Auguste Rodin
Auguste Rodin
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Ausstellung01.10.2010 - 09.01.2011
Neben den Fotografien in Ver Sacrum gibt die anschauliche Beschreibung des Hausberichterstatters Ludwig Hevesi eine ziemlich genaue Vorstellung von der außergewöhnlichen Gestaltung dieser Ausstellung und lässt die Wirkung auf das Wiener Publikum erahnen. „Feierlich“ und „groß“ sei der Eindruck gewesen, den die Ausstattung der Räume von Alfred Roller hervorgerufen habe. Erstmals zog Hevesi hier Vergleiche zu (frühchristlichen) sakralen Räumen und bezeichnete die Schau als „Trauerfeier für das Mitglied Segantini“. Die Ausstellungskonzeption zielte nicht allein in der Quantität auf Reduktion, sondern zeichnete sich zum ersten Mal auch durch absolute Zurückhaltung und klare Gestaltung aus, die für kommende Secessionsausstellungen charakteristisch werden sollten. „Um in solcher Umgebung zu bestehen, ist Rodin der würdigste Mann“, urteilte Hevesi. Insgesamt 14 Plastiken und 8 Grafiken hatte er nach Wien geschickt. Das Wiener Publikum bekam fast nur Hauptwerke Rodins – zum Teil als Gipse – zu sehen. „Gleich beim Eintritt stößt man auf seine erschütternde Gruppe der Bürger von Calais. Weiterhin taucht der wunderbare Kopf der Balzac-Statue auf. Die vielverlästerte Figur der Eva meldet sich. Das eherne Zeitalter, eines der früheren Werke, bildet ihr Gegenstück, auch dem Stile nach.“ Auch Segantinis Die bösen Mütter (1894) und Klingers Kauernde (1900/01), heute im Besitz des Belvedere, waren damals in der Secession neben Rodins Arbeiten zu sehen.
Rodin und die Folgen Rodins Wirkung auf die österreichische Kunst war nachhaltig und äußerte sich in vielfältiger Weise. Manche der Bildhauer und Maler übernahmen seine Themen, andere formale Anregungen seines Werks, für einige wiederum wurde sein Künstlertum zum Vorbild, so etwa für Gustav Klimt, der sich durch ihn ermutigt gefühlt haben dürfte, seinen ganz individuellen Symbolismus zu entwickeln und diese persönliche Weltdeutung der fundamental leiblichen Konstitution des Menschen, der bestimmenden Kraft des Eros, unter anderem in seinen großen öffentlichen Arbeiten wie den Fakultätsbildern und dem Beethovenfries öffentlich vorzutragen. Besonders für die junge Generation aber setzte die Begegnung mit Rodins Werk überhaupt ganz neue Möglichkeiten frei. Da war zum einen der Verzicht auf vordergründige Schönheit, eine neue Spontaneität der authentischen, direkten Aussage, wie man sie vor allem in Rodins zeichnerischem Werk vorfand, zum anderen die Auffassung des Körpers als Ausdrucksträger seelischer Zustände.
seelischer Zustände. Auf der Suche nach einem neuen Menschenbild waren die jungen Österreicher für einen Künstler wie Rodin besonders empfänglich, dessen gesamtes Schaffen der Auseinandersetzung mit dem Menschen galt – sowohl mit seiner wesenhaften Verfasstheit als auch mit seiner Individualität. Hier fanden sie eine neue Art des Porträts, die die gängigen Konventionen außer Kraft setzte und das Wirken der Psyche durch das „modelé“, die aus einer Fülle von Höhlungen und Wölbungen gebildete, vibrierende Oberflächenbehandlung, veranschaulichte, aber auch neue, gesteigerte Formen des Ausdrucks in Geste und Gebärde, die dann beispielsweise in den charakteristischen „sprechenden Händen“ bei Schiele und Kokoschka ihren Niederschlag finden sollten. Schließlich entfaltete der Bildgedanke des Torso in der österreichischen Bildhauerkunst enorme Wirkung. In Rodins Schaffen gilt das Konzept des Fragmentarischen als selbstständiges und „vollständiges“ Kunstwerk als einer der innovativsten Gestaltungsaspekte, mit dem er das Verständnis für die Ästhetik rein plastischer Formen ohne erzählerischen Zusammenhang grundlegend vorantrieb. Er erfasste das Potenzial, hier zu einer Verdichtung der Aussage zu gelangen, zu einer Art plastischem Kern vorzustoßen. Dies sollte zum grundlegenden Anknüpfungspunkt für Künstler wie Anton Hanak oder Fritz Wotruba und in der Folge zum Kernthema einer neuen Bildhauergeneration auf der Suche nach der Reduktion auf das Wesentliche werden.
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