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Phantasie an d

Phantasie an die Macht – Politik im Künstlerplakat

Phantasie an d

Dagegen spricht aus den politischen Künstlerplakaten der Individualismus der modernen Kunst. Schwerlich erhöht dies die Verständlichkeit der Bildsprache. Das bekam Joseph Beuys zu spüren, der als Gründungs- mitglied der Partei „Die Grünen“ ein Wahlplakat entwarf, das von der Mehrheit der Partei abgelehnt wurde: „Nun, was das Plakat betrifft, so mussten wir schnell feststellen, dass die meisten anderen Grünen ganz andere Plakate bevorzugten. Unseres war ihnen zu ‚abgehoben’, zu ‚unpolitisch’ zu sehr ‚Kunst’ und nach ihrer Meinung eher Wähler abschreckend“ (Johannes Stüttgen, Zeitstau. Im Kraftfeld des erweiterten Kunstbegriffs von Joseph Beuys, Stuttgart 1988, S. 133). Die junge Partei entschied sich für ein von scheinbar fröhlicher Kinderhand bunt gemaltes Sonnenblumen-Plakat, das sehr schnell eine Popularität erlangte, die der intellektuelle Entwurf von Beuys nie hätte erreichen können.

„Zu sehr Kunst“ – dieses Etikett könnte über vielen Plakaten der Ausstellung stehen. So stieß die Plakatserie „I am you“ des Münchener Goetheinstitutes, die, anders als die meisten der hier ausgewählten Plakate tatsächlich plakatiert wurde, auf einiges Befremden. Die 20 Großflächenplakate wurden in der deutschen Provinz aber auch in Ulan Bator oder auf der großen Treppe in Odessa gezeigt. Während die Veranstalter ihr Anliegen, „gegen Intoleranz und Fremdenhass“ aufzutreten, vermitteln konnten, standen Passanten, die den Umgang mit zeitgenössischer Kunst nicht gewohnt waren, der Bildsprache der meisten Kompositionen mit Befremden gegenüber und äußerten dies auch. Offenbar sind die Erwartungshaltungen an Bilder im öffentlichen Raum anders als an solche, denen man im Museum begegnet. Ähnlich wie in der kommerziellen Werbung rechnet der Betrachter mit lesbaren Slogans und klaren Motiven, die sich aufeinander in einer Weise beziehen, die sofort zu entschlüsseln ist. Eine solche Eindeutigkeit liefern Künstlerplakate allerdings nur im Ausnahmefall. Viel häufiger irritieren sie, regen an, schaffen Neugier.

Viel häufiger irritieren sie, regen an, schaffen Neugier. Nicht immer bearbeiten Künstler ein vorgegebenes Thema auch inhaltlich, sondern stellen ein Werk zur Verfügung, das motivisch wenig mit dem Anlass zu tun hat. Dennoch mag der bekannte Name helfen, ein Anliegen zu finanzieren oder ihm mehr Gewicht zu verleihen. Zahlreiche Künstler veröffentlichen aus eigenem Antrieb ihre Entwürfe, um sich „einzumischen“ und Partei zu ergreifen, aufzurütteln und zu mahnen. Das tat etwa Kokoschka mit seinem Plakat für die hungernden Kinder, das er nach dem Zweiten Weltkrieg auf eigene Kosten in der Londoner U-Bahn plakatieren ließ, oder auch Richard Serra mit seinen aggressiven Plakaten gegen die Wiederwahl von George Bush, die der Künstler übers Internet verbreitete.

Künstlerinnen und Künstler: Marina Abramovic, Max Bill, Joseph Beuys, Sophie Calle, Felix Gonzales-Torres, HAP Grieshaber, George Grosz, Guerilla Girls, Keith Haring, John Heartfield, Jenny Holzer, Robert Indiana, Jasper Johns, Martin Kippenberger, Oskar Kokoschka, Käthe Kollwitz, Barbara Kruger, Marie-Jo Lafontaine, John Lennon, Roy Lichtenstein, El Lissitzky, Joan Miró, Claes Oldenburg, Yoko Ono, Hans Max Pechstein, Pablo Picasso, Michelangelo Pistoletto, Robert Rauschenberg, James Rosenquist, Dieter Roth, Niki de Saint- Phalle, Richard Serra, Saul Steinberg, Antoni Tàpies, Wolf Vostell, Andy Warhol und andere.

Katalog: Jürgen Döring, “Phantasie an die Macht – Politik im Künstlerplakat“, ca. 168 Seiten, ca. 180 Abbildun- gen in Farbe, 25 Euro.

Kurator: Dr. Jürgen Döring, 040 / 428 134 – 500


Ausstellung






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    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Phantasie an die Macht – Politik im Künstlerplakat
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Phantasie an die Macht – Politik im Künstlerplakat
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg