Stuttgart
Die alte Kunst im Auftrieb: Resultate der 678. Auktion Kunst & Antiquitäten
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Presse20.02.2012
STUTTGART. Mit einem Gesamtergebnis von brutto 6 Mill. € endeten die Februar-Auktionen bei Nagel am vergangenen Freitag außerordentlich erfolgreich. Die wertmäßige Verkaufsquote bezifferte sich auf über 90 %.
Damit hatte die alte Kunst in Stuttgart so gut abgeschnitten wie schon lange nicht. Dazu haben vor allem zwei Sammlungen beigetragen: gotische und barocke Skulpturen der Sammlung Rudolf Leopold sowie Uhren, frühe Möbel und kunsthandwerkliche Objekte einer namentlich nicht näher benannten „alten Privatsammlung“.
Die Auktion begann am 15. Februar 2012 mit einer Reihe von seltenen Fayence-Krügen, die bemerkenswerte Zuschläge erzielten. Ein Exemplar der grünen Familie aus der Ansbacher Manufaktur, bemalt mit Blumenkorb und Chinesen (von J. G. C. Popp, dat. 1734), verbesserte sich von geschätzten 2.000 € auf 39.000 €, ein weiteres Exemplar mit etwas einfacherem Blumendekor kam von 6.000 € auf 34.000 € (Lot 61 bzw. 60).
Wie den Fachkreisen zu entnehmen war, wurden Beispiele der grünen Familie schon sehr lange nicht mehr auf dem Markt angeboten. Ein Walzenkrug der Nümberger Manufaktur, ebenfalls mit Silbermontierungen wie die beiden Vorgänger kam auf 10.000 € (Lot 62, Schätzpreis 3.500 €). Ansonsten erzielte bei den kunsthandwerklichen Objekten das 19.
Jahrhundert sehr gute Preise. Bei den Porzellanobjekten kam eine seltene KPM-Prunkvase mit Ansichten von Rom, um 1825, auf 20.000 € (Lot 103, Höhe 47 cm, Schätzpreis 12.000 €). Und, ein seltener Zierpokal in Form eines Füllhorns, vollständig emailliert im Wiener Stil und Ende des 19. Jahrhunderts bemalt mit antikisierenden Szenen, erfüllte mit 17.000 € die Erwartungen (Lot 142). Von den hochwertigen Silberobjekten des 19. Jahrhunderts gingen einige Losnummern an Käufer aus China (unter anderem Lot 91, 92, 96, 136, 182).
Von den alten Uhren wurde eine bedeutende astronomische Tischuhr am teuersten. 45.000 € bot ein Uhrensammler für das um 1700 von Johann Christoph Erhard in Augsburg hergestellte Meisterstück (Lot 251, Schätzpreis 10.000 €). 42.000 brachte eine astronomische Bodenstanduhr mit Äquation, die im 18. Jahrhundert in Würzburg gefertigt worden war (Lot 253, Schätzpreis 8.000 €). 22.000 € erzielte eine Eisen- Zimmeruhr mit Gewichtsantrieb des 16. Jahrhunderts, eine der frühesten Uhren von Ulrich Graff in Regensburg (Lot 254, Schätzpreis 3.000 €). In den Handel ging für 20.000 € eine deutsche Renaissance-Uhr mit Gehäuseaufsatz in Form eines Straußenvogels (Lot 250, Schätzpreis 1.000 €). Insgesamt erzielte die Uhrensammlung eine Zuschlagssumme von 360.000 €.
Geradezu sensationell ist der Preis zu bewerten, der für einen bedeutenden Augsburger Kabinettschrank bezahlt wurde. Das Augsburger Möbel mit Kabinetteinrichtung, um 1650/60 für eine Naturalia- Sammlung gefertigt und mit Elfenbein-Furnier und polychromen Malereien ausgestattet, kam durch die engagierten Gebote eines deutschen Privatkunden auf 505.000 € (Lot 317, Maße 83,5 x 82 x 43 cm, Schätzpreis 100.000 €). Ein Kabinett der Renaissance, Ende des 16. Jahrhunderts entstanden, wurde mit 40.000 € honoriert (Lot 347, Schätzpreis 1.000 €). Ein frühbarockes Augsburger Prunkkabinett kam auf 16.500 € (Lot 320, Schätzpreis 6.000 €).
Außergewöhnlich sind auch die 20.000 €, die für einen Renaissance- Mörser mit der Inschrift „Ludwig Enndorffer gos mich 1538“ bewilligt wurden (Lot 328, Schätzpreis 1.200 €). Die flämische Tapisserie mit der Darstellung der „Glorifizierung der Diana“, um 1720, konnte bei 22.000 € zugeschlagen werden (Lot 341, Maße 280 x 327 cm, Schätzpreiss 4.000 €). €). Bei den Skulpturen der Sammlung Leopold wurde die Schätzpreissumme insgesamt um 30 Prozent übertroffen. Die teuerste Figur der Auktion wurde der hl. Florian, um 1500 in Tirol geschnitzt; er fand bei 45.000 € einen Abnehmer (Lot 627, H. 29 cm, Schätzpreis 3.000 €). Ebenfalls sehr gefragt war der hl. Hippolytus, um 1500/10 in Thüringen entstanden; er erzielte 33.000 € (Lot 636, Höhe 88 cm, Schätzpreis 5.000 €). Denselben Preis brachte eine Pietà, die um 1450 in Passau hergestellt worden war und nun an das dortige Museum ging (Lot 604, H 97 cm, Schätzpreis 33.000 €). Überhaupt war das Engagement der Museen bei den Skulpturen sehr erfreulich. Die der Werkstatt von Erasmus Grasser zugeschriebene Figur ging an ein Museum in Mannheim, ebenso der hl. Rochus aus dem oberen Neckargebiet (Lot 606 und 616). Das Museum in Leogang erwarb eine Wiener Verkündigungsgruppe (Lot 601).
Bei den Gemälden Alter Meister setzte sich ein Jagdstillleben an die Spitze. Das unten rechts bezeichnete und 1644 datierte Ölbild auf Holz bestätigte mit dem Zuschlag von 66.000 € die Autorschaft des Jan Fyt (vor 1611-1661) – im Katalog vorsichtig als Werk eines „Nachfolgers“ beschrieben (Lot 749, Schätzpreis 9.500 €). Bei den Gemälden neuerer Meister reüssierte ein Entenbild von Alexander Koester (1864-1932) bei 100.000 € (Lot 913, Schätzpreis 50.000 €). Das von Auguste Mayer (1805- 1890) in Öl festgehaltene festliche Treiben am Ufer des Bosporus wurde von einem Kunden aus der Türkei mit 60.000 € bewertet (Lot 931, Maße 49 x 78 cm, Schätzpreis 5.000 €).
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Auch der Schrank wurde als Möbelstück immer beliebter. War er bisher in Rathäusern und...
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