BIEDERMEIER IM
BIEDERMEIER IM HAUS LIECHTENSTEIN
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Ausstellung30.03.2007 - 20.08.2007
BIEDERMEIER IM
In grossen Historienbildern versuchte man die Erinnerung an diese Epoche des patriotischen Widerstands gegen Napoleon in Erinnerung zu behalten. Die Schlacht von Aspern wurde für alle beteiligten Familien, so auch für das Haus Liechtenstein, von Johann Peter Krafft (1780–1856) und auch von Johann Nepomuk Höchle (1790–1835) festgehalten. Ein Gemälde von Anton Jenik (tätig im 1. Drittel des 19. Jahrhunderts) stellt Fürst Johann I. von Liechtenstein in einer fiktiven, nie gebauten, vor der Ruine von Johannisstein in der in Hinterbrühl angesiedelten Ahnenhalle in den Kreis seiner Ahnen und Familie.
DIE KLEINE WELT ZUHAUSE
Nach der Überwindung von Krieg, Besetzung und den damit verbundenen wirtschaftlichen Restriktionen konzentrierte man sich auf das Leben in den eigenen vier Wänden und entdeckte die Schönheit der Umgebungen von Wien mit dem Wienerwald und der Landschaften der österreichischen Voralpen, im besonderen des Salzkammerguts. Ein neues Naturbewusstsein keimte in den Bildenden Künsten, in der Literatur und der Musik auf.
In der Genremalerei entdeckte man die Reize des Alltags. Das Leben der Bauern und Handwerker wurde – ganz in der Tradition des holländischen Genrebildes – zum wichtigen Bildthema. Während Maler wie Ferdinand Georg Waldmüller dieses oft gar nicht so glückliche Leben im Licht ihrer Bilder zu Monumenten des einfachen Lebens verklärten, stellten andere wie Peter Fendi oder vor allem August von Pettenkofen (1822–1889) schon am Ende der Epoche die Armseligkeit dieses Alltags in all seiner Tristesse dar. Ungeschönt und realistisch schildern sie Leid, Sorge und Armut.
DAS MENSCHENBILD DES BIEDERMEIER
Ausgehend von der Tradition des Spätbarock und Klassizismus erfreute sich im Biedermeier – entsprechend den immer kleiner zugeschnittenen Behausungen – in der Porträtmalerei vor allem die Porträtminiatur grosser Beliebtheit, um die Liebsten festzuhalten. Unter dem Einfluss des englischen Porträts – George Romney (1734–1802) und Sir Thomas Lawrence sind hier zu nennen – wurde allmählich die Steifheit, die in Wien die Porträtmalerei des Klassizismus dominiert hatte, überwunden.
Die Biedermeierporträts der Fürstlichen Sammlungen spiegeln das typische Bild der Gesellschaft des Vormärz wider. Die Mitglieder des Kaiserhauses sind hier ebenso präsent wie die Fürstenfamilie. Entzückende Kinderbildnisse der Prinzessinnen und Prinzen schildern die kindlich unbefangene Natürlichkeit ihrer unbeschwerten Kindheit und Jugend. Wie ein Hausfotograf bildeten die Maler Peter Fendi und Friedrich von Amerling das Heranwachsen der jungen Mitglieder des Fürstenhauses ab. Von diesen Zeugnissen kindlicher Unschuld reicht der Bogen bis zum repräsentativen Herrscherporträt Fürst Alois II. von und zu Liechtenstein im grossen Ornat, mit seinem unvergleichlich reichen Rahmen geschaffen für einen der Räume im neu adaptierten Majoratshaus in der Bankgasse.
Die Porträtgalerie ist aber auch ein Abbild der bürgerlichen Gesellschaft der Zeit, Architekten, Mediziner wie auch die Künstler selbst zählen zu den Porträtierten. Das jüngst angekaufte Bildnis des Felix Schadow, gemalt von Friedrich Wilhelm Schadow (1788–1862}, seinem Stiefbruder, ist eine der Ikonen der Biedermeiermalerei in Deutschland.
DIE HEIMISCHE LANDSCHAFT
Zum ersten Mal entdeckten die Maler des Biedermeier den Reiz der Landschaften ihrer Heimat. Sie fuhren in den Prater und in die Lobau, hinaus in den Wienerwald, das Alpenvorland, aber auch bis in hochalpine Bereiche. Etwas später interessierten sie auch die Puszta der ungarischen Tiefebene und die Landschaften bis tief in den Balkan an die Grenzen des Reichs. Die Gegenden um Baden und Mödling, wo auch die von der Familie Liechtenstein wieder zurückgekaufte Stammburg lag, boten vielfältige Motive.
Ferdinand Georg Waldmüller forderte das Hinausgehen in die Natur am vehementesten und geriet damit in Konflikt mit den konservativen Kreisen der Wiener Akademie. Mitglieder des Kaiserhauses und viele Adelige suchten die Nähe zu den Landschaftsmalern und liessen sich von ihnen auf ihren Reisen begleiten. Fürst Alois II. unternahm viele seiner Reisen mit Joseph Höger, von dem die Fürstlichen Sammlungen auch die Blätter mit den Ansichten aus dem Salzkammergut verwahren, von denen ein Teil in dieser Ausstellung gezeigt wird.
IM LICHTE ARKADIENS – DIE ITALIENSEHNSUCHT DES BIEDERMEIER
Nach der Beruhigung der politischen Situation in Europa reisten viele Maler wieder nach Italien, um dort das Licht des Südens einzufangen. Josef Rebell (1787–1828) wurde als einer der ersten, die sich für längere Zeit in Italien aufhielten, zum Anlaufpunkt. Das Erlebnis des Vesuvausbruchs von 1822 scheint ihn, betrachtet man seine „Schilderung“ des Ereignisses, tief bewegt zu haben. Jakob (1789–1872) und Rudolf von Alt (1812–1905) kehrten wie Thomas Ender immer mit einem reichen Fundus von Skizzen aus dem Süden zurück, nach denen oftmals erst in Wien ausgeführte Aquarelle oder Ölbilder entstanden; in Wien fanden sie einen florierenden Markt für diese Veduten vor. Auch Ferdinand Georg Waldmüller bereiste mehrmals Sizilien, er fing in seinen kleinen direkt vor Ort entstandenen Ölskizzen von Taormina und Agrigent die Wärme und das strahlende Licht der Insel ein.
FORM UND FARBE
Biedermeier war nicht gleichzusetzen mit „bieder“. Das traditionelle Bild dieser Epoche, geprägt von zarten Streifchen und kleinteiligen Streublumenmustern, wird dem tatsächlichen Schaffen auf allen künstleris