Historica
Auktion der Sammlung Karsten Klingbeil bei der Hermann Historica oHG in München mit exzellenten Ergebnissen
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Presse31.10.2012
Starke internationale Resonanz auf die Versteigerung der weltgrößten privaten Kollektion alter Waffen und Harnische vom Frühmittelalter bis zur frühen Neuzeit.
München, Oktober 2012 - Bieter aus aller Welt waren angereist, um Objekte aus der einzigartigen Sammlung Karsten Klingbeil zu erwerben. In mehreren Teilen angeboten, wurde die erste Auktion im Dezember 2011 in Kooperation mit Pierre Bergé & Associés in Brüssel durchgeführt. Nun kamen 116 weitere Positionen der Kollektion im Rahmen der Herbstauktion der Hermann Historica, die vom 14. bis 23. Oktober 2012 im Stammhaus in München stattfand, zum Aufruf; darunter fünf komplette Harnische und eine Auswahl hochwertiger Rüstungsteile, Helme sowie Blank-, Stangen- und Feuerwaffen.
Schon die Vorbesichtigung zur Auktion der Sammlung im würdigen Umfeld in der Residenz München, wurde schnell als weitere Sehenswürdigkeit der Stadt angenommen und erwies sich als wahre touristische Attraktion. Daran anschließend konnten vor vollbesetztem Saal, als auch mit reger Beteiligung an den Telefonen und online, ausgezeichnete Ergebnisse für die teils einmaligen Belegstücke der Kunstfertigkeit vergangener Rüstungs- und Waffenschmiede erzielt werden. Nach Einschätzung des Leiters des Departments Old Arms and Armour der Hermann Historica oHG, Robert Weis, bewies sich erneut der anhaltende Trend zu hochqualitativen Stücken mit namhafter Provenienz.
So erreichten gerade auch die Toplose der Auktion, wie Harnische aus fürstlichen Waffenkammern, beachtliche Zuschläge. Ein norddeutscher Feldharnisch um 1550–60, vermutlich aus Braunschweig, mit elegant geformtem geschlossenen Helm konnte bei 150.000 Euro zugeschlagen werden. Ein so hochwertiger, mit Ausnahme der Handschuhe und der Beinröhren komplett zusammengehöriger, homogener Harnisch ist in dieser originalen Vollständigkeit überaus selten. Ebenso überzeugte ein sehr eindrucksvoller Turnierharnisch. Der süddeutsche Halbharnisch aus der Zeit um 1580-90 mit dem dazugehörigen geschlossenen, einteiligen Helm nach Augsburger Manier, begeisterte schon im Vorfeld der Auktion eine Vielzahl von Interessenten. Ausgestattet mit Verstärkungsplatten für den Einsatz im Wellschen Gestech, fand der perfekte Repräsentant dieses raren Typus, für den die Provenienz der Sammlung Rutherfurd Stuyvesant belegt ist, für 100.000 Euro einen neuen Besitzer.
Sehr schön auch der Zuschlag für einen gotischen Feldharnisch in Innsbrucker Manier aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert. Mit originaler Schaller und einem extrem seltenen frühen Kettenhemd in nahezu unbeschädigtem Zustand, beeindruckte der Harnisch das Fachpublikum. Die auffallend schlichte Gestaltung der Rüstung ohne jede gotische „Flutung“ ist in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ein ganz charakteristisches Merkmal der Innsbrucker Plattnerschule und führt auch zu der Zuweisung in Innsbrucker Manier. Formschön und ebenso dekorativ wie fachlich interessant, wurde der Harnisch dann von 50.000 auf 73.000 Euro hochgesteigert. Nur in sehr seltenen Fällen und unter besten Bedingungen überdauerten dagegen textile Rüstungselemente die Jahrhunderte. So verwunderte es auch nicht, dass um die Ausstattung eines Fußknechts mit Brigantine, Kesselhut und Beinschienen aus originalen Teilen des 15. und 16. Jahrhunderts wahre Bietgefechte entbrannten. Mit einem Startpreis von 20.000 Euro fand die auf einer eigens angefertigten Figur perfekt arrangierte Ausstattung des mittelalterlichen Fußknechts erst bei 60.000 Euro einen neuen Besitzer.
Ebenso empfindlich ist eine aus Holz und feinem Leinen gearbeitete seltene gotische Hand-Pavese aus dem Städtischen Zeughaus von Zwickau, Böhmen um 1470–80. Der rechteckige Schild mit farbiger Fassung stellt schauseitig den Hl. Georg im Kampf mit dem Drachen dar und ist umlaufend mit einem Schriftband dekoriert. Auch hier fanden Erhaltung und Rarität ihre Anerkennung im Zuschlagspreis; 32.000 Euro mussten für den Schild aufgebracht werden.
Nicht minder groß war das Interesse des internationalen Fachpublikums an raren Helmen und seltenen Rüstungsteilen. So kam mit Losnummer 45 eine italienische Beckenhaube mit Visier aus dem frühen 15. Jahrhundert, eine so genannte Hundsgugel, zum Aufruf. Der Helm aus einer einteilig geschlagenen Kalotte mit dem typischen, spitz zulaufenden Visier ist Belegstück für einen äußerst seltenen Typus von dem sich weltweit nur wenige Exemplare erhalten haben. Für seine Taxe von 40.000 Euro bereichert er nun eine neue Sammlung. Auf das Doppelte ihres Rufpreises wurden zwei sonst am Markt kaum zu findende, gotische Armzeuge aus Italien um 1430–40 gesteigert. Teils gemarkt und mit schmalen Geschüben, wurden die nun für 30.000 Euro verkauften Armzeuge der Überlieferung nach im 19. Jahrhundert auf dem Dachboden einer Hütte in Spanien gefunden.
Wahre Raritäten fanden sich auch unter den aufwändigst gearbeiteten Blank- und Schusswaffen aus der Sammlung Karsten Klingbeil. Von namhafter, teils fürstlicher Provenienz, überzeugten die Waffen, die aus der Kollektion zum Aufruf kamen. Darunter ein Rapier der Trabanten-Leibgarde der Fürsten von Sachsen aus dem frühen 17. Jahrhundert, das neben seiner Seltenheit durch feinste Verarbeitung bestach. Taxiert wurde es auf 18.000 Euro, verkauft mit 28.000 Euro. Ein eindrucksvolles deutsches Schlachtschwert um 1400 mit breiter zweischneidiger Klinge und silbereingelegtem Knauf mit der Darstellung eines heraldischen Tieres, erzielte bei einem Startpreis von 4.000 Euro einen Zuschlag von 15.000 Euro. Ein extrem seltenes Paar langer Luxus-Steinschlosspistolen mit Elfenbeinschäften wurde von Christoph Tressler in Lindau um 1670 gefertigt. Die kostbar dekorierten Waffen mit Läufen aus feuervergoldeter Bronze, Silberring, Silbereinlagen und Vollschäften aus Elfenbein belegen die Kunstfertigkeit der Büchsenmacher ihrer Zeit und mussten ihrem neuen Besitzer dann auch 60.500 Euro wert sein.
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