Edvard Munch.
Edvard Munch. Druckgraphik im Städel Museum
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Ausstellung03.07.2009 - 18.10.2009
Städel Museum, Graphische Sammlung
Die Graphische Sammlung im Städel Museum verwahrt über 80 Druckgraphiken des Norwegers Edvard Munch (1863-1944), darunter Geschenke des Künstlers und viele Erwerbungen, die bereits zu dessen Lebzeiten erfolgten. Die Ausstellung „Edvard Munch. Druckgraphik im Städel Museum" präsentiert diesen stattlichen Bestand. Sie würdigt die herausragende Aussagekraft der Druckgraphik Edvard Munchs und veranschaulicht deren wegweisende Bedeutung für die Kunst des 20. Jahrhunderts.
Wie in seiner Malerei brachte Munch ab 1894 auch in der Druckgraphik vor allem psychische Zustände und innere Vorgänge zum Ausdruck. Mit szenischen Schilderungen ebenso wie mit symbolischen Seelenlandschaften schuf er Blätter, die Stimmungen und Lebenserfahrungen wie Liebe, Eifersucht, Angst, Krankheit, Einsamkeit oder Trauer thematisieren. Aber auch das Bildnis nimmt in der Druckgraphik Munchs einen hohen Stellenwert ein. So hielt Munch Freunde aus der Boheme wie Henrik Ibsen, Stéphane Mallarmé oder August Strindberg in psychologisch tiefgründigen Porträts fest. Kontextualisiert wird Munchs Werk in der Ausstellung am Beispiel ausgewählter Positionen von Künstlern wie Beckmann, Gauguin, Heckel, Klinger, Redon oder Toulouse-Lautrec aus der Sammlung des Städel. Die Ausstellung ist vom 3. Juli bis 18. Oktober 2009 in der Graphischen Sammlung zu sehen. Eigens hierfür wird unter http://munch.staedelmuseum.de ab dem 3. Juli eine Microsite zur Verfügung stehen, die ausführliche Informationen zu den verschiedenen Drucktechniken, zum Leben und Werk des norwegischen Künstlers und zum Sammlungsbestand von Edvard Munch im Städel Museum bietet.
Edvard Munch beginnt 1894, als er in Berlin lebt, im Alter von 31 Jahren druckgraphisch zu arbeiten.
Das in den folgenden Jahrzehnten bis ins hohe Alter in Deutschland, Paris und Norwegen geschaffene umfangreiche druckgraphische Werk spiegelt sowohl sein Leben als auch seine Faszination für die besonderen Qualitäten der gewählten Ausdrucksmittel wider. Experimentierfreudig versteht er es, die spezifischen Eigenschaften der druckgraphischen Techniken, der Radierung, der Lithographie und des Holzschnitts, meisterhaft und innovativ mit komplexen Inhalten zu verbinden.
Die gewählten Motive gleichen weitgehend jenen seiner zuvor entstandenen Gemälde. Als Maler ist Munch 1894 bereits ebenso bekannt wie umstritten. Vor allem der Skandal um die 1892 aufgrund der Empörung von Publikum und Kritikern geschlossene Ausstellung seiner Gemälde im Verein Berliner Künstler entfachte die Diskussion um seinen freien Umgang mit Farben und Formen seiner Bildgegenstände.
Die heftige Ablehnung durch die konservativen Stimmen im Berlin jener Jahre schlägt dem Skandinavier ebenso entgegen wie dem französischen Impressionismus.
Jenseits der Farbe beginnt Munch in Berlin prägende Motive seiner Gemälde wie „Das Mädchen am Fenster", „Der Tag danach" oder „Das kranke Kind" zunächst in Radierungen zu übertragen. Diese in Kenntnis zeitgenössischer Meisterwerke wie der Radierungen Max Klingers (1857-1920), aber offenbar ohne langwierige Anleitung geschaffenen frühen Kaltnadelarbeiten sind von erstaunlicher Qualität und zeugen von einer vielversprechenden Begabung. Gemeinsam mit fünf weiteren Tiefdrucken sind sie in einer 1895 von Julius Meier-Graefe in Berlin verlegten Mappe mit Radierungen Edvard Munchs enthalten. Von dieser seinerzeit erfolglos angebotenen Edition besitzt das Städel seit 1912 eine vollständige Mappe der in nur zehn Exemplaren auf Japanpapier gedruckten Vorzugsausgabe.
Bereits 1894, als Munch zu radieren beginnt, entstehen auch seine ersten Lithographien. Unter den über 30 ausgestellten Beispielen in dieser Technik finden sich eindrückliche Bilder, die differierende Stimmungen der Liebe thematisieren („Meer der Liebe", „Loslösung II", „Vampyr II"). Zwei lithographierte Fassungen zur „Eifersucht" (1896) legen einen Vergleich mit dem späteren Gemälde gleichen Titels in der Galerie des Städel nahe. Munchs „Gasse" bietet einen visionären Kommentar zur „Frau als Objekt der Begierde", der im lithographischen Werk von Henri Toulouse-Lautrec einen Ahnen hat.
Einzigartig gelingt es Munch, schwer fassbare psychische Zustände und Empfindungen zwischen den Geschlechtern ins Bild zu setzen. Kaum spürbar verlassen seine Motive die alltägliche Welt und finden ihre Entsprechung zum modernen Seelenleben. Seine symbolisch verdichteten Gefühle muten einfach an und sind von tiefem Sinn erfüllt.
Zu den grundlegenden Lebenserfahrungen, die den Künstler Munch sein Leben lang beschäftigen, zählt Eros ebenso wie Thanatos. Die eindringlichsten Zeugnisse zum Thema Tod sind seine in Malerei wie Druckgraphik stets aufs Neue variierten Bilder zum miterlebten Sterben seiner 15-jährigen Schwester Sophie im Jahre 1877. In Paris, wo Munch 1896/97 lebt, lässt er das „Sterbezimmer" in Schwarz auf blaugrauem Bütten und „Das kranke Kind", eine Inkunabel der Farblithographie, ausführen. Unter der Hand des Druckers Auguste Clot, der zur gleichen Zeit im Auftrag von Ambroise Vollard mit der Arbeit an den druckgraphischen Folgen der Nabis - Pierre Bonnard, Édouard Vuillard und Maurice Denis - beginnt, kommt die Farblithographie als neue drucktechnische Errungenschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts zur Entfaltung.
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03.07.2009 - 18.10.2009