Rothschild
„Wartesaal der Hoffnung. Das Rothschild-Spital im November 1947 – Fotos von Henry Ries“
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Ausstellung19.10.2012 - 17.02.2013
Mit dem Sieg der Alliierten über die nationalsozialistische Herrschaft war die systematische Ermordung der Juden zu Ende, nicht aber der Leidensweg jüdischer Überlebender. Sie wurden als so genannte Displaced Persons (DP‘s), Menschen, die aus ihrer Heimat als Folge des Krieges verschleppt oder vertrieben worden waren, unter ihnen viele Holocaust- Überlebende, in eigenen Camps untergebracht. Dort mussten viele von ihnen mitunter auch mit ehemaligen Tätern zusammenleben – erst später entstanden eigene DP-Camps für Juden.
In Wien wurde das Rothschild-Spital am Währinger Gürtel nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zum provisorischen Flüchtlingslager und Zentrum jüdischen Lebens zwischen Warten und Hoffen auf einen Neuanfang. Es war eines der zahlreichen Camps, das die Amerikaner in ihrer Besatzungszone eingerichtet hatten. Von 1945 bis 1952 war das Rothschild-Spital eine Zwischenstation für rund 250.000 jüdische Flüchtlinge, die aus Konzentrationslagern und aus Osteuropa auf ihrem Weg in Richtung USA oder Palästina/Israel waren. Henry Ries (1917–2004), der 1937 aus Berlin in die USA emigrierte, arbeitete von 1947–51 in Europa als Fotojournalist für die „New York Times“. Ries kam 1947 nach Wien und dokumentierte den Alltag der so genannten Displaced Persons im Wiener Rothschild-Spital.
Zu den Fotografien von Henry Ries
Henry Ries, geboren 1917 als Heinz Ries in einer großbürgerlichen jüdischen Familie in Berlin, emigrierte 1937 in die USA und erhielt in der US-Airforce eine fotografische Spezialausbildung für Luftaufklärung und wurde als Soldat nach Indien entsandt. 1945 kam er mit der US-Army auf eigenen Wunsch nach Berlin zurück und übersetzte das Testament Hitlers, das Himmler-Archiv und zahlreiche Gestapo-Akten. Ab 1947 war er als Fotojournalist für die New York Times tätig und im Auftrag dieser von Berlin nach Österreich gereist, um eine Balkanreportage vorzubereiten. In Wien angekommen gelangte er eher zufällig ins Rothschild-Spital und machte zahlreiche Aufnahmen von den Flüchtlingen die dort untergebracht waren. Ausgewählte Bilder schickte er an den Herausgeber der New York Times mit dem Zusatz: „Diese Fotos erzählen die Geschichte des Wartens, sie sprechen vom Kommen und vom Gehen. Aber das Warten ist die wahre Agonie der DP’s.“ Veröffentlicht wurden die Fotos in der New York Times nie – möglicherweise aus Rücksicht auf die Flüchtlinge und um diese nicht zu gefährden.
Das Jüdische Museum Wien zeigt eine Auswahl, der im November 1947 in Wien entstandenen Aufnahmen. Die Fotografien zeigen den Alltag der im Rothschild-Spital untergebrachten Flüchtlinge – die tägliche Verpflegung, den provisorischen Unterricht für die Kinder oder auch die Ankunft neuer DP‘s. Auch der Abschied ist ein zentrales Thema – die Abreise in eine ungewisse Zukunft. Die Fotos zeigen eine Geschichte des Wartens und des Hoffens und wird einzigartige Dokumente, die das Schicksal der jüdischen Überlebenden und Flüchtlingen darstellen. Kuratorin: Danielle Spera
„Wartesaal der Hoffnung. Das Rothschild-Spital im November 1947 – Fotos von Henry Ries“ ist von 19. Oktober 2012 bis 17. Februar 2013 im Extrazimmer des Jüdischen Museums Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien zu sehen.
Das zu den Kulturbetrieben der Wien Holding zählende Museum ist von Sonntag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Für beide Museen (Dorotheergasse & Judenplatz) gibt es ein gemeinsames Ticket zum Preis von € 10, ermäßigt € 8, Gruppen € 7, Kinder bis zum vollendeten 14. Lebensjahr frei, SchülerInnen (ab 15 Jahren), Lehrlinge, StudentInnen (bis 27 Jahre), Zivil- und Präsenzdiener € 5. Freier Eintritt für Schulklassen, für die Schülerführung ist ein Kostenbeitrag von € 20 zu leisten.
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