerkenswerte Erfolge seiner Firma »Eszeha« gründeten sich unter anderem auf das patentierte Armband mit Klammer, in die sich eine Damentaschenuhr einlegen ließ. 1963 kauften Karin und Karl Scheufele die 1860 gegründete Schweizer Uhrenfirma Chopard, die nun mit Sitz in Genf außergewöhnliche Uhren und hochwertigen Schmuck mit hoher Fertigungstiefe herstellt und inzwischen weltweit berühmt ist.
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25.11.2016 - 23.04.2017
Öffnungszeiten des Schmuckmuseums Pforzheim Di bis So und feiertags 10 bis 17 Uhr (außer Hl. Abend und Silvester)
Eintritt in die Dauerausstellung 3,00 €, ermäßigt 1,50 €