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FREI. SCHAFFEND. Die Malerin Ottilie W. Roederstein

  • Ausstellung
    20.07.2022 - 31.10.2022
    Städel Museum »

Indem sie sich abseits der zahlreichen Porträtaufträge in freien Arbeiten auch religiösen oder historischen Themen widmete, begab sie sich ebenfalls auf ein ursprünglich den männlichen Kollegen vorbehaltenes Terrain. Derartige Kompositionen setzten Aktstudien nach dem lebenden Modell voraus. Während diese für angehende Künstler ganz selbstverständlich einen wesentlichen Teil des Unterrichts ausmachten, versuchte man junge Malerinnen aufgrund der vorherrschenden Moralvorstellungen lange davon auszuschließen. Neue Möglichkeiten

In der Kunstmetropole Paris lagen die Dinge bereits in den 1880er Jahren etwas anders. Die französische Hauptstadt war nicht nur das kulturelle Epizentrum Europas, sondern auch für eine liberalere Gesellschaft bekannt. Zwar nahm auch die renommierte Pariser École des Beaux-Arts Frauen erst um die Jahrhundertwende zum Kunststudium auf, doch etablierten sich in der Stadt bereits ab den 1870er Jahren zahlreiche Privatakademien und sogenannte Damenateliers, an denen sie Zeichen- und Malunterricht nehmen konnten. Dort bot man auch Kurse im Aktzeichnen an. So strömten Ende des 19. Jahrhunderts Künstlerinnen aus allen Teilen Europas, aus Russland und den USA nach Paris, um Ausbildungs- und Ausstellungsmöglichkeiten wahrzunehmen, die sie in ihren Heimatländern so nicht vorfanden.

Roederstein begnügte sich jedoch nicht mit den gegebenen Möglichkeiten, sondern erarbeitete sich innerhalb der patriarchalen Strukturen ihrer Zeit weitere Freiräume. Sie knüpfte Freundschaften und Verbindungen zu Kolleginnen und Kollegen, um jenseits der sich formierenden Berufsverbände ein stabiles Netzwerk der wechselseitigen Unterstützung und Zusammenarbeit aufzubauen. Man teilte sich ein Atelier, vermittelte sich untereinander Porträtaufträge und half sich bei der Vorbereitung von Ausstellungen. So stellte Roederstein, als sie selbst längst finanziell erfolgreich war, ihre Pariser Atelierwohnung – die sie bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs behielt – unter anderem der jungen deutschen Malerin Ida Gerhardi zu Verfügung.

uch in Frankfurt, wo Roederstein an der Städelschule ein Atelier unterhielt, wurde sie schnell zu einer festen Größe des Kunstbetriebs. Als Lehrerin, Sammlerin und als Mitorganisatorin wichtiger Ausstellungen nahm sie Einfluss auf das kulturelle Leben der Stadt. Nicht nur als Künstlerin, auch im täglichen Leben hielten gesellschaftliche Konventionen Roederstein nicht davon ab, ihren eigenen Weg zu gehen. Sie reiste ohne männliche Begleitung, ging auf Bergtouren und heiratete nie. Denn eine Ehe hätte nach damaligem Verständnis höchstwahrscheinlich das Ende ihrer Karriere bedeutet. Stattdessen lebte sie mit ihrer Lebensgefährtin Elisabeth H. Winterhalter zusammen, deren Lebenslauf als Ärztin und Vorkämpferin für die Mädchen- und Frauenbildung ebenso bemerkenswert ist.






  • 20.07.2022 - 31.10.2022
    Ausstellung »
    Städel Museum »

    Information: www.staedelmuseum.de, info@staedelmuseum.de, Telefon +49(0)69-605098-0, Fax +49(0)69-605098-111

    Öffnungszeiten: Dienstag, Freitag bis Sonntag 10:00–18:00 Uhr, Mittwoch und Donnerstag 10:00–21:00 Uhr

    Eintritt: 12 Euro, ermäßigt 10 Euro, Familienkarte 20 Euro; samstags, sonn- und feiertags 14 Euro, ermäßigt 12 Euro, Familienkarte 24 Euro; freier Eintritt für Kinder bis zu 12 Jahren; Gruppen ab 10 Personen: 10 Euro/Person

    Online-Ticketshop und Kartenvorverkauf unter: tickets.staedelmuseum.de

    Medienpartner: Sleek magazine



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  •  Ottilie W. Roederstein (1859–1937)  Selbstbildnis mit Hut, 1904 Öl auf Leinwand, 55,3 × 46,1 cm Städel Museum, Frankfurt am Main Foto: Städel Museum
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    Städel Museum
  • Ottilie W. Roederstein, Selbstbildnis mit roter Mütze, 1894, Tempera auf Holz, 36 x 44 cm, Kunstmuseum Basel, Geschenk eines Kunstfreundes in Zürich 1936
    Ottilie W. Roederstein, Selbstbildnis mit roter Mütze, 1894, Tempera auf Holz, 36 x 44 cm, Kunstmuseum Basel, Geschenk eines Kunstfreundes in Zürich 1936
    Städel Museum
  •  Ottilie W. Roederstein (1859–1937)  Bildnis des Malers Jakob Nussbaum, 1909 Öl auf Leinwand, 86,5 × 61,5 cm Städel Museum, Frankfurt am Main Foto: Städel Museum
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    Städel Museum
  • Ottilie W. Roederstein, Miss Mosher oder Sommerneige (Fin d’été), um 1887, Öl auf Leinwand, 201 x 80 cm, Privatbesitz
    Ottilie W. Roederstein, Miss Mosher oder Sommerneige (Fin d’été), um 1887, Öl auf Leinwand, 201 x 80 cm, Privatbesitz
    Städel Museum
  •  Ottilie W. Roederstein (1859–1937)  Die Verlobten, 1897 Tempera auf Holz, 39,5 × 46,5 cm Kunsthaus Zürich, 1897
    Ottilie W. Roederstein (1859–1937) Die Verlobten, 1897 Tempera auf Holz, 39,5 × 46,5 cm Kunsthaus Zürich, 1897
    Städel Museum
  • Ottilie W. Roederstein in ihrem Pariser Atelier vor ihre Gemälde Miss Mosher, 1887–1889, Fotografie, Roederstein-Jughenn-Archiv im Städel Museum
    Ottilie W. Roederstein in ihrem Pariser Atelier vor ihre Gemälde Miss Mosher, 1887–1889, Fotografie, Roederstein-Jughenn-Archiv im Städel Museum
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  • Ottilie W. Roederstein, Jeanne Smith und Ida Gerhardi (v. l. n. r.), Atelier auf dem Boulevard du Montparnasse 108, Paris, Mai 1904, Fotografie, Roederstein-Jughenn-Archiv im Städel Museum
    Ottilie W. Roederstein, Jeanne Smith und Ida Gerhardi (v. l. n. r.), Atelier auf dem Boulevard du Montparnasse 108, Paris, Mai 1904, Fotografie, Roederstein-Jughenn-Archiv im Städel Museum
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