ZEICHENSPRACHEAntunes | Bayrle | Brătescu | Castoro | Pichler
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Ausstellung10.02.2021 - 25.04.2021MAK Wien »
Die Ausstellung ZEICHENSPRACHE.Antunes | Bayrle | Brătescu | Castoro | Pichleruntersucht die vielfältigen Mittel der Sprache aus der Perspektive der bildenden Kunst. In der Literatur, insbesondere in derLyrik,wird Sprache in eine poetische oder musikalische Ordnung gesetzt. Das Alphabetgilt als universelles Zeichensystem für alle Sprachen und inder Entwicklung der Schrift spiegeln sich Etappen, Revolutionen und Brücheder mo-dernen Gesellschaftwider. Schriftzeichen stehen für Identitäten, gleichzeitig zielen digita-le Technologien auf eine universelle Bildspracheab.17 Zeichnungen, Skulpturen und Installationen der international bekannten Künstler*innen Leonor Antunes, Thomas Bayrle, Geta Brătescu, Rosemarie Castoro und Walter Pichler, dievon der Österreichischen Ludwig-Stiftungfür Kunst und Wissenschaft angekauft und der MAK-Sammlung Gegen-wartskunst als Dauerleihgaben überlassenwurden, öffnen in der MAK-Ausstellung durch ihre individuelle (Zeichen-) Sprache Handlungsräumefür Beziehungen, Prozesse und Modelle.
Eine umfassende Serie des österreichischen Künstlers Walter Pichler (1936–2012), die er in einem Zeitraum von 40 Jahren entwickelte, greift das Thema Bett als skulpturale Form auf. Das immanente Spannungsverhältnis von Skulptur, Körper und Architektur prägte sein Œuvre. Das Bettsteht in der Ausstellung ZEICHENSPRACHEbeispielhaftfür Pich-lers Skulpturensprache, die als Bild oder Zeichen beginnt. Ausgangspunkt der Skulptur ist die Zeichnung, die –für sich eigenständig –ein narratives Netzwerk umspannt. Beispiels-weise liest sich ein Modellaus der Serie Bett(2000) als Interpretation des Memento mori. Eine liegende Figur wird im architektonischen Prinzip aufgelöst, der Körper besteht aus kantig geschnittenen Glasflächen.
Die New Yorker Künstlerin Rosemarie Castoro (1939–2015) entwickelte ihre eigene künstlerische Sprache zwischen Minimal Art und Konzeptkunst. Castoro fand Inspiration im modernenTanz und arbeitete mit Yvonne Rainer. Sie bewegte sich im Kreis von Carl Andre (verheiratet 1964–1970), Lawrence Weiner, Sol LeWitt, Richard Long undAgnes Martin. Castoro verknüpfte Malerei, Performance, Bühnenbild, Skulptur und bezeichnete sich selbst als „paintersculptor“.In der MAK-Ausstellung ist sie mit der Installation Land of Lads(1975) vertreten, die aus einer Vielzahl skulpturaler Elementebesteht. Das „Land der Jungen“ –als Pendant zumWeiblichen –steht aufdurchlässigem Boden. Einzelne Leitern biegen und strecken sich wie eine Reihe junger Pflanzen oder Bäume. Die Künstle-rin spielt sich und ihre Generation frei von patriarchalen Mustern und schafft ein Monu-ment fluider Gender-Formen.
Geta Brătescu(1926–2018), die mit Ion Grigorescu und Ana Lupaș zu den bedeutendsten Protagonist*innen der rumänischen Avantgardezählt, ist mit der Installation Didona(2000) zu sehen. Die Arbeit kann als prozesshafte taktile Zeichnung gelesen werden. Brătescu verwobhier Fragmente und Materialien aus anderen Werken.Schwarzer Filz verweist auf die Arbeit NO to Violencevon 1974.Spiegelartige Objekte aus Holz, Alumini-um und Samt fungieren als symbolische Tools in einem feministisch konnotierten Ritual, sie werden auch im Film The Studio(1978) zur Schau gestellt, einer von Grigorescu ge-filmten Aktion. Ihr Atelier machte Brătescu zur Bühne temporärer Installationen. Parallel zu ihrem Kunstschaffen war sieals Illustratorin und Grafikdesignerin für die Kulturzeit-schrift Secolul 20tätig.
Die portugiesische Künstlerin Leonor Antunes (geb. 1972) zeichnet in ihren skulpturalen Arbeiten und Installationen Erzählungen des 20. Jahrhunderts zu Kunst, Architektur und Design nach. Sie beleuchtet Fragen angewandterKunst und handwerklicher Produktion, traditionelle Techniken und die Sprache von natürlichen Materialien wie Holz, Textilien, Leder oder Metall. Im MAK verweist ihre zweiteilige Installation aus den Arbeiten I stand like a mirror before you(2015) und discrepancies with F.K.(2016) auf ein Schau-fenster nach einer Gestaltung von Friedrich Kiesler für das Kaufhaus Saks Fifth Avenue in New York (1930). Antunes interpretiertdas Schaufenster als experimentellen Raum. Im imaginären Rhythmus von handwerklichen Materialien, Texturen und Formen entwickel-te sieein Modell.
Der deutsche Zeichner, Grafiker, Maler und Bildhauer Thomas Bayrle(geb. 1937)unter-sucht Mechanismen der Sprache, des Bildes, des Alltagsobjekts, und lässt Ornamente der Masse entstehen.In der Ausstellung ZEICHENSPRACHE ist er mit der Skulptur Objekt Singer(1999) vertreten. Die Arbeit, bestehend aus Pappkarton und einem integrierten Display aus Holz, zeichnet ein Geflecht aus Autobahnennach, das als Synonym für politi-sche Macht zu lesen ist. Bayrle denkt den Knoten als Autobahn. Die Autobahn, die sich durch Städte, Landschaften und Kontinente schneidet, ist das –fragwürdige –Symbol der modernen Zivilgesellschaft, des Fortschritts, der Wirtschaft, der Ideologie, der Nation –ein weltweites Aushängeschild der Politik in Demokratie und Diktatur, wie ehemals Deutschlandund Österreich im Nationalsozialismus, als die Autobahn zum Projekt erklärt wurde.Die in ZEICHENSPRACHE gezeigten Werke bereichern und erweitern die MAK-Sammlung Gegenwartskunst, die einen Schwerpunkt aufinternationale zeitgenössische Positionen unter besonderer Berücksichtigungbedeutenderösterreichischer Künstler*innen legt. Die seit 1986 aufgebaute Sammlung steht im Zeichen der kontextuellen Verschiebung von angewandter Kunst, Design und Architektur und deren Reflexion in der bildenden Kunst.
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10.02.2021 - 25.04.2021MAK Wien »
ÖffnungDienstag, 9. Februar2021,10:00–18:00 UhrAusstellungsortZentraler Raum MAK DESIGN LABMAK, Stubenring 5, 1010 WienAusstellungsdauer 10. Februar− 25. April 2021