Sammlung eines bibliophilen Historikers
500 Jahre Reformation – Rara, Rarissima, Unica
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Presse07.02.2017
STUTTGART. Das Stuttgarter Antiquariat (gegr. 1959) freut sich mitzuteilen, dass es zum Reformationsjubiläum 2017 eine Offerte von außerordentlich bibliophilem Rang machen kann. Katalog Nummer 196, der im Januar wie gewohnt in gedruckter Form erscheint, enthält Rara, Rarissima und Unica aus der Zeit der Vorreformation und der Zeit des Durchbruchs der Reformation. Die insgesamt 75 handschriftlichen Dokumente und Alten Drucke wurden in den letzten Jahrzehnten von einem bibliophilen Historiker zusammengetragen. Im Zentrum des Interesses stand dabei nicht allein die Frage nach der kirchlichen Erneuerung und der Spaltung der Konfessionen, sondern vor allem die Frage nach den gesellschaftlichen Veränderungen, welche die Reformationsbewegung mit sich brachte.
So umfasst die Sammlung die erste Ausgabe der „15 Bundesgenossen“ des Johann Eberlin von Günzburg. Der reformatorische Theologe hat darin unter anderem seine Utopie von „Wolfaria“ beschrieben, einem Zukunftsstaat, der eine Verbesserung der gesamtgesellschaftlichen Zustände anstrebt und auf der „Wohlfahrt“ basiert (Basel, 1521). Den Kern der Sammlung bilden die Schriften des Martin Luther, darunter ein Sammelband, aus dem Besitz des Humanisten Philipp Melanchton. Damit wollte dieser dem drohenden Verlust von Originalquellen vorbeugen, denn die Reformationsgegner hatten großes Interesse daran, die Verbreitung der Thesen zu unterdrücken; somit enthält dieser wertvolle Band die „95 Thesen“ in der Urfassung von 1517.
Auch die „Zwölf Artikel“, deren Verbreitung von der Obrigkeit unterdrückt wurde, liegen als Urdruck von Melchior Ramminger aus dem Jahr 1525 vor. Mit dieser Programmschrift haben die Bauern in Memmingen ihre Forderungen gegenüber dem Schwäbischen Bund erhoben. Bereits im April beriefen sich fast alle Aufstandsgruppen auf diese zwölf Artikel, welche die Grundlage eines neuen Rechtsverhältnisses zwischen den Bauern und den Herrschenden werden sollten. Kurz darauf erfasste der Bauernkrieg von Oberschwaben aus ganz Süddeutschland und Thüringen. Die Zwölf Artikel werden auch als die erste Niederschrift von Menschen- und Freiheitsrechten in Europa erachtet. Martin Luther, auf den sich die Bauern beriefen, distanzierte sich von den zum Teil blutigen und heftigen Erhebungen der Bauern. Seine Antworten gab er in dem ebenfalls seltenen Druck „Ermanunge zum Fryde“ (Augsburg, 1525) und wenig später in der radikalen Schrift „Wider die mordischen und Reubischen Rotten der Pawren“ (Nürnberg, 1525). Luther plädierte eindeutig für Gewaltlosigkeit „Eyn Sendebrieff von dem harten buchlin widder die bauren“ (1525).
Bei den „Loci“ handelt es sich um eine berühmte Schrift von Philipp Melanchton, welche zugleich die erste Dogmatik der evangelischen Kirche darstellt. Sie liegt hier in der letzten Fassung von 1559 vor und ist mit eigenhändigen Eintragungen versehen. Das Werk ist vom Verfasser immer wieder signifikant bearbeitet worden. In der frühen Ausgabe von 1521 hat er Autor den freien Willen bestritten und teilte damit die Meinung Luthers: „Da doch alles, was geschieht, gemäß der göttlichen Vorherbestimmung notwendig geschieht, gibt es keine Freiheit unseres Willens“. Später änderte er seine Haltung und gestand menschliche Freiheit in den Dingen der Welt zu, allerdings begrenzt durch menschliche Schwächen und die Attacken des Teufels. Auch in der Abendmahlslehre differenzierte er seine anfängliche Position und wurde prägte damit die weitere Entwicklung der evangelischen Kirche entscheidend mit.
Angebot aus unserem neuen Katalog 196, der am 30. Januar 2017 in gedruckter Form erscheint. Er ist dem Thema „500 Jahre Reformation“ gewidmet..
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„Durch die Schrift und den Buch- Druck hat eigentlich der menschliche Geist erst die Welt...
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07.02.2017Presse »
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