Europa. Die Zukunft der Geschichte
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Ausstellung12.06.2015 - 06.09.2015
Vom 12. Juni bis 6. September 2015 präsentiert das Kunsthaus Zürich eine Ausstellung zu Europa in der Kunst. Über 100 Gemälde, Zeichnungen, Fotografien, Videos und Installationen von rund 60 überwiegend modernen oder zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern treffen auf literarische und politische Aussagen bekannter Persönlichkeiten. Ein Friedensprojekt.
RENATIONALISIERUNG VERSUS INTERNATIONALISMUS
Die Kuratorin und Kunsthistorikerin Cathérine Hug und der Wiener Schriftsteller Robert Menasse, der das Projekt begleitet, legen der Ausstellung einen politischen Befund zugrunde. Zu Beginn des dritten Jahrtausends ist die Situation auf dem europäischen Kontinent paradox: Einerseits sind mehr Staaten als je zuvor demokratisch verfasst, andererseits nehmen die Krisensymptome in Ländern wie Frankreich, Grossbritannien und Deutschland zu, die einstmals eine gesellschaftspolitische Avantgarde bildeten. Die Bürger empfinden ein Demokratiedefizit, verstärken aber durch ihr Wahlverhalten den Wunsch nach Renationalisierung. Dies ist das zweite Paradox, denn in einem informationstechnisch, wirtschaftlich wie ökologisch vernetzten Europa sind Probleme mit nationalstaatlichen Massnahmen allein nicht zu bewältigen. Was die Europäer verbindet, ist mehr als ein Territorium. Es ist eine komplexe gemeinsame Vergangenheit und nach den Gräueln des Zweiten Weltkriegs die Absicht, die Gegenwart solidarisch und friedlich zu gestalten.
WAS HILFT DIE KUNST BEI DER SUCHE NACH EINEM FRIEDLICHEN EUROPA?
Die Ausstellung erzählt von Utopien, Träumen und der Wirklichkeit. Sie unternimmt den Versuch, Darstellungsformen einer abstrakt anmutenden Vision von einem friedlichen Europa ideengeschichtlich zu transportieren. 1826 nahm Heinrich Heine vorweg, was heute unter «Special Interest»-Gruppen verstanden wird: «Täglich verschwinden mehr und mehr die törichten Nationalvorurteile, alle schroffen Besonderheiten gehen unter in der Allgemeinheit der europäischen Zivilisation. Es gibt jetzt in Europa keine Nationen mehr, sondern nur Parteien.» Welche Partei ist die Kunst? Warum ergreift ein Museum Partei für ein politisches Projekt, und wird daraus ein kulturelles?
FREIHEIT, IDENTITÄT, UNIVERSELLE GEFÜHLE UND ANDERE THEMEN
Der Spannungsbogen dieser Ausstellung reicht vom 19. bis zum 21. Jahrhundert. Im Fokus steht der Zeitraum von der Nationalstaatenbildung bis in die postnationale Interdependenz der Gegenwart. Die Schweiz trug und trägt viel zur Verbindung und Verständigung zwischen Staaten bei. Modellhaft löste sie multikulturelle Herausforderungen, vor denen Europa noch steht, im Konsens mit allen Bevölkerungsteilen. Ein Dutzend Werke aus dem Kunsthaus Zürich und anderen namhaften Sammlungen wie dem Centre Pompidou, Paris, und der Neuen Nationalgalerie Berlin geben Zeugnis von Künstlern, deren Wirkkräfte hier gebündelt werden konnten. Doch ist dies keine Länderschau und die Kunst dient nicht der Illustration eines Geschichtsbuchs. Die Strenge und die Methodologie der Geschichtswissenschaft werden aufgebrochen. Es geht um Kunst und um Europa als zwei mehr denn je aktuelle avantgardistische Kräfte. Denn 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs hat der Kontinent mit einer politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit ohne imperialistische Machtansprüche Vorbildcharakter und Nachahmer gefunden.
VON LONDON ÜBER BRÜSSEL BIS KIEW: ÜBER 100 WERKE
Die generationenübergreifende, aktive Hinterfragung des Nationalismus und die kontinuierliche Friedensarbeit treibt viele Kunstschaffende an. In über 100 Arbeiten von London bis Kiew zeigen sie individuelle Reflexionen über europäisches Geschichtsbewusstsein, über Freiheit und die Kunst. Oft sind die Gemälde, Zeichnungen, Fotografien, Filme und Installationen, die im grossen Ausstellungssaal des Kunsthauses ausgebreitet werden, über viele Jahre und in aufwändiger Recherche entstanden. Obwohl der Parcours von kulturellen Konstanten ausgeht, bleiben Dringlichkeiten und Symptome der aktuellen europäischen Lage nicht aussen vor. Themen wie «Entwicklungswege der Demokratie», «Krieg und Frieden», «Heimat – Fernweh – Heimweh» und «Gedächtniskultur, Amnesie und Nostalgie» sind mit der bewegten Historie und Gegenwart Europas verschränkt.
COMEBACK DER POLITISCHEN KUNST. EIN PARADIGMENWECHSEL
Die politische Kunst erlebt ein Comeback. Sie widersetzt sich der kommerziellen und hedonistischen Vereinnahmung, wie sie von immer mehr Institutionen betrieben wird, weil es die Aufmerksamkeitsökonomie optimiert. Es trifft den Nerv der Zeit, wenn der europäische Medienpreis 2013 an den als «Standing Man» berühmt gewordenen Aktivisten und Tänzer Erdem Gündüz verliehen wird, der durch seinen stillen Protest die Weltöffentlichkeit auf die Demokratiedefizite in der Türkei aufmerksam machte. Rückt jetzt die Kultur zurecht, was Politik und Wirtschaft entglitten ist? Indem das Kunsthaus Zürich unterschiedliche Befindlichkeiten und Zugänge beleuchtet, nimmt es Teil an einem Diskurs, der die Geschichtsreflexion mit künstlerischen Mitteln über ein historisch gewachsenes «Europa als Friedensprojekt» wiederbelebt.
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12.06.2015 - 06.09.2015
Offen: Fr–So/Di 10–18 Uhr, Mi/Do 10–20 Uhr.
Erwachsene: CHF 22.–/17.– (reduziert)
Gruppen ab 20 Pers.: CHF 17.–Folgende Wechselausstelllungen sind im Eintrittspreis der Sammlung enthalten:
Hodler/Schnyder, bis 26. April 2015
Bilderwahl!, bis 1. März 2015