zur dritten großen Auktionswoche im Wiener Dorotheum
Gemälde und Kunstgegenstände aus den Sparten Alte Meister, Meisterzeichnungen, Druckgrafik bis 1900, Aquarelle & Miniaturen, Glas und Porzellan, Möbel und dekorative Kunst, Skulpturen und Juwelen kommen in der dritten großen Auktionswoche des Dorotheum von 2. bis 6. Oktober 2006 unter den Hammer.

Feine Kostbarkeiten aus Glas und Porzellan von berühmten europäischen Manufakturen bilden am 2. Oktoberden Auftakt. Das Spitzenstück aus dem „weißen Gold“ ist eine seltene Pilger-Flasche von Du Paquier mit dem Portrait seines Förderers Kaiser Karl VI. und seiner Gemahlin Elisabeth Christina (Schätzpreis 25.000 - 45.000 €). Gleich mehrere bedeutende Werke stammen aus der Meissener Pozellanmanufaktur, eine Dose mit goldener reliefierter Büste von August II. dem Starken auf prachtvollem Landschaftsdekor (18.000 - 30.000 €), und für die schöne Tafel ein außergewöhnlicher Spargelbund als Deckelterrine, naturalistisch bemalt mit hellbrauner Bastverschnürung (4.000 - 7.000 €). Unter dem eindrucksvollen Glasangebot finden sich Lobmeyr-Gläser und fünf verbleite Glasfenster, darunter ein Prachtfenster aus Wien um 1900, das durch seine farbenfrohe Glasmalerei beeindruckt (11.000 – 20.000 €). Besondere Beachtung verdienen auch die fünf Kothgasser Becher aus der Zeit um 1820 bis 1825. Darunter das stets sehr gefragte Motiv der Domkirche zu St. Stephan (6.000 – 9.000 €).

Mit der größten Skulpturenauktion des Dorotheum setzt das Programm am 3. Oktober fort. Den ersten Teil der Auktion bildet eine besonders umfangreiche deutsche Privatsammlung mit dem Thema „Das Marienbild im Wandel von 1350 - 1900“. In der Sammlung befinden sich hervorragende Objekte aus der Barockzeit, darunter der deutsche Künstler Johann Peter A. Wagner mit einer meisterlichen Immakulata aus dem 18. Jahrhundert (15.000 – 16.000 €). Aus der Gotik stammen mehrere hochinteressante Werke, darunter als Spitzenstück eine Madonna aus dem Multscher Kreis um 1450-60 (30.000 – 33.000 €). Und auch im zweiten allgemeinen Teil der Auktion sind hochwertige Skulpturen bedeutender Meister vertreten. So ein fränkischer Christophorus in meisterlicher Qualität um 1490 (40.000 - 55.000 €), und eine große, süddeutsche Madonna mit Kind um 1470-80, die auf 50.000 bis 60.000 Euro geschätzt wird. Nicht zuletzt von Bedeutung sind die zahlreichen italienischen Skulpturen von hervorragender Qualität, ein Marmortabernakel aus der Werkstätte Antonello Gaggini um 1500 (40.000 - 45.000 €), ein Marmorrelief einer Madonna mit Kind um 1400 (24.000 - 26.000 €), oder ein Renaissance-Christus am Kreuz aus der Lombardei, der in voller Lebensgröße beeindruckt (14.000-16.000 €).

Ebenfalls am 3. Oktober kommen Meisterzeichnungen, Altmeistergraphik bis 1900, Aquarelle und Miniaturen zur Versteigerung. Außergewöhnlich interessant ist eine Federzeichnung aus dem 16. Jahrhundert von Jacopo Negretti detto Palma Giovane (Venedig 1544 – 1628), eine „Madonna mit Kind, zur linken der Hl. Hieronymus und zur rechten der Hl. Sebastian“. Das 18. Jahrhundert ist u. a. mit der „Hochzeit von Alexander und Roxane“ vertreten, eine Federzeichnung der italienischen Schule von Julien de Parme (Cavigliano 1736 – 1799 Paris; 18.000 – 20.000 €).

Aus dem Wien des 18. Jahrhunderts bezaubert ein schlafender Knabe von Jakob Matthias Schmutzer (Wien 1733 – 1811). Die Rötelzeichnung ist ein hervorragendes Beispiel für Schmutzers Portraitkunst. Die lockere Dahingeworfenheit des Rötelduktus harmonisiert mit der Selbstvergessenheit im Schlaf des Knaben (1.600 - 1.800 €).

Aus den unterschiedlichsten Schaffensperioden stammen die Zeichnungen und Aquarelle aus der Hand Lászlo Mednyánszkys (Becko 1852 - 1919 Wien), die ein weiteres Highlight der Auktion darstellen. In seinen Landschaftzeichnungen und Aquarellen, wandte er sich besonders der Wiedergabe einiger Gegenden Ungarns zu. Den dort Arbeitenden, besonders den Wanderarbeitern, aber auch den Leiden des Krieges galt sein besonderes persönliches Interesse und seine künstlerische Aufmerksamkeit. In seiner Stärke hervorstechend ist der „Sitzende, leicht vorgebeugte Mann“, ein Vorbote des Expressionismus in seinem Hell- Dunkelkontrast und seiner emotionalen Verdichtung (800 – 1.000 €). Seine eigene und eigenwillige Schraffur- und bewegte, fast flirrende Pinseltechnik unterstützten Mednyánszkys tiefes psychologisches Feingefühl und daher ein großes Können in seiner Personendarstellung, deren Einzigartigkeit erst in den letzten Jahren wahrgenommen wird.

Höchst spannend verspricht die Altmeisterauktion am 4. Oktober zu werden. Eines der schönsten und bedeutendsten Gemälde stammt von Sebastiano Ricci, der als wichtigster venezianischer Maler seiner Zeit gilt. Eine wunderschöne Venus mit zwei Putten, die 2003 bei der großen Ausstellung anlässlich der EU-Präsidentschaft Italiens in Brüssel neben Tizians „Erotischer Venus von Urbino“ und Giorgiones „Schlummernder Venus“ als weiteres Hauptwerk ausgestellt war (Preis auf Anfrage).

Großes Augenmerk verdient Franceso Guardis „Blick auf einen verfallenen Torbogen und in die Venezianische Lagune“; der Künstler wird als Schüler und Nachfolger Canalettos höchst geschätzt (190.000 – 250.000 €). Ein weiteres Highlight ist das „Stilleben mit Muscheln und Blumen“ von Balthasar van der Ast, der nach 1620 der führende holländische Stilllebenmaler war (150.000 – 200.000 €). Zahlreiche weitere hochwertige Gemälde lassen bereits den Schwerpunkt Italien erkennen, darunter eine äußerst anmutige „Madonna mit Kind“ von Antiveduto Gramatica (60.000 - 80.000 €), ein „Bildnis einer adeligen Damen mit ihrer Tocher“ von Domenico Tintoretto (28.000 - 35.000 €), bzw. ein Architekturcapriccio von Gian Paolo Panini (20.000 - 30.000 €).