Basquiat. The Modena Paintings
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Ausstellung11.06.2023 - 27.08.2023
Die acht in Modena gemalten Werke gingen schliesslich über Annina Nosei an neue Besitzer:Bruno Bischofberger erwarb vier Gemälde (Profit I,Boy and Dog in a Johnnypump,Untitled [Woman with Roman Torso (Venus)],The Guilt of Gold Teeth); die anderen gelangtenin verschiedene internationale Sammlungen. Heute befinden sich alle acht Bilder in unterschiedlichen Privatsammlungen in den USA, Asien und der Schweiz. Während einzelne davon in Retrospektiven aufeinandertrafen, wurden andere nur seltenöffentlich gezeigt. Auch das Projekt der Galleria d’Arte Emilio Mazzoli wurde bisher nichtaufgearbeitet. Dabei gehören die in Modena geschaffenenGemälde nicht nur zu den bedeutendsten Bildschöpfungenim Œuvre Basquiats und zu den wertvollsten Kunstwerken überhaupt, sondern auch die schliesslich gescheiterte Projektidee stellt ein besonderes Ereignis in seiner künstlerischen Karriere dar.
Sam Keller, Direktor der Fondation Beyeler, sagt: «Alle ‹Modena Paintings›befinden sich heute inPrivatsammlungen. Einzelne von ihnen wurden in Basquiat-Ausstellungen gezeigt, aber nochniemals wurden sie nebeneinander in einer gemeinsamen Präsentation wie von Basquiat ursprünglich vorgesehen, zusammengeführt. Dank derlangjährigenund gutenZusammenarbeit mit der Basquiat-Familie und Basquiat-Sammlernist es uns gelungen, alle Werke zu vereinen und so ein Stück Kunstgeschichte nachzuholen.»
Der Modena-ZyklusDie «Modena Paintings» verbinden mehrere motivische wie stilistische Merkmale: Alle acht Werke werden von einer monumentalen, oftmals schwarzen Figur vor einem vonbreiten, expressiv-gestischenPinselstrichenüberzogenen Hintergrund bestimmt. Die quasi alsDiptychon fungierendenUntitled (Angel)und Untitled (Devil)zeigen die titelgebendenGestalten,Engel und Teufel,jeweils als Brustbild mit beidseitigerhobenen Armen –eine Pose, die als ebenso flehend wie triumphierend verstanden werden kann und sich nicht nur in weiteren Gemälden der Gruppe wiederholt, sondern immer wieder in Basquiats Œuvre begegnet. Das beim Teufel mit groben Querstrichen angedeutete Skelett sowie der Totenkopf mit tiefen Augen-und Nasenhöhlen charakterisierenauch die Figuren in Boy andDogin a JohnnypumpundThe Field Next to the Other Road. Der zwischen Heiligenschein und Dornenkrone changierende Kopfschmuckist ein weiteres Markenzeichen Basquiats, das er etwa auch in Untitled (Woman with Roman Torso[Venus])undProfit Iverwendete.Die beidenLetzterenverfügen ebenso wie TheGuiltofGold Teethim Vergleich zu den anderen Werken der Gruppe über eine grössere Dichtean den für Basquiatsotypischen «Kritzeleien». Insbesondere The Guilt of Gold Teethmit den kryptischen Wörtern, Zahlenkombinationen und Dollarzeichen weist auf spätere Werkentwicklungenvoraus. Mit Untitled(Cowparts), das eine überlebensgrosse Kuh mit markanten runden Augen zeigt, schliesst sich der Kreis insofern, als dass die bei Untitled (Angel)zur Akzentuierung des schwarz ausgefüllten Körpers eingesetztendickenweissen Pinselstriche hier die Grundzüge des Tieres umranden.
Mit Ausnahme der beidenGemälde Profit Iund TheGuiltofGold Teeth, in denen durch die Kombination von Acrylfarben, Sprühfarbe und Ölstiftenein Dialog mit dem Zeichnerischen entsteht, betont die Werkgruppe das Malerische. Die visuelle Collage unterschiedlicher Bilder und Wörter, wie sie für Basquiat sonst so bezeichnend ist, istin den Modena-Arbeitennurbegrenztzur Anwendunggelangt. Insgesamt ist sein Repertoire in Modena weniger kleinteilig und konzentriert sich auf grossflächige Darstellungen. Hierbei stehender menschliche unddertierische Körper im Vordergrund. Im Unterschied zu den früheren Werken gebenjene aus Modenakeine Eindrücke von denStrassender Grossstadt wieder, wie sie Basquiat sonst üblicherweise in seinenBildernzur Anschauung brachte.Auf mehreren der acht Gemälde finden sich die gleichenFarbtöne, etwa in den flächigen Hintergründen,sowiedie immer wieder ähnlich eingesetzten knallig roten Pinselstriche zur Verstärkung der Figurationen. Es entsprach BasquiatskünstlerischerPraxis, an mehr als einer Leinwand gleichzeitig zu arbeiten, zumal die einzelnen Farbschichten auch trocknen mussten.
Basquiat unddieFondation BeyelerDie Fondation Beyeler und Jean-Michel Basquiat verbindet eine lange gemeinsame Geschichte: Ernst Beyelerlud den 22-Jährigenbereits 1983 zur Teilnahme an derAusstellung «Expressive Malerei nach Picasso» in seinerBaslerGalerie in der Bäumleingasse ein. Basquiat wardortmit vier Gemälden vertreten,undPhilistines, 1982,zierte das Cover des Katalogs. Mit der Zeichnung Black Man, 1982,ein Geschenk aus der RenardCollection,befindet sich seit 2013ein Bilddes Künstlersin der Museumssammlung.2010 zeigte die Fondation Beyeler die erste grosse MuseumsretrospektiveBasquiats in Europa.
In der Ausstellung in der Fondation Beyeler wird die Präsentation der GemäldeBasquiatsin einemgrossen Saal von einemdaran anschliessendenMedienraum ergänzt. In diesem wird die Entstehung seinerModena-Bilder indenzeitlichen Kontext gerücktund den Besucher:innen ein Eintauchen in seinLeben undseineKunst anhand kurzerFilmsequenzen ermöglicht.
Die Ausstellung wirdvon Sam Keller,Direktor der Fondation Beyeler, gemeinsam mit Iris Hasler, Associate Curatoran der Fondation Beyeler,kuratiert.
Begleitend erscheint im HatjeCantzVerlag, Berlin,ein Katalogin deutscher und englischer Sprache, der die Entwicklung der ursprünglichen Ausstellungsidee bis zu ihrer Absage1982nachzeichnet sowie jedem in Modena entstandenenGemälde einen eigenen Kurztext widmet. Er umfasstBeiträge von Dieter Buchhart, Iris Hasler, Fiona Hesse, Michiko Kono, Regula Moser, DemetrioPaparoniund JordanaMoore Saggese.
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11.06.2023 - 27.08.2023
Öffnungszeiten der Fondation Beyeler: täglich 10 bis 18 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr