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Hans Jakob Oeri – Ein Schweizer Künstler in Paris, Moskau, Zürich

Ausstellung

Vom 12. August bis 23. Oktober 2016 veranstaltet das Kunsthaus Zürich die erste Ausstellung zum Werk des Zürcher Künstlers Hans Jakob Oeri (1782–1868). Zu seinen Lebzeiten genoss Oeri in ganz Europa Ansehen und Wertschätzung. Seine Werke zählen zu den qualitätvollsten und innovativsten der Schweizer Kunst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zu sehen sind 75 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken.

Oeris Zeugenschaft und seine Rezeption beleuchten einige der brisantesten künstlerischen und kulturhistorischen Verflechtungen des schweizerischen Kunstbetriebs in der Umbruchzeit zwischen Ancien Régime und jungem Bundesstaat. Neuste Forschungen machen Oeri zum Prototypen eines die Gattungen und Nationalstaaten überschreitenden Schweizer Künstlers. Er war ein vom Klassizismus geprägter, frühmoderner Künstler, der sich in seiner Vielseitigkeit nicht auf einen Stilbegriff festlegen lässt.

ZÜRICH, PARIS, MOSKAU, KASAN, ST. PETERSBURG, ZÜRICH
Oeri reiste viel, engagierte sich aber auch gesellschaftlich in seiner Heimat. 1782 in Kyburg (ZH) geboren und 1868 in Zürich verstorben, stammte er aus einer alteingesessenen Zürcher Familie, welche unter ihren Vorfahren mehrere Künstler aufzuweisen hat. Er lebte in einer Umbruchzeit, in welcher die kulturgeschichtlichen Epochen einander rasch ablösten. Nach dem Einmarsch der Franzosen in die Schweiz (1798) und dem Untergang der Freien Republik der Stadt Zürich begab er sich für seine künstlerische Ausbildung nach Paris, wo er den Übergang von der Ersten Französischen Republik zum Ersten Kaiserreich miterlebte. Nach seiner Rückkehr 1807 wurde er noch im gleichen Jahr als neues Mitglied in die vielfältigen Aktivitäten der Zürcher Künstlergesellschaft (des heutigen Trägervereins des Kunsthaus Zürich) einbezogen. Ab 1809 verbrachte Oeri acht Jahre als Maler und Zeichenlehrer im Dienste angesehener Auftraggeber im Russischen Reich – in Moskau beim Diplomaten und kaiserlichen Ratgeber Graf Arkadij Ivanovičč Markov und später auf dem Landgut des Kammerherrn Nikolaj Michailovič Mussin-Puškin in Kasan, von wo aus er ausgedehnte Reisen unternahm. Mit einem ausgeprägten Interesse für die russische Kultur, von welchem eine Reihe von Aquarellen zeugt, verbrachte Oeri den grössten Teil seiner achtjährigen russischen Zeit in Moskau, Kasan und auf dem Land. Als Krönung besuchte er in den letzten Wochen die Metropole von St. Petersburg. Hans Jakob Oeri erlebte die nach dem Erfurter Fürstenkongress zunehmende Distanzierung des Zaren Alexander I. von Napoleon, den Vaterländischen Krieg mit seinen emotionalen Äusserungen, die Gründung der Heiligen Allianz und schliesslich die Expansion Russlands in den Kaukasus. In die Schweiz zurückgekehrt, wurde er Zeuge und Mitgestalter des sich bildenden modernen Bundesstaats.

AUSBILDUNG BEI JACQUES-LOUIS DAVID
Den ersten Unterricht in der Zeichenkunst erhielt der Pfarrersohn Oeri in Zürich bei dem angesehenen Porträtisten und ehemaligen Akademieprofessor Johann Heinrich Lips. Nach einer Lehre beim Winterthurer Landschaftsmaler Johann Kaspar Kuster und vor dem Hintergrund eines lebhaften Diskurses um eine Erneuerung der Kunstausbildung in der Schweiz, zog Oeri für vier Jahre nach Paris, wo er an der École des beaux-arts und im Atelier von Jacques-Louis David, dem erfolgreichen Historienmaler und Porträtisten Napoleons, aufgenommen wurde. Der künstlerische Austausch zwischen Lehrer und Schüler führte zu einer Reihe von aussergewöhnlichen Werken, die gegensätzlicher nicht sein könnten.

«CHLOE», «DAS PARISER ATELIER» UND DIE DARSTELLUNG DES SCHÜLERS DURCH DEN LEHRER JACQUES-LOUIS DAVID
Um 1806/1808 vollendete Oeri möglicherweise noch unter Davids Anleitung «Chloe», sein Meisterstück im Stil des französischen Klassizismus, nach einer Idylle von Salomon Gessner. Wohl unmittelbar vor seiner Rückkehr in die Schweiz malte er «Das Pariser Atelier» (um 1807). In diesem Wohn- und Arbeitsraum porträtierte sich der Künstler neben dem Winterthurer Bildnismaler David Sulzer und seinen beiden Brüdern, dem Ingenieur Hans Georg Oeri und dem Handwerker Hans Oeri. Trotz Enge und Armut gelang Oeri ein beziehungsreiches Familien- und Freundschaftsbild, in dem die Würde der Kunst über Not, Konkurrenzdruck und Rangordnungen triumphiert. Gleichzeitig schuf Jacques-Louis David mit seinem Bildnis von Oeri ein bemerkenswertes Kunstwerk, in dem er das Gesicht des Dargestellten in den Mittelpunkt rückt und die Aufmerksamkeit ganz auf seine Persönlichkeit lenkt.

KLASSIZISTISCH, ROMANTISCH, REALISTISCH – STILISTISCH POLYVALENT
Oeris Werk, das grösstenteils den Gattungen der Historie, des Genres und des Porträts zuzuordnen ist, weist Traditionsbrüche und Grenzüberschreitungen unterschiedlichster Art auf. Der Künstler begnügte sich nicht mit der korrekten Wiedergabe historischer Stoffe und der Ähnlichkeit im Porträtieren, sondern überschritt bewusst die Gattungsgrenzen. Er entwickelte einen neuen Zeichenstil und kleinformatige Historienbilder mit kulturhistorischem Fokus und interdisziplinärem Ansatz. Die im Kunsthaus Zürich aufbewahrten «Kostüm-Studien aller Jahrhunderte christlicher Zeitrechnung» und «Collectaneen» weisen Oeri als typischen Vertreter des «Künstler-Antiquars» aus, dessen Forscher- und Sammlergeist die Kunst in den Dienst der Wissensvermittlung stellte. Die Vielseitigkeit seiner Schaffensweise erschwert die Klassifizierung der Werke. Sein druckgrafisches Œuvre besteht hauptsächlich aus textbezogenen Werken in den Gattungen Porträt und Historie sowie aus Reproduktionsgrafiken. Stilistisch orientierte sich Oeri zeitlebens am Klassizismus; doch hat er zahlreiche Werke geschaffen, die der Romantik, dem Biedermeier und dem Realismus näher stehen.






  • 12.08.2016 - 23.10.2016
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    Offen: Fr–So/Di 10–18 Uhr, Mi/Do 10–20 Uhr.

    Erwachsene: CHF 22.–/17.– (reduziert)
    Gruppen ab 20 Pers.: CHF 17.–

     

     



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