Pech gehabt...
Pech gehabt... 100.000 Jahre Mißgeschicke
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Presse12.05.2005
Verloren, zerbrochen, angebrannt - die Mißgeschicke der Vergangenheit sind für die Archäologen oftmals echte Glücksfälle, ermöglichen sie doch viele Einblicke in die Lebenswelt unserer Vorfahren. Dabei reichen die Unglücke von Produktionsfehlern bis zu Ungeschicklichkeiten wie dem angebrannten Mittagessen oder der verlorenen Perlenkette. Neben echten Mißgeschicken wie Fehlbränden bei der Gefäßherstellung oder Gußfehlern beim Bronzeguß, werden auch eher erheiternde Fehler präsentiert, etwa der Fingerabdruck eines griechischen Vasenmalers oder Musterfehler vorgeschichtlicher Töpfer. Oftmals sind es erst die Fehler, die den Archäologen heute wertvolle Erkenntnisse liefern. So können beispielsweise Speisereste in verkohltem Zustand ausnahmsweise erhalten bleiben und uns so etwas über die Nahrungspflanzen in der Vorgeschichte erzählen. Zerbrochene und geflickte Gegenstände berichten von der Wertschätzung, die der Einzelne dem beschädigten Gegenstand entgegenbrachte. Selbst ein verlorenes Schmuckstück verrät noch einiges, etwa über die Datierung der jeweiligen Siedlungsschicht oder über die Alltagstracht des ehemaligen Besitzers. Leihgaben aus der Antikensammlung, der ethnologischen Sammlung und der Volkskundesammlung zeigen in der Ausstellung, daß solche Ungeschicklichkeiten vor keiner Kultur halt machen. Und obwohl die Mißgeschicke teilweise viele Jahrtausende zurückliegen, fällt es uns heute leicht, sich in die Situation des Pechvogels zu versetzen. Damit gelingt auch etwas, was sonst selten möglich ist: Der Mensch rückt in den Vordergrund. Man beginnt sich Gedanken zu machen über den Menschen, dem dieses Mißgeschick passiert ist und fragt sich unwillkürlich: Hat er sich geärgert? Was waren die Folgen des Unglücks? Fast möchte man ihm bedauernd “Was für ein Pech!” zurufen! Pech gehabt... 100.000 Jahre Mißgeschicke Hessisches Landesmuseum, Vor- und Frühgeschichte seit 12. Mai 2005 Di – So, 10 – 17 Uhr