Meisterwerke der repraesentatio maiestatis der Renaissance

Neues Grünes Gewölbe, Sponsel-Raum, 16. April bis 9. Juni 2008

Die Kabinettausstellung vereinigt die eindrucksvollen Bronzebüsten Kaiser Karls V. von Leone Leoni (um 1553-1555), Kaiser Rudolfs II. und Kurfürst Christians II. von Adriaen de Vries (beide 1603), die alle drei zu den bedeutendsten Fürstenbildnissen der Renaissance-Plastik zählen. Die Porträts bilden nicht nur die körperlichen Merkmale ab, sondern sind vor allem „Bilder" des Idealcharakters dieser Herrscher: Sie veranschaulichen ihre politischen Ansprüche, ihre Taten und fürstlichen Tugenden. Sie sind somit ein Ausdruck der repraesentatio maiestatis, der sinnbildlichen Darstellung der Majestät oder Erhabenheit des Herrschers.

Ergänzend werden Werke der Druckgraphik und Medaillenkunst aus dem Besitz der Dresdner Samm­lungen ausgestellt, um das Bild des Herrschers in verschiedenen ikonographischen Varianten, mit divergierendem Verbreitungsradius und unterschiedlichen Adressaten zu thematisieren.

Die Auswahl der Herrscherbüsten ist von einer historischen Begebenheit bestimmt: Im Juli 1607 reiste der sächsische Kurfürst Christian II. auf Einladung Kaiser Rudolfs II. nach Prag. Während des Aufenthaltes empfing ihn der außen- und innenpolitisch stark bedrängte Kaiser, der sich der politi­schen Verbundenheit des jungen deutschen Reichsfürsten vergewissern wollte, zur Audienz in der Kunstkammer und präsentierte ihm dabei sein Universum aus naturalia, artificialia und scientifica. An zentraler Stelle stand dort, gleichsam als Herr über dieses Universum, das eindrucksvolle bronzene Bildnis Kaiser Rudolfs II. (Kunsthistorisches Museum Wien), das der Hofbildhauer Adriaen de Vries 1603 geschaffen hatte. Es war in Material, Format und Ikonographie von der großartigen Büste Kaiser Karls V. von Leone Leoni (Museo del Prado Madrid) inspiriert, die zwischen einem Globus und Astrola­bium ebenfalls in der Kunstkammer aufgestellt war und sinnfällig von dem weltumspannenden An­spruch der Habsburger kündete. Anlässlich dieses Besuches beschenkte Rudolf II. den sächsischen Kurfürsten unter anderem mit einer bronzenen Porträtbüste, die er bereits 1603 von de Vries hatte anfertigen lassen. Christians ehernes Bildnis (Staatliche Kunstsammlungen Dresden) bildet ein würdiges Pendant zu den kaiserlichen Büsten und zeugt von der concordia (Eintracht) zwischen dem Kaiser und seinem Kurfürsten.

Die Büste Christians II. fand im Vorraum der kurfürstlichen Kunstkammer im Dresdner Residenz­schloss Aufstellung.

Der begleitende Katalog beleuchtet, von den drei Meisterwerken der Bronzeplastik ausgehend, die verschiedenen Ausformungen der repraesentatio maiestatis, die sich auch in Werken der Druckgraphik und Medaillenkunst sowie in der kaiserlichen Kunstkammer selbst manifestiert.

Dr. Stephan Adam

Pressesprecher und Leiter Kommunikation

Staatliche Kunstsammlungen Dresden

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