Potsdam
Abschluss der Sanierung des Sockelgeschosses des Neuen Palais
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Presse16.05.2019
Antike Mythen
Das Neue Palais mit den dazugehörenden Communs und der Kolonnade ist mit nahezu 500 Fassadenskulpturen ein überaus reich ausgestaltetes Gebäudeensemble. Allein am Neuen Palais finden sich 267 überlebensgroße Skulpturen und 196 Putten in kleinen Gruppen. Davon sind 172 Skulpturen auf dem Sockelumgang als Einzelskulpturen oder als Zweiergruppen – einem vielseitigen ikonographischen Programm folgend – zusammengestellt.
Inhaltlich nehmen die Skulpturen im Erdgeschoss des Neuen Palais einerseits auf die antike Mythologie Bezug, verweisen teilweise aber auch auf die Funktion einzelner Gebäudeteile (z. B. am Theaterflügel). Höhepunkte sind die Darstellungen antiker Heldengeschichten an den zentralen Mittelrisaliten, beispielsweise die Schilderung der Perseus-Sage auf der Gartenseite oder der Siegeszug der Künste im Ehrenhof.
Das gesamte Skulpturenensemble zeugt von der bemerkenswerten Leistung und Bedeutung der Bildhauer im preußischen Barock, die hier in nur 7 Jahren dieses sowohl quantitativ als als auch inhaltlich herausragende Programm geschaffen haben. Die ersten Skulpturen am Friedrichsflügel haben noch Johann Peter Benckert (1709-1765) und Johann Gottlieb Heymüller (1715-1763) geschaffen. An den Mittelrisaliten waren die Gebrüder Räntz [Johann David Räntz (1729–1783), Johann Lorenz Wilhelm Räntz (1733–1776)] und Christoph Wohler d. Ä. bzw. seine Söhne tätig, gefolgt von der neuen Bildhauergeneration mit Johann Eckstein (1735-1817), Johann Kaplunger, Johann Schneck, Georg Hennicke, Gottfried Jenner u. a.
Schadensbilder und Maßnahmen
Nach einjähriger Planungs- und Vorbereitungsphase konnte im Sommer 2013 mit der Restaurierung der Skulpturen begonnen werden. In Losen aufgeteilt, wurden seitdem in jeder Saison 30 bis 40 Skulpturen durch externe Restauratoren bearbeitet, so dass im Herbst 2018 die Gesamtmaßnahme abgeschlossen war. Die Vorbereitung sowie die fachliche Betreuung erfolgte durch die Mitarbeiter des Fachbereiches Skulpturenrestaurierung der SPSG.
Die Skulpturen im Erdgeschoss sind aus Elbesandstein, seltener aus Ummendorfer Sandstein (Raum Magdeburg) gefertigt und präsentieren sich heute in ganz unterschiedlichen Erhaltungszuständen. Im Laufe der vergangenen zweieinhalb Jahrhunderte haben viele der Originalskulpturen bereits mehrfach restauratorische Bearbeitungen erfahren oder wurden durch Kopien ersetzt. Um den Erhalt der Skulpturen im Park Sanssouci zu gewährleisten, erfolgen notwendige konservatorische und restauratorische Maßnahmen in einem Zyklus von 30 Jahren. Auf Grund der hohen Anzahl der Skulpturen am Neuen Palais konnte dieser Zyklus hier allerdings nie kontinuierlich eingehalten werden: 1970 bis 2000 war die letzte Restaurierungsphase, in der mit Ausnahme von 16 Skulpturen alle Figuren des Erdgeschosses bearbeitet wurden.
Daher bietet sich heutigen Besucherinnen und Besuchern hinsichtlich des Erhaltungszustands der Skulpturen ein inhomogenes Bild, das von hellen Kopien bis zu dunkel patinierten Originalskulpturen variiert. Denn mit zunehmendem Alter werden die Oberflächen der Sandsteinfiguren dunkelgrau bis schwarz, was der natürlichen Patina mit z. T. fest aufliegenden schwarzen Krusten entspricht. In den größeren Regenschattenzonen z. B. im Beinbereich unterhalb der Gewänder bleibt dagegen die Farbigkeit des bruchfrischen Sandsteines erhalten. Das Spektrum der Schadensbilder reicht von oberflächigen Ablöseprozessen (Absanden, Aufblättern, Abschalen), Formen- und Materialverlusten (Alveolarverwitterung, Pitting, Abbrüche) über Ablagerungen (Salze, Schwarze Krusten) und Rissen bis hin zu biologischem Bewuchs (Algen, Pilze, Flechten, Moose). Ursachen der Hauptschäden sind in der Regel natürliche Verwitterungsprozesse.
Im Zuge der Restaurierung wurde nun der Wasserhaushalt der Skulpturen optimiert, so dass Regenwasser künftig über eine möglichst geschlossene Oberfläche ablaufen und in den Sandstein eindringendes Wasser über eine offenporige Oberfläche wieder abdampfen kann. Dazu wurden an Hand einer Musterfigur Methoden und Materialien festgelegt, so für die Reinigung, die Entsalzung, die Antragung mit Restauriermörtel, die Rissbehandlung oder die Ergänzung fehlender Elemente. Darüber hinaus erhielten alle Skulpturen ihre oft fehlenden Finger und Attribute zurück, um durch die Komplettierung der erzählerischen Details den gesamten Inhalt des Programms wieder anschaulich zu machen.
Geschichte des Neuen Palais
Das Neue Palais ist der größte Schlossbau im Potsdamer Park Sanssouci und gehört seit 1990 zum UNESCO-Welterbe der „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“. Mit der vollständig erhaltenen originalen Substanz und Ausstattung zählt es überdies zu den kunst- und kulturgeschichtlich wertvollsten Schlossanlagen der Welt. Es ist eines der umfassendsten und zugleich auch authentischsten Beispiele für die dekorative Raumkunst im Zeitalter Friedrichs des Großen. Das Neue Palais wurde nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges zwischen 1763 und 1769 von Johann Gottfried Büring (1723-1788), Heinrich Ludwig Manger (1728-1790) sowie Carl von Gontard errichtet und sollte von der neuen Größe Preußens künden. Konzipiert war es als Sommerresidenz, die Friedrich der Große mit Appartements für Verwandte und Gäste sowie einer Wohnung für sich selbst ausstattete.
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