Preisverleihung
Ausstellung über "Katell Gélébart"
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Presse04.03.2012
Was da ist. Recycling-Design der KAIROS-Preisträgerin Katell Gélébart
Das MKG präsentiert das künstlerische Schaffen der diesjährigen KAIROS-Preisträgerin Katell Gélébart. Die französische Recycling-Designerin kreiert Kleidung, Taschen, Lampen, Möbel und andere Objekte und nutzt mit beeindruckender Konsequenz ausschließlich Materialien, die bereits vorhanden sind: Verpackungen aus neuseeländi-schen Haushalten, Seide aus indischen Produktionsüberschüssen, Filz aus sowjetischen Armeebeständen oder alte Leinensäcke der Deutschen Post. Das Konzept der Wiederverwertung haben auch andere Designer für sich entdeckt, aber Katell Gélébart arbeitet schon lange und wegweisend mit dieser Methode. Ihren ersten Shop für Recycling-Mode eröffnete sie 1998 in Amsterdam. Den Laden gibt es nicht mehr, aber sein Name wurde zum Programm: ART D’ECO.
Die 39-jährige Aktivistin vertritt ihre Ansichten und Ideen sehr überzeugend und leidenschaftlich, will jedoch nicht anprangern oder missionieren. Ihre Arbeit ist auch als Kritik an Konsumwahn, Verschwendung und Oberflächlichkeit zu verstehen. Aber darüber hinaus reizt es sie, das ästhetische Potential von Dingen zu erkennen, die andere in den Müll werfen würden. Der mit 75.000 Euro dotierte KAIROS-Preis würdigt Katell Gélébart deshalb vor allem als kreative Visionärin. Er wird seit 2007 von der Alfred Toepfer Stiftung an europäische Künstler und Wissenschaftler aus den Bereichen bildende und darstellende Kunst, Musik, Architektur, Film, Fotografie, Literatur, Design und Publizistik vergeben, die mit ihrem künstlerischen Schaffen der Kultur in Europa entscheidende Impulse geben.
Mode und Design spiegeln unsere Zeit und sind als ästhetische Codes unserer Identität unerlässlich. Katell Gélébart versteht sich jedoch in der Auseinandersetzung mit Identität nicht als Modedesignerin im eigentlichen Sinne. „The material is the message“ betont sie stets und macht mit diesem Credo deutlich, dass es ihr nicht nur um raffinierte Schnitte oder modische Trends geht, sondern vor allem um den bewussten und schonenden Umgang mit Material. Was andere als Beschränkung empfinden, beflügelt ihre Fantasie. Etwas Neues zu erschaffen, ohne dabei Ressourcen zu verschwenden oder Abfall zu produzieren, ist für sie Herausforderung und Inspiration zugleich. Und am Ende des kreativen Prozesses entsteht dann unerwartet Schönes: ein Regenmantel aus knallbunter Katzenfutterverpackung oder eine elegant geschwungene Lampe aus alten Aluminiumjalousien.
Ihre Arbeit birgt jedoch nicht nur eine ästhetische, sondern auch eine ethische Dimension. Als Nomadin arbeitet Katell Gélébart an verschiedenen Orten der Welt und begegnet den Menschen stets mit Neugier, Respekt und Empathie. Es ist für sie selbstverständlich, auf lokale Besonderheiten Rücksicht zu nehmen. So zeigt sie beispiels-weise Frauen in indischen Dörfern, wie die von ihnen produzierten Taschen durch ein modernisiertes Design auch für die urbane Kundschaft in Mumbai attraktiv werden. Damit verhilft sie den Frauen zu einem kleinen Einkommen und zu mehr Unabhängigkeit. Dennoch würde sie nie Einfluss nehmen auf die traditionellen Muster, die in einem Dorf seit Jahrhunderten gestickt oder gewebt werden, sondern lediglich auf die Form der genähten Objekte. Dieser sensible Umgang mit Menschen und ihrer Geschichte schafft ein Klima des Vertrauens und öffnet der Designerin viele Türen.
Der KAIROS-Preis ist mit 75.000 Euro einer der höchstdotierten Kulturpreise in Europa und wird an europäische Künstler und Wissenschaftler aus den Bereichen bildende und darstellende Kunst, Musik, Architektur, Film, Foto-grafie, Literatur, Design und Publizistik verliehen. Seit 2007 zeichnet die Alfred Toepfer Stiftung mit dem KAIROS-Preis sowohl künstlerische Individualleistungen als auch die Leistungen derer aus, die Kultur in Europa ermöglichen und ihr entscheidende Impulse geben. Benannt nach dem Gott des „rechten Augenblicks“ der griechischen Mythologie, ist der Preis Anerkennung und Ermutigung zugleich: Er soll Künstlern und Kulturschaffenden, die auf beispielhafte Weise unterwegs sind, einen Impuls zum weiteren Wirken geben.
Über die Vergabe des Preises entscheidet jährlich ein unabhängiges Kuratorium. Diesem gehören zurzeit folgende Persönlichkeiten an: Prof. Dr. Christoph Stölzl (Präsident Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar), Armin Conrad (Chefredakteur 3sat kulturzeit), Dr. Christine Eichel (Autorin und Journalistin), Heike Catherina Mertens (Vorstand Kultur Schering Stiftung), Dr. Rainer M. Schaper (Kulturchef und Mitglied der Geschäftsführung Schweizer Fernsehen) und Dr. Nike Wagner (Künstlerische Leiterin Kunstfest Weimar pèlerinages).
Ausstellung: 4. März bis 6. Mai 2012
Preisverleihung: 4. März, 11Uhr, Deutsches Schauspielhaus, Kirchenallee 39
Kuratorin: Angelika Riley
Pressekontakt: Michaela Hille
Öffnungszeiten: Di –So 11 – 18 Uhr, Do 11 – 21 Uhr
Eintrittspreise: 8 € / 5 €, Do ab 17 Uhr 5 €, bis unter 18 Jahre frei
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