BIEDERMEIER IM
BIEDERMEIER IM HAUS LIECHTENSTEIN
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Ausstellung30.03.2007 - 20.08.2007
DIE EPOCHE IM LICHT DER FÜRSTLICHEN SAMMLUNGEN
Ausgehend vom Jahr 1815 zeigt die Ausstellung BIEDERMEIER IM HAUS LIECHTENSTEIN Werke aus den Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein bis hin zu den ersten Ausläufern dieser Epoche.
Fürst Johann II. trug wesentlich dazu bei, Napoleon in der Schlacht bei Aspern seine erste Niederlage beizubringen. Nicht zuletzt war diesem Zusammentreffen die Unabhängigkeit des Staates Liechtenstein auch nach den Napoleonischen Kriegen zu verdanken. Nach der Neuordnung durch den Wiener Kongress verabschiedete man sich auch im Haus Liechtenstein von der grossen Politik, man widmete sich dem Leben auf seinen eigenen Gütern und eroberte in vielen Reisen die Schönheit der Heimat und der grossen weiten Welt. Fürsten reisten mit Malern, die die gemeinsamen Eindrücke festhielten. In den bisher ungehobenen und zum Teil nicht gezeigten Schätzen der Sammlung begegnet uns ein Kosmos, wie ihn uns Adalbert Stifter in seinen grossen Erzählungen und Romanen mit Worten bildhaft vor Augen geführt hat.
Im Zusammenhang mit dieser Ausstellung, die sich vor allem der Schlichtheit und dem „Purismus“ des österreichischen Biedermeier widmet, werden wesentliche Neuankäufe der letzten Zeit gezeigt, die noch nie zuvor in Wien präsentiert wurden. Werke von Waldmüller oder Fendi sind ebenso erstmals im Gartenpalais Liechtenstein zu sehen wie die berühmte Porzellansammlung Bloch-Bauer, die nach ihrer Restituierung an die Eigentümer in Kanada von den Fürstlichen Sammlungen in ihren wesentlichen Teilen erworben werden konnte. Diese Manufaktur Sorgenthal, die ohne jeden Bruch vom Klassizismus ins Biedermeier überführt, setzt mit ihrem „Design“, ihrer Farbigkeit und dem Witz des Dekors Akzente, die die Moderne des frühen 20. Jahrhunderts und deren Purismus beeindruckten.
Eine ebenfalls aus dem Besitz der Familie Bloch-Bauer erworbene Schatulle würde auch heute noch jedem Überlebenskit zur Ehre gereichen. Alles, was Bieder-Mann oder -Frau benötigten, ist darin enthalten: vom Manikürzeug über ein Set von Nähnadeln bis zu den feinsten englischen Aquarellfarben birgt das kostbare Holzgehäuse mit polierten Stahleinlagen einfach alles, was dem Reisenden der Zeit offensichtlich unentbehrlich gewesen ist und beleuchtet somit eine wesentliche Facette dieser Zeit.
Einen Schwerpunkt der Ausstellung setzen Aquarelle, die die stille und beschauliche Seite des Biedermeier beleuchten. Man ging hinaus in die Landschaft und skizzierte dort die grossen Monumente, wie auch die bescheidene Welt der kleinen Dinge, auf die man erstmals intensiv seinen Blick lenkte. Waldmüller reiste nach Sizilien, um dort im Freien zu malen und das Licht des Südens einzufangen. Immer wieder liess man die Stammburg der Familie, die Ruine Liechtenstein, die man kurz davor wieder zurück erwerben konnte, als stolzes Monument seiner eigenen Geschichte und als Sinnbild des Überlebenswillens in schlechten Zeiten, von den besten Künstlern der Zeit festhalten.
Es ist ausserordentlich und erstaunlich, dass die Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein das Bild des Biedermeier und dieser Epoche in all ihren Facetten aus eigenen Beständen in allerhöchster Qualität dokumentieren können. Keine Sammlung der Welt besitzt einen derart grossen wie auch hochwertigen Bestand, der vom monumentalen Gemälde bis zur bescheidenen Bildnisminiatur oder Skizze, vom Möbel bis zum Porzellan das gesamte Spektrum dessen, was die Kultur dieser Epoche hervorgebracht hat, dem Publikum so dicht aus dem eigenen Sammlungsbestand vor Augen führen kann.
Hintergrund dieser Sammlung waren die grosse Bedeutung und der Reichtum, den die Familie auch nach der Blütezeit des Barock weiter bewahrte. Die Familie war in dieser Zeit wieder einer der grössten Bauherrn, das Spektrum reichte von der Modernisierung des Majoratshauses in der Herrengasse durch den Architekten und Erfinder Joseph Hardtmuth (1758–1816) bis zur epochalen Modernisierung des Palais in der Bankgasse unter der Federführung von Peter Hubert Desvignes (1804–1883), das am Ende der Epoche – sowohl technisch als auch ästhetisch – sicherlich zur absoluten Avantgarde zählte.
Dazwischen spannte sich der grosse Bogen von Bauführungen in den niederösterreichischen und mährischen Besitzungen, vom kleinen Lustgebäude im grössten Landschaftsgarten Mitteleuropas zwischen Feldsberg und Eisgrub bis zur Modernisierung der monumentalen Schlösser: Eisgrub wurde in dieser Epoche zweimal grundlegend erneuert.
DIE THEMEN DER AUSSTELLUNG
KRIEG UND FRIEDEN
Das Wiener Biedermeier wird von zwei politisch-historischen Eckpfeilern zeitlich umrissen. 1815 fand der Wiener Kongress statt, der neben seiner diplomatischen Friedensfindungsmission zur politischen Neuordnung Europas nach den Napoleonischen Kriegen für die Entwicklungen auf künstlerischem Gebiet von grösster Bedeutung gewesen ist. Wien stand damals im Zentrum des Interesses von Europa, viele Maler wie beispielsweise Sir Thomas Lawrence (1769–1830) kamen damals, von den Aufträgen des europäischen Hochadels angelockt, nach Wien und beeinflussten hier die Kunstszene nachhaltig. Häufig liessen sich nach Wien angereiste Diplomaten hier porträtieren, vielfach nahm man aber auch Bilder von Wien, Aquarelle, Stiche und kleine Landschaften mit nach Hause, das Wiener Porzellan erfreute sich allergrösster Beliebtheit.