Museum Burg Zug
14/18 – Die Schweiz und der Grosse Krieg.
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Ausstellung16.04.2016 - 30.10.2016
Der Erste Weltkrieg erschütterte die Welt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in ihren Grundfesten. Als neutraler Staat blieb die Schweiz von kriegerischen Auseinandersetzungen zwar verschont, die Folgen des Krieges auf die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse waren aber enorm und hin- terlassen teils bis heute Spuren. Deshalb zeigt das Museum Burg Zug – als einziges Museum in der Zentralschweiz – ab April 2016 die Ausstellung „14/18 – Die Schweiz und der Grosse Krieg“. Neben den Auswirkungen des Weltkrieges auf die Schweiz werden auch die spezifischen Verhältnisse in der Zentralschweiz thematisiert.
14/18 – Wie der Krieg die Schweiz veränderte
Die Kernausstellung wurde vom Verein „Die Schweiz im Ersten Weltkrieg“ konzipiert und war als Wan- derausstellung in Basel, Zürich, St. Gallen und Neuchâtel zu sehen. Sie deckt den nationalen Kontext des Krieges ab. Im Zentrum stehen die gesellschaftlichen Aspekte, insbesondere die herrschende Unsicher- heit, die Bedrohung des nationalen Zusammenhaltes, die prekäre Ernährungslage, die fortschreitende Verarmung weiter Teile der Bevölkerung und die daraus entstehenden sozialen Spannungen, die schliesslich 1918 in den schweizerischen Landesstreik münden. Mit einer Vielzahl an Fotos, Dokumenten, Filmen, Objekten und Hörstationen wird die zunehmende Er- schütterung in den Bereichen Wirtschaft, Gesellschaft, Militär und Politik gezeigt (siehe separate Medi- eninformation des Vereins).
Fernab und doch mittendrin: Blick in die Zentralschweiz
Eingebettet in die Wanderausstellung behandelt das Museum Burg Zug in „Tiefenbohrungen“ spezifi- sche Zentralschweizer Themen. Dieser Blick nach Zug, Luzern, Schwyz, Ob- und Nidwalden sowie Uri verdeutlicht, dass die Zentralschweiz geographisch zwar fernab des Kriegsgeschehens lag, sich von den Auswirkungen her aber doch mittendrin befand.
Verschiedene Aspekte werden in den fünf Zentralschweizer Themenbereichen beleuchtet:
Mit dem Kriegsausbruch brach der blühende Tourismus zusammen, und damit fiel einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren in der Zentralschweiz weg. In den leer stehenden Hotels wurden ab 1916 mehrere tausende internierte Kriegsgefangene unterschiedlicher Nationen untergebracht. Die anfänglich eupho- rische Haltung der Bevölkerung den Flüchtlingen gegenüber wich mit zunehmender Anzahl immer mehr einer Reserviertheit vor den Fremden.
Das Thema Militär wird anhand von Erlebnissen der Zentralschweizer Truppen behandelt. Viele Wehr- männer leisten in den vier Kriegsjahren überdurchschnittlich viele Diensttage. Die langen Einsätze, Lan- geweile, der tägliche Drill und die Sorgen um die Angehörigen zu Hause führen bei der Truppe zu Dienstverdrossenheit. Neue Waffentypen entstanden, wie am Beispiel des Schwyzer Offiziers und ers- tem Fliegerkommandanten Theodor Real gezeigt wird. Die Besucherinnen und Besucher können selbst einen gepackten Militärtornister tragen und ein Infanteriegewehr hochheben, um am Gewicht die Mü- hen der Soldaten auf den vielen langen Fussmärschen zu erfahren. Dass der Aktivdienst mit lebensbe- drohlichen Gefahren verbunden war, verdeutlicht das Schicksal des 23jährigen Zugers Karl Spillmann, einem der ersten Schweizer Opfer des Krieges, der – kaum vereidigt – auf dem Marsch kurz nach Cham einem Hitzschlag erlag.
Der Kriegsausbruch zeitigte unterschiedliche Auswirkungen auf die Zentralschweizer Wirtschaft: Man- che Fabriken mussten ihre Produktion wegen des plötzlichen Arbeitskräftemangels drosseln oder gar kurzzeitig einstellen, andere profitierten von neuen Möglichkeiten und Absatzmärkten, wie die in Cham produzierende Nestlé (Verfünffachung der Exportmenge an Konsensmilch innert Jahresfrist), die Landis & Gyr (Stromzähler) oder die luzernische „Viscose Suisse“ (Kunstgarn). Andere wie die Metallwarenfab- rik Zug (Metalli) und die schwyzerische „Karl Elsener Messerschmiede Werkstatt“ (Victorinox) orientier- ten sich um und fertigten nach Kriegsausbruch Produkte für die Schweizer Armee, etwa Gamellen, Feld- flaschen, den neuen Stahlhelm, Soldatenmesser und Bajonette. Die Hauptprobleme der Industrie blie- ben aber der Energie- und Arbeitskräftemangel.
Mit neuen Energiequellen versuchte man dem Mangel zu begegnen, etwa mit dem Abbau von Schieferkohle oder dem intensivierten Torfabbau in vielen Moo- ren der Zentralschweiz. Zu wichtige Arbeitskräften wurden die zahlreichen Kriegsinternierten. Besonders spannend ist, dass die Verzinkerei Zug AG (V-Zug) 1915 einen zivilen Verkaufshit landete und einen Dampfwaschherd herausbrachte. Mit diesem begann die Spezialisierung des Zuger Unternehmens auf Geräte zur Wäschereinigung.
Obwohl sich die Zentralschweiz weit ab vom Kriegsgeschehen befand, veränderte sich auch hier der Alltag mit Kriegsbeginn. Durch die Mobilisierung fehlten die Männer am Arbeitsplatz, auf dem Bauernhof, in den Familien. Bahn- und Schiffsverkehr wurden eingeschränkt, der Brotpreis begann zu steigen. Ein- drücklich beschreibt der Beromünster Arzt Edmund Müller die zunehmende Not und den Mangel in sei- nem Tagebuch. Auf die Lebensmittelknappheit reagierte der Bundesrat mit der Rationierung der Grund- nahrungsmittel und dem Mehranbau von Kartoffeln und Getreide. Bereits ab 1916 verschlechterte sich die Versorgungslage, besonders für die ärmere und die städtische Bevölkerung. In Zug demonstrierten 1917 Arbeiter gegen die Teuerung, in Luzern kam es zu einem grossen „Hungermarsch“. Ab 1917 wurde Frischmilch selbst im ländlichen Uri knapp, der Schwarzmarkt florierte.
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16.04.2016 - 30.10.2016
Eintritt frei
21. April bis 30. Juni 2016 | Mo-Fr 9-19 h und Sa 9-16 h