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Schloss Glienicke

Kostbarkeiten auf Reisen

Schloss Glienicke

Uhr
Vier kräftige Löwenfüße aus feuervergoldetem Messing leiten von einem niedrigen Postament, das an der Vorderseite eine männliche Maske mit aufgeblähten Backen – möglicherweise ein Windgott – zeigt, zu dem sich nach unten verjüngende Piedestal über. Im oberen Drittel befindet sich das von Rocaillen und Strahlen gerahmte Pendelloch. Die schwarz unterlegten Schildpattflächen weisen Einlegearbeiten (Marketerien) in Form von Messingadern, die Blumen- und Blattranken darstellen, auf. Kräftig ausgebildete C-Schwünge, Voluten und Muscheln aus vergoldetem Messing zieren besonders die Ecken des Piedestals und leiten zu dem flachen Podest über, auf dem die Uhr steht. Obenauf sitzt hinter dem halbrunden Abschluss der Uhr, der von einer Herkulesmaske verziert wird, der geflügelte Kronos/Saturn mit der Sense; durch das Stundenglas in seiner linken Hand aber auch als der Zeitgott Chronos zu identifizieren. Zu beiden Seiten des Zifferblatts entwickeln sich aus Rocaillen die Körper zweier Drachen, die zu der Herkulesmaske aufschauen. Unter dem Zifferblatt mit der Signatur „CHAROST À PARIS“, den blauen römischen Stunden- und schwarzen arabischen Minutenziffern in eigenen kleinen Emailkartuschen befindet sich in der Messingplatte die Datumsanzeige: eine quadratische Aussparung für den Tag und eine gebogene für den Monat. Darunter zeigt ein Relief Rhea/Kybele, die Göttermutter und Schwester des Kronos/Saturn, auf ihrem Löwenthron. Ein Putto reicht ihr eine Mauerkrone. Auch diese Uhr erwarb Graf Rothenburg 1746 für Friedrich II. in Paris. Sie stand mit einer Ausnahme – zwischen 1918 und 1928 – immer im Arbeits- und Schlafzimmer des Königs im Schloss Sanssouci.

Bodenstanduhr mit Glockenspiel
1754 ließ Friedrich II. diese Uhr durch seinen Kunstagenten Petit in Paris ankaufen und im Potsdamer Stadtschloss aufstellen. Nach 1945 gelangte sie in das Neue Palais, wo sie in der Roten Damastkammer des Unteren Fürstenquartiers zu sehen ist. Die Oberflächen sind mit unterschiedlichen, teilweise gefärbten Hölzern intarsiert. Das Furnierbild ergibt in der unteren Hälfte Gitterwerke mit Kreuzblumen und oben verschiedene Blumen, im zentralen Bereich Jagdmotive, darunter ein Wildschweinkopf. Apoll thront auf der Uhr mit Leier und Bogen, unter den vergoldeten Bronzeapplikationen befinden sich auch zwei kleine, einander zuge­wandte Drachen. Die Uhr besitzt ein Glockenspiel.

Pendule „aux biches“
Das Oberteil der Uhr ruht auf vier liegenden Hirschkühen, wodurch sich der Name (biche, franz. „Hirschkuh“) erklärt. Als Bekrönung thront die Jagdgöttin Diana mit Köcher, Pfeil und Bogen auf einer Wolke. An den Seiten sind ein Wildschwein- bzw. ein Hundekopf angebracht, darüber jeweils ein zweiarmiger Leuchter. Die große Pendule steht auf einem hohen balusterförmigen Fußgestell. Alle drei Schauseiten sind mit Messingblech belegt. In diesen Messingfond sind Ornamente geschnitten, in die farbig hinterlegtes Schildpatt, Horn sowie Perlmutt eingelegt sind. Das zentrale Motiv der Vorderseite bilden wiederum Jagdmotive: Jagdhorn, Köcher mit Pfeilen sowie Lanzen. Ursprünglich besaß auch diese Uhr ein Glockenspiel von Michel Stollewerk (seit den 1730er Jahren in Paris tätig). Dieses ging nach 1918 verloren. Diese kostbare Uhr erwarb Friedrich II. um 1765 wahrscheinlich aus dem Nachlass der Madame de Pompadour (1721-1764) in Paris und zierte damit ein Gästezimmer im Neuen Palais. Sein Nachfolger König Friedrich Wilhelm II. (1744-1797) ließ sie in das Marmorpalais im Neuen Garten bringen, wo sie heute nach mehreren anderen Aufstellungsorten wieder zu bewundern ist.

Pendule „aux biches“ - Kopie
Diese Uhrenkopie aus dem Jahr 1870 ist erst nach dem Zweiten Weltkrieg im Neuen Palais nachweisbar. Sie stammt vermutlich von dem Berliner Uhrenfabrikanten, -händler und Hofuhrmacher Franz Koch (gest. vor 1889), der seit etwa 1840/50 wirkte. Das Gehäuse folgt dem französischen Modell der Pendule „aux biches“ (mit Hirschkühen) aus dem 18. Jahrhundert. Im Unterschied dazu sind die flächigen Rücklagen der drei Schauseiten hier aber mit Ebenholzfurnier und einer Rahmung aus eingelegten Messingbändern belegt. Die Uhr stand lange im Neuen Palais und ist heute, da sie nicht zur Originalausstattung des Schlosses gehört, normalerweise deponiert.






  • Grundsätzlich sollte man bedenken, dass für Möbel nicht dieselben Epochengrenzen gelten wie für...
  • 19.10.2024 - 02.02.2025
    Ausstellung »
    Museen der Stadt Dresden »

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    SA/SO 12.00 bis 17.00 Uhr

     



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  • Jean-Pierre Latz: Schreibtisch („Bureau Plat“), um 1745, Inv.-Nr. IV 21 © SPSG / Wolfgang Pfauder
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  • Jean-Pierre Latz: Dokumentenschrank (Cartonnier), um 1745, Inv.-Nr. IV 22, mit Schreibtisch („Bureau Plat“), um 1745, Inv.-Nr. IV 21 © SPSG / Wolfgang Pfauder
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  • Jean-Pierre Latz: Uhr (Pendule), um 1745, Inv.-Nr. V 6 © SPSG / Daniel Lindner
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  • Jean-Pierre Latz: Bodenstanduhr mit Glockenspiel, 1754, Inv.-Nr. V4 © SPSG / Klaus Bergmann
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  • Jean-Pierre Latz: Pendule „aux biches“, o. J., Inv.-Nr. V 114  © SPSG / Jörg P. Anders
    Jean-Pierre Latz: Pendule „aux biches“, o. J., Inv.-Nr. V 114 © SPSG / Jörg P. Anders
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  • Nach Jean-Pierre Latz: Pendule „aux biches“ - Kopie, 1870, Inv.-Nr. V 21 © SPSG / Wolfgang Pfauder
    Nach Jean-Pierre Latz: Pendule „aux biches“ - Kopie, 1870, Inv.-Nr. V 21 © SPSG / Wolfgang Pfauder
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