Schlagzeilen und Bilder
Zwischen Königgrätz und Córdoba
-
Ausstellung17.05.2013 - 03.11.2013
Eine kurz(weilig)e Geschichte Österreichs in Schlagzeilen und Bildern bietet die Ausstellung "Zwischen Königgrätz und Córdoba" im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek. Zusammengetragen aus den vielfältigen Sammlungen des Hauses, präsentiert die Schau einen ebenso unterhaltsamen wie spannenden Streifzug durch jene Meldungen, die das Land in den letzten 500 Jahren bewegt und geprägt, aber auch erschreckt und belustigt haben.
Königgrätz 1866 und Córdoba 1978 stehen dabei für zwei Extreme österreichischer Befindlichkeit – hier die fatale militärische Niederlage gegen die preußische Armee, dort der gnädige Fußballgott, der dem Land einen historischen Sieg über Deutschland bescherte. Diese beiden spektakulären Meldungen sind der Ausgangspunkt für eine Vielzahl an Titelgeschichten, Sensationen, Skandalen und Zeitungsenten aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens. Ob "allerhöchste Nachrichten" vom Hof, das abenteuerliche Schicksal der Gebeine Beethovens, der bejubelte Karl Schranz am Ballhausplatz oder der erste Österreicher im Weltraum – rund 170 einzigartige Exponate erinnern an bedeutende Ereignisse in der Geschichte Österreichs und zeigen auf, was sich im nationalen Gedächtnis des Landes für immer verankert hat.
Weltuntergänge und Kaiser-Hochzeiten
Was wir über die Welt wissen, wissen wir durch die Medien. Ob Zeitungen und Zeitschriften, Radio und TV oder das Internet die Medien sind die Augen und Ohren unserer Gesellschaft. Das gilt nicht erst im heutigen Informationszeitalter, das galt auch schon im 16. Jahrhundert. Ein Sammelsurium an außergewöhnlichen Begebenheiten und einer der Glanzpunkte der Schau ist die kunstvoll illustrierte Handschrift "Über Wunderzeichen" des Vorarlberger Chronisten Jacob Mennel aus dem Jahre 1503. Der Hofgeschichtsschreiber von Kaiser Maximilian I. zeichnete darin wort- und bildreich unheimliche Himmelserscheinungen aus dem Dunstkreis von Aberglauben, Alchemie und Astrologie auf. Bedrohliche Kometen, Blutregen und Heuschreckenplagen: das Werk ist eine faszinierende Dokumentation der apokalyptischen Stimmung jener Zeit.
Nicht weniger beeindruckend auch die zahlreichen Flugblätter aus der Anfangszeit des Buchdrucks, die in der Ausstellung zu sehen sind: So berichtet eine "Newe Zeittung" von 1591 über eines der stärksten Erdbeben in Österreich im Raum Neulengbach. Mit Zusätzen wie "wunderbarlich", "glaubwürdig" und "wahrhafftig" unterstrichen die Autoren die Echtheit ihrer Meldungen. Ergänzt wurden die Berichte für den leseunkundigen Teil des Publikums mit eindrucksvollen Holzschnitten so wie bei Conrad Wolfharts schaurigem Bericht aus Ungarn von 1549, demzufolge den "leuthen schlangen / krotten und natern im leyb" wuchsen.
Spektakuläres ereignete sich aber nicht nur in der Natur, sondern auch am Kaiserhof. Schon vor dem Aufkommen der Zeitungen wurden besondere Hof-Anlässe durch taktische PR-Arbeit als wichtige dynastische Ereignisse inszeniert. Ein gutes Beispiel dafür ist ein illustriertes Hochzeitsgedicht von Jason Mayno aus dem Jahre 1509. Es präsentiert die den Finanznöten der Habsburger geschuldete Zweckheirat von Kaiser Maximilian I. mit Bianca Maria Sforza als himmlische Liebesheirat: ein weiterer farbenprächtiger Höhepunkt der Ausstellung. Aus jüngerer Zeit, aber nicht weniger spektakulär, ist die Sonderausgabe des "Illustrirten Wiener Extrablatts", die am 29. Juni 1914 bereits um 12 Uhr mittags über die Ermordung des Thronfolgerpaares in Sarajewo berichtete. Ein bewegendes erstes Zeugnis vom bevorstehenden Untergang der Habsburger-Monarchie.
Beethovens Schädel und das Wunder von Córdoba
Weitaus weniger dramatisch, dafür umso skurriler war das abenteuerliche Schicksal der Gebeine Beethovens, die Opfer des im 19. Jahrhundert grassierenden Devotionalienkults wurden. Schon während der Aufbahrung schnitten Verehrer Beethovens Kopfhaare als Reliquien ab und mehrmals wurde sein Grab geöffnet, unter anderem um Fotografien von seinem Schädel anzufertigen, wie ein Originalbild von 1863 in der Ausstellung bezeugt.
Geradezu beschaulich und unbeschwert wirkt demgegenüber eine Meldung aus dem Biedermeier, die vom Volksauflauf erzählt, den die Ankunft der ersten Giraffe 1828 in Wien auslöste: "Sie ist da! Ist glücklich angekommen! – Wer? Was? – Die Girafe!!! So tönt es jetzt fast aus jedem Munde, und diese Nachricht schnell seinen bekannten und Freunden mitgetheilt, benützt jeder die erste Zeit der Muße, in die Menagerie des k. k. Lustschlosses Schönbrunn zu eilen."
Ähnliche emotionale Aufwallungen lösten rund 150 Jahre später zwei sportliche Ereignisse aus, die bis heute unvergessen sind und damals die Titelseiten füllten. Legendär etwa der Auftritt des Skirennläufers Karl Schranz am Wiener Ballhausplatz nach seinem Ausschluss von den Olypmpischen Winterspielen 1972 in Sapporo. 100.000 Menschen begrüßten den zum Sportstar gewordenen Schranz, als dieser auf den Balkon des Bundeskanzleramts trat. Nicht weniger legendär auch der Ausruf des ORF-Kommentators Edi Finger, als die österreichische Nationalmannschaft bei der Fußball-WM 1978 Deutschland mit 3:2 besiegte und aus dem Turnier schoss: "Toor, Toor, I werd narrisch!". Das Bild vom entscheidenden Treffer ist natürlich ebenfalls in der Schau zu bewundern.
-
IRONIMUS im Gespräch mit Gottfried Gusenbauer Gottfried Gusenbauer: Die Qual der Wahl spannt...
-
21.03.2024 - 26.01.2025Österreichische Nationalbibliothek mit Jubiläumsprogramm 2024: Anton Bruckner, Friederike...
-
18.04.2024 - 16.02.2025Friederike Mayröcker (1924–2021) gehörte zu den eigenwilligsten Dichter*innen nach 1945. Am...
-
13.06.2024 - 04.05.2025"Der Menschen ältere Brüder sind die Tiere." Johann Gottfried Herder (1744–1803)...
-
23.07.2024 - 23.07.2025Vor kurzem fand ein umfangreiches und innovatives Editionsprojekt an der Österreichischen...
-
17.05.2013 - 03.11.2013
Ort
Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek
Josefsplatz 1, 1010 Wien
Dauer
17. Mai 2013 – 3. November 2013
Öffnungszeiten
Dienstag – Sonntag 10 – 18 Uhr
Donnerstag 10 – 21 Uhr
Eintritt
€ 7,–
Ermäßigungen siehe hier
Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren haben freien Eintritt in
alle musealen Bereiche.