Mensch
William Kentridge
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Ausstellung16.03.2014 - 22.06.2014
William Kentridge (* 1955) setzt sich in seinem Schaffen mit den Bedingungen des Menschseins, der Conditio humana auseinander. Leid, Verlust, Trauer, Schmerz und Tod, aber auch Vergnügen, Sehnsüchte, Leidenschaften und Humor spielen in seinem vielschichtigen Werk eine bedeutende Rolle.
Neben rauminstallativen Arbeiten, Theaterinszenierungen und Bühnenbildern widmet sich Kentridge vor allem dem Medium der Zeichnung, die er in Form von Animationsfilmen zum Leben erweckt. Aus einer Reihe von mit Kohle oder Pastellfarben gezeichneten Bildern, die der Künstler mit einer Filmkamera durch Einzelbildschaltung abfotografiert, entstehen erzählerische, poetische und mit suggestiver Kraft aufgeladene Kurzfilme. Gerade in ihrer Unmittelbarkeit und vermeintlichen Einfachheit vermögen Kentridges filmische Skizzen existentielle Fragen des Lebens zu verbildlichen.
„Ich glaube, dass die Unbestimmtheit der Zeichnung, die Zufälligkeiten, mit denen Bilder in ein Werk gelangen, ein Modell dafür liefern, wie wir unser Leben führen.“1 William Kentridge
Auf inhaltlicher Ebene verhandeln die Filme des Zyklus Ten Drawings for Projection die dramatische, von politischen Konflikten gezeichnete Geschichte Südafrikas in Zeiten der Apartheid. Kentridge setzt sich in ihnen kritisch mit den Auswirkungen von Kolonialismus, Totalitarismus, kapitalistischer Gier und Korruption auseinander. Immer wieder stehen Fragen sozialer wie moralischer Verantwortung, Täter- Opfer-Beziehungsstrukturen sowie Aspekte der individuellen und kollektiven Erinnerung im Zentrum. Die sichtbar bleibende künstlerische Strategie des ständigen Ausradierens und permanenten Überschreibens von gezeichneten Informationen paraphrasiert überdies das unvermeidliche Vergehen von Zeit. Die metamorphe Zeichenspur bleibt dabei sichtbar und kann als Metapher für den Verlust historischer Erinnerung bzw. kulturelle Amnesie gelesen werden. Über seine filmischen Arbeiten, die in der Freiheit der Ausführung eine Direktheit vermitteln, wie es sonst nur der Zeichnung eigen ist, schreibt Kentridge:
„Alle Filme über Soho Eckstein und Felix Teitlebaum entstanden nach dem Prinzip KEIN SKRIPT, KEIN STORYBOARD. Die Entstehung jedes Films war die Entdeckung dessen, was jeder Film war. Ein erstes Bild, ein erster Satz oder eine erste Idee rechtfertigen sich durch die Entfaltung der Bilder, Sätze und Ideen, die das Werk in seinem Entstehungsprozess hervorbrachte. Das unvollständige Ausradieren der aufeinanderfolgenden Zustände jeder Zeichnung wird zu einer Aufzeichnung der Entwicklung einer Idee und zum Protokoll über das Vergehen der Zeit.“2
Die Ausstellung Ten Drawings for Projection umfasst den gesamten gleichnamigen Animationsfilmzyklus dessen Entstehung sich von Johannesburg, 2nd Greatest City After Paris (1989) bis zu Other Faces (2011) über mehr als zwei Jahrzehnte erstreckt. Das Wechselspiel zwischen teils traumhaft-fantastischen Sequenzen und der schonungslosen Darstellung einer düsteren Lebensrealität personifiziert Kentridge im Gegensatzpaar seiner Protagonisten, des Johannesburger Magnaten Soho Eckstein und des melancholisch-eskapistischen Felix Teitlebaum.
Konzept: Hans-Peter Wipplinger
Ten Drawings for Projection / Zehn Zeichnungen zur Projektion
Johannesburg, 2nd Greatest City After Paris / Johannesburg, zweitgrößte Stadt nach Paris 1989 Animationsfilm 16-mm-Film auf Video übertragen 8 Minuten 2 Sekunden Schnitt: Angus Gibson Ton: Warwick Sony mit Musik von Duke Ellington; Chormusik Produziert von der Free Filmmakers Co-operative, Johannesburg
Der Film erzählt den Verlauf des Kampfes zwischen Soho Eckstein (dem ungewöhnlichen Bauunternehmer) und Felix Teitlebaum (dessen Ängste das halbe Haus überfluten) um die Herzen und Minen von Johannesburg. Die Charaktere und einige Handlungsmomente sind direkt zwei Träumen entsprungen. Was an Erzählung vorhanden ist, wurde von den ersten Schlüsselbildern weg zurück- und weiterentwickelt – der Prozession durch die Einöde, dem Fisch in der Hand.
Monument / Monument 1990 Animationsfilm 16-mm-Film auf Video übertragen 3 Minuten 11 Sekunden Schnitt: Angus Gibson Ton: Catherine Meyburgh Musik von Edward Jordan Produziert von der Free Filmmakers Co- operative, Johannesburg
Der zweite Film der Soho-Eckstein-Saga. Soho erscheint als „bürgerlicher Wohltäter“, der der Stadt ein Denkmal stiftet. Riesige Menschenmassen stellen sich ein, um dessen Enthüllung zu verfolgen. Der Film weist starke Parallelen zu Samuel Becketts Einakter Katastrophe auf.
Mine / Mine 1991 Animationsfilm 16-mm-Film auf Video übertragen 5 Minuten 50 Sekunden Schnitt: Angus Gibson Musik: Dvořáks Cellokonzert in h-moll, op. 104 Produziert von der Free Filmmakers Co- operative, Johannesburg
Soho Eckstein spielt einen Minenbesitzer. Aus der Felsfläche seines Betts gräbt Soho sein Reich aus, indem er die harten Tatsachen des Untertagebaus in großer Tiefe gegen die sicheren Anliegen des Umweltschutzes ausspielt.
Sobriety, Obesity and Growing Old / Nüchternheit, Fettleibigkeit und Älterwerden 1991 Animationsfilm 16-mm-Film auf Video übertragen 8 Minuten 22 Sekunden Schnitt: Angus Gibson Musik: Dvořáks Streichquartett in F-Dur, op. 96; Chormusik aus Südafrika; Mʼappari-Arie aus Friedrich von Flotows Martha, gesungen von Enrico Caruso
Showdown für das Trio Soho Eckstein, Mrs. Eckstein und Felix Teitlebaum. Sohos Imperium bricht zusammen, Gebäude implodieren, Menschenmengen marschieren über den Horizont. Angesichts eines sturmgebeutelten Gemeinwesens sehnt sich Soho nach einem ruhigen häuslichen Hafen.
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16.03.2014 - 22.06.2014
Öffnungszeiten:
Di - So und Mo wenn Feiertag 10.00 bis 18.00 Uhr
TICKETPREISE
Erwachsene € 10,00
Ermäßigt € 9,00