Auguste Rodin
Auguste Rodin
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Ausstellung01.10.2010 - 09.01.2011
„Was man allgemein als Hässlichkeit bezeichnet, kann in der Kunst zu großer Schönheit werden.” Auguste Rodin (1840-1917)
Ausgehend vom Sammlungsbestand des Belvedere ist die Herbstausstellung in der Orangerie dem bedeutendsten Bildhauer des frühen 20. Jahrhunderts, Auguste Rodin, und seinen Beziehungen zu Wien gewidmet. Das Werk des revolutionären französischen Künstlers steht für den Beginn des Zeitalters der modernen Skulptur. Die Oberfläche seiner Plastiken ist weich und bewegt durchformt, Licht und Schatten erzeugen malerische Wirkungen. Das oftmals „Unvollendete“ und Torsohafte ist bewusst gewählt, um die wesentlichen Merkmale des Motivs in Erscheinung treten zu lassen. Zeitlebens suchte Rodin nach immer neuen Möglichkeiten, um seelische Erregungen wie Leidenschaft und Verzweiflung über die Sprache des Körpers darzustellen. Als korrespondierendes Mitglied der Wiener Secession beschickte Rodin ab 1898 deren Ausstellungen. 1899 erwarben die Secessionisten eine Büste Rodins für das heutige Belvedere. Auch die Ankäufe anderer Arbeiten für die Sammlungen des Belvedere gehen auf den direkten Kontakt der Secessionisten mit Rodin zurück. Im Rahmen der IX. Secessionsausstellung 1901 war Rodin im zentralen Raum mit mehreren Hauptwerken vertreten. 1908 initiierte Rainer Maria Rilke eine Schau im Kunstsalon Heller, um dem Publikum Rodin als Grafiker vorzustellen. Zwei Blätter aus dieser Ausstellung wurden damals vom Belvedere erworben. In den folgenden Jahren ergänzte das Belvedere seinen Rodin-Bestand um markante Arbeiten wie den Terrakottaentwurf zum Denkmal für Victor Hugo sowie eine Porträtbüste des Schriftstellers und die Eva. In der Ausstellung sind diese Werke neben ausgewählten Leihgaben und historischen Fotografien präsentiert, die einerseits Rodins Ringen um die Form und andererseits den kunsthistorischen Kontext veranschaulichen.
Eine partielle Rekonstruktion vermittelt einen Anklang an die Raumwirkung, die Alfred Roller in der Secessionsausstellung 1901 erzielte, indem er in dem Mittelraum des Gebäudes ein Oktogon einschrieb. Eine an die Wand aplizierte Reproduktion des ursprünglichen Gipsmodells des Höllentors in Originalgröße, um die Dimesionen zu veranschaulichen, auf die sich unter anderen die Figuren der Eva und des Denkers beziehen.
RODIN UND WIEN Als Rodins Eva 1901 in Wien gezeigt wurde, war der Bildhauer in den Augen vieler der größte Künstler seiner Zeit. Rodins Kunst war anders als das, was man gewohnt war. Auf die glatten, gefälligen Arbeiten des Historismus hatte er mit seinen kraftvollen, expressiven und zuweilen das Rohe nicht scheuenden Plastiken geantwortet. Zeitlebens hatte er nach immer neuen Möglichkeiten gesucht, um seelische Befindlichkeiten wie Leidenschaft oder Verzweiflung über die Sprache des Körpers auszudrücken. Tatsächlich kommt Rodins Schaffen eine derart epochale Bedeutung in der Entwicklung der Plastik zu, dass sich kaum ein Bildhauer des 20. Jahrhunderts in Europa seinem Einfluss entziehen konnte. Ab 1873 waren immer wieder Werke Rodins auf Ausstellungen in Wien zu sehen. Den Höhepunkt stellt dabei zweifellos die Schau des Jahres 1901 in der Wiener Secession dar, deren korrespondierendes Mitglied Rodin seit 1898 war. Sie vereinigte eine Reihe von Hauptwerken, die den Ruf des Künstlers begründet hatten, wie die Bürger von Calais, den Schreitenden oder den Kopf des Balzac. Die Secession hatte in den wenigen Jahren ihres Bestehens einige der richtungsweisendsten und aufsehenerregendsten Ausstellungen präsentiert, in denen sie Künstler gezeigt hatte, die im Ausland zur Avantgarde zählten. In diesem Sinne galt es Rodin – Prototyp des provokanten, modernen Künstlers – für den eigenen Zweck zu gewinnen.
Sowohl die Secession als auch das Werk Rodins sind eng mit der Gründung dieses Museums verknüpft. 1899 schenkte die Secession dem Staat für die Gründung der „Modernen Galerie“ (des heutigen Belvedere) Rodins Porträtbüste Henri Rocheforts. Über die Jahre vermochte das Museum einen bedeutenden Bestand aufzubauen, der die wesentlichen Werkphasen und viele bedeutende Aspekte von Rodins Kunst abdeckt: seine Meisterschaft als Porträtist, seine Aktkunst, seine Auseinandersetzung mit öffentlichen Aufträgen, grafische Arbeiten, aber auch die Fotografie als vom Meister gezielt eingesetztes Medium, um international bekannt zu werden. So ist es heute möglich, der Gründungsidee des Belvedere entsprechend, die Auseinandersetzung österreichischer mit internationaler Kunst zu beleuchten. Im Falle Rodins kann die Wirkkraft, die seine Kunst auf die österreichische Malerei und Skulptur entfalten konnte, gar nicht überschätzt werden. Bildhauer wie Gustinus Ambrosi, Anton Hanak oder Fritz Wotruba und Maler wie Gustav Klimt, oder Egon Schiele lehnten sich in ihren Schöpfungen an Zeichnungen und Skulpturen Rodins an, übernahmen formale Lösungen oder griffen neue Möglichkeiten der Darstellung des Körpers als Ausdrucksträger auf.
DIE IX. AUSSTELLUNG DER WIENER SECESSION 13. Jänner bis Ende Februar 1901 Die IX. Ausstellung der Wiener Secession fand zu Ehren und im Gedenken an den im September 1899 verstorbenen Maler Giovanni Segantini statt, der ebenfalls Mitglied der Künstlervereinigung gewesen war. Man konzentrierte die Präsentation auf drei Hauptkünstler: Segantini, Rodin und Max Klinger.
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01.10.2010 - 09.01.2011