Museum Gewerbe Hamburg
Inspiration Japan Die Sammlung Walter Gebhard
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Ausstellung26.11.2023 - 28.04.2024
Hamburg, 23. November 2023 – Mit einer neuen Präsentation der Sammlung Ostasien feiert das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) die ungebrochene Inspirationskraft japanischer Gestaltung: Erstmals zu sehen sind Malereien der Edo-Zeit (1615–1868), buddhistische Kalligrafien und Farbholzschnitte der 2021 erworbenen Privatsammlung Walter Gebhard. Die Ausstellung entfaltet sich über zwei Stockwerke: Im ersten Teil treten die Bilder in einen Dialog mit Keramiken, Lackwaren, Bambuskörben, Metallarbeiten und Schwertschmuck aus der bestehenden Sammlung. Im zweiten Teil ermöglichen Malereien und Grafiken einen poetischen Einblick in die ästhetische Pflanzen- und Vogelwelt Ostasiens. Die Ausstellung ist der Auftakt einer umfassenden Neuaufstellung des Sammlungsbereichs Ostasiatische Kunst. Wechselnde innovative Präsentationsformen werden zukünftig einen dynamischen Zugang zur Sammlung ermöglichen. Ab Mai 2024 folgt der Schwerpunkt China im zweiten Obergeschoss.
SAMMLUNG WALTER GEBHARD: VOM ANKAUF ZUR NEUAUFSTELLUNG
2021 erwarb das MK&G mit Hilfe der Campe’schen Historischen Kunststiftung die Sammlung von Walter Gebhard (1936–2019) mit über 500 Werken japanischer und chinesischer Malerei, Kalligrafie und Grafik. Der Bayreuther Germanistik-Professor Walter Gebhard setzte sich insbesondere für den japanisch-deutschen Dialog ein. In seiner sogenannten „Buddha-Bude“ teilte er sein weitverzweigtes Wissen mit nachfolgenden Generationen und sammelte Kalligrafien der buddhistischen Obaku-Schule, Malereien und Holzschnitte aus Japan und China. Die Neuerwerbung ergänzt die Museumssammlung um Kalligrafien und Malereien in Form von Hängerollen. Die neue Sammlungspräsentation „Inspiration Japan“ vermittelt die hohe Qualität der über 11.000 Objekte umfassenden Vorbildsammlung japanischer Kunst und Kunstgewerbes im MK&G und orientiert sich an charakteristischen Gestaltungsprinzipien, zum Beispiel die Durchdringung mit jahreszeitlichen Motiven und die Sichtbarmachung von Herstellungs- und Alterungsprozessen.
NEUE AUSSTELLUNGSRÄUME
ERSTES OBERGESCHOSS
Am zentralen Eingang markiert die Wiener Weltausstellung 1873 den Beginn der Sammlung Ostasien im MK&G: Gründungsdirektor Justus Brinckmann (1843–1915) sammelte vor allem japanische Objekte, was der damaligen Begeisterung für alles Japanische entsprach. Die Holzschnitte, aber auch Lacke und Keramiken faszinierten europäische Künstler*innen und lieferten wichtige Impulse für Jugendstil und Expressionismus. Am hinteren Eingang wird im Raum Samurai ein Themenkomplex angesprochen, der die Vorstellung von Japan weltweit prägt. Der Krieger (bushi) bzw. Samurai verkörpert Tugenden wie Aufrichtigkeit, Tapferkeit, Ehre und Treue. Dabei bilden historische Ereignisse die Grundlage für zahlreiche Geschichten über heldenhafte Samurai in Bildern, Büchern, Theaterstücken, Manga und Filmen.
Der Ausstellungsraum Themen japanischer Gestaltung greift beispielhaft drei Sujets auf, die über Gattungen und Zeiten hinweg japanische Gestaltung prägen: Der Berg Fuji dient als Beispiel für die Tradition der Bilder berühmter Orte (meisho-e). Das Nationalsymbol Japans hat durch die Verbreitung der Farbholzschnitte von Katsushika Hokusai (1760–1849) im 19. Jahrhundert globale Berühmtheit erlangt. Einzelnen Blättern seiner Serie „36 Ansichten des Berges Fuji“ ist die zeitgenössische Videoarbeit „The Summit“ (2019) von Shingo Yoshida (* 1974) gegenübergestellt und ermöglicht einen frischen Blick auf den Berg. Die vier Jahreszeiten sind nicht nur ein häufiges Bildthema, sondern auch entscheidend für den Umgang mit japanischem Kulturgut. Bilder und Alltagsgegenstände mit jahreszeitlichen Motiven dienen als vielschichtige Bedeutungsträger. So repräsentiert die Kirschblüte nicht nur den Frühling, sondern auch die Vergänglichkeit jugendlicher Schönheit, während die Chrysantheme dem Herbst zugeordnet ist und auf die Kaiserfamilie und Langlebigkeit verweist. Die japanische Lebenswirklichkeit und Kultur ist von zahlreichen übernatürlichen Wesen in Form rachsüchtiger Geister (yūrei) und dämonischer Figuren (yōkai) bevölkert. Japanische Holzschnitte, illustrierte Bücher und geschnitzte netsuke setzen diese fantastischen Wesen wie Teufel (oni), fuchsartige Gestaltwandler (kitsune) und Wasserbobolde (kappa) eindrucksvoll in Szene.
Das Kapitel Material im Fokus stellt gängige Materialien japanischen Kunsthandwerks wie Keramik, Lack, Bronze, Cloisonné und Bambus und damit einhergehende Gestaltungstechniken vor. Keramik zeigt sich dabei extrem vielseitig von rustikalem Steinzeug mit Ascheanflug bis zu feinstem polychrom bemalten Porzellan. Wie stark die Wahrnehmung der ostasiatischen Lackkunst mit Japan verbunden ist, verdeutlicht der Begriff Japanning, der die europäische Imitation von Lackoberflächen bezeichnet. Faszinierend filigran geflochtene Bambuskörbe dienen in erster Linie als Behältnisse für kunstvolle Blumengestecke (ikebana bzw. chabana bei der Teezeremonie). Das MK&G besitzt mit 60 Körben von Hayakawa Shōkosai I. (1815–1897) die weltweit größte Sammlung des frühen Flechtmeisters, der als wichtigster Vertreter seiner Zeit und Wegbereiter der modernen japanischen Bambusflechtkunst gilt.
Kleider machen Leute nimmt japanische Kleidung und ihre Bedeutung in den Blick. Figürliche Darstellungen auf Hängerollen und Farbholzschnitten zeigen schöne Menschen (bijin) – Schauspieler, Adlige, Geishas und Kurtisanen. Erstmals sind auch Kimonos aus der Sammlung Mode und Textil im Rahmen der Präsentation zu sehen. Die Produktion von Textilien wird anhand einer Auswahl der über 3000 Blätter umfassenden Sammlung an Färbeschablonen (katagami) thematisiert.
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26.11.2023 - 28.04.2024
Öffnungszeiten heute10:00 - 18:00