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Jenisch Haus Louis Gurlitt. Ein Künstlerleben

Hamburg

Ein Reicher an Gottes Gunst,Ein Meister in seiner Kunst. Im Schaffen ernst und wahr, Im Wesen schlicht und klar. Grabsteininschrift von Louis Gurlitt

Louis (Heinrich Ludwig Theodor) Gurlitt war einer der bekanntesten Landschaftsmaler im 19. Jahrhundert. Er wurde 1812 in Altona geboren und hätte im Jahre 2012 seinen 200. Geburtstag gefeiert. Dies möchte das Jenisch Haus als Außenstelle des Altonaer Museums zum Anlass nehmen, das Werk des Künstlers in einer Ausstellung zu würdigen. In seinem höchst umfassenden Werk versammelt Louis Gurlitt Porträts fast aller europäischer Regionen. Sein weitgespanntes Œuvre reicht von seinem in Hamburg entstandenen Frühwerk, aus dem deutlich die Begeisterung für die holländische Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts spricht, über seine von strengem Naturalismus geprägten Gemälde und Ölstudien der skandinavischen Landschaft bis hin zu großformatigen Panoramalandschaften vor allem Italiens und Schleswig-Holsteins, in denen Naturbeobachtung und ideale Landschaftsauffassung miteinander verschmelzen. Geplant ist jedoch keine Retrospektive wie zu der Jubiläumsausstellung 1997, sondern ausgehend von auswählten Gemälden vor allem aus dem Bestand der Sammlung des Altonaer Museums und aus Privatbesitz sollen in der Ausstellung die unterschiedlichen Aussageebenen im Werk Gurlitts mit interdisziplinärem Ansatz beleuchtet werden.

AUSSTELLUNGSIDEE
Die Urenkelin Louis Gurlitts kam in das Altonaer Museum und machte auf den 200. Geburtstag ihres Urgroßvaters aufmerksam. Zudem hatte sie ein zauberhaftes Sticktuch der Mutter Louis Gurlitts und ein bisher unentdecktes Tagebuch von Julie Bürger, der zweiten Ehefrau des Künstlers, dabei. Das sorgfältig angelegte Buch mit der gestochen scharfen Schrift, dessen Inhalt ein zugleich spannendes als auch emotionales Zeitdokument ist, und der anstehende Geburtstag führten zu der Überlegung, eine Ausstellung für die Außenstelle des Altonaer Museums zu konzipieren, denn der Erbauer, Senator Martin Johan Jenisch d.J., gehörte auch zu den Sammlern von Gurlitts Gemälden. Die Ausstellung der Kunst Gurlitts auf der Sonderaus- stellungsfläche der zweiten Etage wird sowohl eine Hommage an den Altonaer Maler darstellen als auch einen Beitrag zur Vorbereitung der geplanten Neuaufstellung der ersten Etage im Jenisch Haus leisten. Gemälde, Tagebücher und andere Dokumente aus dem Nachlass Gurlitts, der sich in Familienbesitz befindet, leisten einen Beitrag nicht nur zur Kunstgeschichte, sondern auch zur Dokumentation der Geistes- und Mentalitätsgeschichte im 19. Jahrhundert.

GURLITT UND DIE LANDSCHAFTSMALEREI DES 19. JAHRHUNDERTS
Im Jahr 1812 kam Heinrich Ludwig Theodor Gurlitt in Altona als Sohn eines Golddrahtziehers zur Welt. Er hatte 17 Geschwister. Einer seiner Brüder, Cornelius Gurlitt, wurde später Komponist und lebte in Altona, ein anderer, Emanuel Gurlitt, Bürgermeister von Husum. Schon früh nahm Louis Gurlitt erste Zeichenstunden bei Carl Friedrich Kr ymann und besuchte Jes Bundsens Kurse in der Altonaer Sonntagsschule. Es folgte ab 1825 eine Lehre als Porträtist bei Johann Günther Gensler und zwischen 1828 und 1832 eine Ausbildung unter Siegfried Detlev Bendixen. Danach immatrikulierte sich Louis Gurlitt im Jahr 1832 an der renommierten Kopenhagener Akademie, wo er seine Passion zur Landschaftsmalerei bei Christoffer Wilhelm Eckersberg und Johan Ludwig Gebhard Lund entwickelte. An der Akademie absolvierte Gurlitt das Studium in einem hohen Tempo, doch blieb das Verhältnis zur Akademie zwiespältig – wohl auch deshalb, weil er trotz der allseitigen Bewunderung, 1833 nur die kleine Silbermedaille der Akademie errang. In den 1830er Jahren unternahm Gurlitt unterschiedliche Reisen nach Norwegen und Schweden.

Zurück in Kopenhagen lernte Gurlitt 1835 seine spätere Frau, Elise Saxild, kennen, die er 1837 heiratete, und die tragischerweise bereits 1839 verstarb. Allzu früh starb 1844 auch die zweite Gattin, Julie Bürger, mit der er den ersten Sohn Wilhelm zeugte, ein späterer Archäologe. Drei Jahre nach deren Tod versuchte Louis Gurlitt erneut sein Glück und ehelichte Elisabeth (Elise oder Else genannt) Lewald. Aus dieser Ehe entstammen fünf Söhne und eine Tochter: Otto, der später nach England auswandern sollte, Cornelius Gurlitt wurde Architekt, Friedrich Gurlitt machte sich als Kunsthändler einen klingenden Namen, Ludwig Gurlitt wurde Pädagoge, dessen Zwillingsschwester Elisabeth sowie Johannes, der als Gutsverwalter arbeitete.

Louis Gurlitt führte ein rastloses Leben, er reiste viel durch Europa und wechselte zudem häufig seine Wohnsitze. Von Altona über Hamburg zog er nach Kopenhagen. Von München aus, wo er von 1836 bis 1839 gewohnt hatte, kehrte Gurlitt für die Jahre 1839-1842 wieder nach Kopenhagen zurück. Dann zog er 1842 nach Düsseldorf, wo er bedeutenden Künstlern der Düsseldorfer Malerschule wie Andreas Achenbach und Carl Ferdinand Sohn begegnete und sich Anregungen für seinen Italienaufenthalt holte, der ihn 1843/44 nach Rom führte. Von dort bereiste er 1846 Sizilien und fuhr dann über die Schweiz nach Berlin. Hier nahm sich Alexander von Humboldt seiner an und verschaffte ihm Kontakt zum Hof. Als Gurlitt 1847 zu Besuch in Kopenhagen weilte, wurde er von Christian VIII. zum Ritter des Dannebrog-Ordens ernannt. Jedoch änderte sich im Jahr darauf schlagartig die Meinung des Königs, als Kopenhagener Zeitungen Gurlitt des Verrats bezichtigten, und er ließ Gurlitts Bilder in der königlichen Gemäldegalerie auf Schloss Charlottenborg abhängen. Schon im Revolutionsjahr 1848 verließ Louis Gurlitt Berlin zugunsten von Nischwitz bei Wurzen, drei Jahre darauf zog er nach Wien, 1860 schließlich nach Siebleben nahe Gotha, von dort 1873 nach Dresden, 1878 weiter nach Plauen und am Ende nach Steglitz. Auf seinem Sommersitz in Naundorf im Erzgebirge verstarb Louis Gurlitt 1897.








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  • Louis Gurlitt, Blick von Stoefs auf die Hohwachter Bucht, um 1861, Foto Altonaer Museum
    Louis Gurlitt, Blick von Stoefs auf die Hohwachter Bucht, um 1861, Foto Altonaer Museum
    Altonaer Museum für Kunst und Kulturgeschichte
  • Louis Gurlitt, Zeichenschule, Bäume am Wegesrand, ab 1857, Foto Altonaer Museum
    Louis Gurlitt, Zeichenschule, Bäume am Wegesrand, ab 1857, Foto Altonaer Museum
    Altonaer Museum für Kunst und Kulturgeschichte
  • Wilhelm Marstrand, Bildnis Louis Gurlitt, 1854, Privatbesitz, Foto Altonaer Museum
    Wilhelm Marstrand, Bildnis Louis Gurlitt, 1854, Privatbesitz, Foto Altonaer Museum
    Altonaer Museum für Kunst und Kulturgeschichte