Gestirne
Himmlisch Sonne, Mond und Sterne im Schmuck
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Ausstellung08.07.2016 - 30.10.2016
Der Mythos der Edelmetalle ist eng mit den Gestirnen verbunden. Sonne, Mond und Sterne waren in vielen frühen Kulturen und auf allen Kontinenten göttliche Zeichen am Himmel, die gefürchtet und verehrt wurden zugleich: Sie galten sowohl als Bewahrer von Glück und Wohlstand wie auch als Boten böser Mächte. Ebenso haben sich Dichter, Komponisten, Maler und Kunsthandwerker von der Antike bis zur Gegenwart der Himmelskörper angenommen. Auch im Schmuck sind sie auf vielfältige Weise zu finden, ob magisch aufgeladen oder »nur« in schöner oder teurer Gestalt. »Es ist weltweit das erste Mal, dass eine Schau Schmuck in Beziehung zum Kosmos setzt. Die Bedeutungen dieses altgriechischen Wortes — Ordnung, Weltordnung, Universum und auch Schmuck — legten nahe, dies im Schmuckmuseum Pforzheim zu tun«, erläutert der Kurator und frühere Leiter des Hauses, Fritz Falk. Die Ausstellung vom 8. Juli bis zum 30. Oktober 2016 spannt einen Bogen vom alten Ägypten und den Kulturen des Mittelmeers bis zur Gegenwart und geht zudem auf außereuropäische Kulturen sowie Uhren ein.
Von der Bronzezeit bis zum Barock
Bereits in der Bronzezeit ist die Sonne als Kreismotiv allgegenwärtig — der Glanz des Goldes scheint dem Himmelskörper äquivalent zu sein. Dies zeigt die Himmelsscheibe von Nebra, die als älteste Darstellung des Himmels gilt. Auch im Land der Pharaonen wurde der Sonne magische Wirkkraft zugeschrieben, wie ihre Abbildung auf einem goldenen Siegelring des Pharaos Ramses II. aus dem Staatlichen Museum ägyptischer Kunst in München belegt. Neben dem Sonnengott Helios finden sich im alten Griechenland Darstellungen des Mondes: Die Mondsichel ist das Symbol der Göttin Selene und später bei den Römern Luna. Sogenannte Lunula-Anhänger verbreiten sich von dort aus bis nach Kleinasien und nördlich der Alpen, nach Süddeutschland und ins Rheinland. Die für ihre Goldschmiedekunst auf höchstem Niveau bekannten Etrusker verewigten Sonne und Mond in kunstvoll granulierten Schmuckstücken. Während aus Völkerwanderungszeit, Mittelalter und Renaissance nur verhältnismäßig wenig über Gestirne im Schmuck bekannt ist, beginnt im Barock eine wahre Hochzeit der Auseinandersetzung mit Himmelskörpern: Astronomie und Astrologie feiern Triumphe, die Entdeckungen der Wissenschaft im 16. und 17. Jahrhundert schlagen sich vielfältig in Künsten und Kunsthandwerk nieder. Eine Besonderheit sind Bruststerne von Ordensinsignien, zudem fand bisweilen der ganze Kosmos Eingang in ein Schmuckstück, wie ein auffaltbarer astronomischer Ring zeigt.
19. Jahrhundert, Jugendstil und Moderne
Kaum eine Epoche hat so viel »himmlischen« Schmuck hervorgebracht wie das 19. Jahrhundert. Während magische, mythologische oder religiöse Aspekte nur noch wenig relevant waren, trat das dekorative Element in den Vordergrund. Ein Beispiel ist der sogenannte »Sunburst«: meist diamantbesetzte Sonnenstrahlen, die die aufgehende Sonne zeigen, wie eine Dose aus Nephrit von Carl Fabergé in St. Petersburg zeigt. Im Jugendstil ist die auf- oder untergehende Sonne ein überaus beliebtes Motiv. So stellt René Lalique sie als »soleil couchant« in einer abendlichen Seenlandschaft auf einem Schmuckkamm dar.
Seit den späten 1950er Jahren widmen sich Schmuckkünstler in Europa, Israel, Japan und vielen anderen Ländern aus unterschiedlichen Motivationen heraus den Himmelskörpern, angeregt von alten Mythologien, Musik und bildender Kunst oder astronomischen Ereignissen wie Sonnen- und Mondfinsternissen. Die Pforzheimer Zunft Schmuck + Gestaltung schrieb 1999 einen Wettbewerb aus, die Sonnenfinsternis in Schmuck umzusetzen.
Außereuropäische Kulturen
Im Schmuck außereuropäischer Kulturen finden die Gestirne einen überaus vielfältigen Niederschlag, so zum Beispiel die Mondsichel in Nordafrika und auf der arabischen Halbinsel. Im Jemen wurden und werden noch immer silberne Amulettbehälter zur Aufnahme religiöser Texte getragen, die häufig mit Mond- und Sternmotiven bereichert sind. Andere Beispiel sind der Schmuck der zu den Miao gehörenden Hmong-Frauen in China, die bei Festlichkeiten silberne Scheiben mit vielstrahligem Stern in der Mitte tragen, oder goldene Scheiben mit Sonnensymbolen in prächtigen Ketten der westafrikanischen Ashanti und Baule.
Mach es wie die Sonnenuhr …
Neben ihrer Beliebtheit als schmückendes Element haben die Gestirne bei der Zeitmessung seit jeher eine ganz praktische Rolle. Die Sonnenuhr gilt als ältestes Gerät zur Zeitmessung überhaupt. Auch sie wurde als Schmuckstück in kleinem Format gefertigt, zum Beispiel als Fingerring.
Zudem wurden Taschen-, Anhänge- und Armbanduhren mit zahlreichen Funktionen wie auch einer Mondphasenanzeige ausgestattet.
Zur Ausstellung erscheint bei der ARNOLSCHEN Verlagsanstalt ein Begleitband mit gleichnamigem Titel. Außerdem findet ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm statt (siehe www.schmuckmuseum.de).
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08.07.2016 - 30.10.2016
Öffnungszeiten des Schmuckmuseums Pforzheim Di bis So und feiertags 10 bis 17 Uhr (außer Hl. Abend und Silvester)
| Eintritt in die Dauerausstellung 3,00 €, ermäßigt 1,50 €, z.B. mit der SWR2-Kulturkarte, bis 14 Jahre und mit Oberrheinischem Museumspass frei | Gruppenführungen auf Anfrage | Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung sonntags 15 Uhr, 5 €, ermäßigt 3,50 € | Partner von Kulturland Baden-Württemberg | Medien- bzw. Kulturpartner des Schmuckmuseums sind Pforzheimer Zeitung und SWR2 | Weitere Informationen unter www.schmuckmuseum.de