Edvard Munch.
Edvard Munch. Druckgraphik im Städel Museum
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Ausstellung03.07.2009 - 18.10.2009
Zahlreich unter den Lithographien Munchs sind einfühlsame Bildnisse seiner Zeitgenossen. Als feinsinnigen Ästheten schildert Munch 1895 seinen Förderer und Freund „Harry Graf Kessler". Er zeichnete ihn nach dem Leben, unmittelbar vor dem Modell auf den Stein. Das Mappenwerk „Aus dem Hause Linde", eine besondere Art von Familienbildnis, führte Edvard Munch 1902 im Auftrag des Lübecker Augenarztes und wichtigen Förderers seiner Kunst Max Linde aus. Ausschließlich für den privaten Gebrauch der Familie bestimmt, wurden nur wenige Exemplare gedruckt, die entsprechend in öffentlichen Sammlungen selten zu finden sind. Unter den porträtierten Gefährten aus Bohemekreisen sind in der Ausstellung unter anderen der polnische Dichter Stanis³aw Przybyszewski, aber auch der Schriftsteller Henrik Ibsen oder der schwedische Dramatiker August Strindberg vertreten - Letzterer ein, so Meier-Graefe 1915, Partner Munchs „im Verhältnis zum Femininum, beim Glase und in der Neuros".
Nach Radierung und Lithographie beginnt Munch Ende 1896 auch im Holzschnitt zu arbeiten. Nachbarschaften wie jene der 1894 in Kaltnadel ausgeführten „Zwei Menschen" und einem Farbholzschnitt gleichen Themas aus dem Jahr 1899 machen die technisch bedingten Unterschiede anschaulich.
Sie zeigen aber auch, wie die von Stille und Einsamkeit getragene Stimmung jeweils in die charakteristische Sprache des druckgraphischen Mediums übersetzt wird - ein gestalterischer Prozess, mit dem stets eine Verdichtung und Konkretisierung des Bildgedankens einhergehen.
Zu den wenigen Künstlern, die vor dem Hintergrund des in Paris entwickelten Interesses für den japanischen Holzschnitt in dieser Zeit ebenso wie Munch von der ältesten bekannten Drucktechnik Gebrauch machen, zählen Paul Gauguin und Félix Vallotton. Und so wie Gauguin um die Mitte der 1890er-Jahre beginnt, dem Holzschnitt durch seine experimentelle Auffassung neue Möglichkeiten zu eröffnen, so entwickelt auch Munch innovative Gestaltungsmethoden. Während er seinen Farbholzschnitt „Meereslandschaft" (1897) in herkömmlicher Weise mit zwei Stöcken druckte, sind „Zwei Menschen (Die Einsamen)" (1899) und „Zum Walde II" (1915) das Ergebnis einer in dieser Technik bisher unbekannten Vorgehensweise. Mittels einer Laubsäge zerlegt er den Druckstock in Teile, um diese unterschiedlich einfärben, und, einem Puzzle gleich zusammengefügt, variantenreich drucken zu können. Zum Einfluss, den Munch auf nachfolgende Künstler ausüben sollte, ist auch dieses Verfahren zu rechnen, das später Ernst Ludwig Kirchner aufgreifen sollte.
Der Bestand der Graphische Sammlung des Städel Museums verzeichnet heute einundachtzig druckgraphische Werke von Edvard Munch. Bereits 1911, zu Lebzeiten des Künstlers, wurden unter der Direktion von Georg Swarzenski die herausragende Farblithographie „Das kranke Mädchen" und zwei Radierungen für die Städtische Galerie erworben. Weitere Ankäufe erfolgten in den Jahren 1912, 1914, 1916 und 1918. Nachdem der Künstler selbst Anfang der Dreißigerjahre der Sammlung 11 Lithographien und Holzschnitte zum Geschenk machte, war der Bestand auf 40 Werke angewachsen. Während 1937 von drei in den Zwanzigerjahren erworbenen Gemälden Munchs zwei als „entartet" beschlagnahmt wurden, blieben die druckgraphischen Werke Munchs verschont. Die im Städel zu beklagenden Verluste im Bereich der expressionistischen Graphik wurden nach dem Zweiten Weltkrieg 1948 durch das „Vermächtnis Dr. Carl Hagemann" großzügig ausgeglichen. Zu den überlassenen Druckgraphiken seiner Sammlung zählten auch Werke von Edvard Munch. Seither wurden auf Auktionen gezielte Erwerbungen getätigt, die den vorhandenen Bestand sinnfällig ergänzen und erweitern.
Als das Städelsche Kunstinstitut vom 12. Oktober bis zum 23. November 1952 „Edvard Munch. Graphik" mit weit über 100 Exponaten vorstellte, waren dies zu größten Teilen Leihgaben aus einer deutschen Privatsammlung. Heute, nach über 50 Jahren, greift das Städel auf den eigenen Bestand zurück, um die herausragende Aussagekraft des Druckgraphikers Edvard Munchs zu würdigen.
Kuratorin: Dr. Jutta Schütt
Website:
Ort:" target="_blank">http://munch.staedelmuseum.de Ort:
Pressevorbesichtigung: Donnerstag, 2. Juli 2009, 11.00 Uhr
Ausstellungssdauer: 3. Juli bis 18. Oktober 2009
Öffnungszeiten: Dienstag, Freitag bis Sonntag 10-18 Uhr, Mittwoch und Donnerstag 10-21 Uhr
Information: http://www.staedelmuseum.de, info@staedelmuseum.de,
Telefon +49(0)69-605098-0, Fax +49(0)69-605098-111
Eintritt: 10 Euro, ermäßigt 8 Euro, Familienkarte 18 Euro, freier Eintritt für Kinder bis zu 12 Jahren
Kulturpartner: hr 2 kultur
Presse: Dorothea Apovnik (Leitung), Axel Braun (Pressesprecher), Marijke Gassen
Städel Museum, Dürerstraße 2, 60596 Frankfurt, Telefon +49(0)69-605098-234,
Fax +49(0)69-605098-188, presse@staedelmuseum.de, Pressedownloads unter
" target="_blank">http://www.staedelmuseum.de
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