Die Schönheit
Die Schönheit der Venus
-
Auktion14.05.2010
Auch 2009 hatte VAN HAM im Bereich der Gemälde des 19. Jahrhunderts die Nase in Deutschland weit vorn. Als mit Abstand umsatzstärkstes Haus auf diesem Gebiet hat das russische Gemälde von Nikolaj Egorovic Svertchkov, das im November versteigert wurde, als einziges Werk aus dem 19. Jahrhundert es unter die Top 10 geschafft. Unter den insg. 500 Losen im Frühjahr 2010 sind nicht nur Neuere Meister, auch Höhepunkte Alter Meister werden die Augen der Sammler nach Köln richten. Highlights bilden hier zwei Italiener: Rosalba Carrieras Gemälde mit Venus und den beiden Knaben Amor und Anteros (Los 210, Schätzpreis: € 120.000-130.000), sowie Michele Marieschis italienische Landschaft (Los 195, Schätzpreis: € 170.000-180.000).
Rosalba Carriera ist für ihre einfühlsamen Porträts bekannt, die sie unter anderem auch für Höfe, wie Paris, Modena oder Wien anfertigte. Typisch für die Künstlerin ist die fast in Sfumato gezeichnete Darstellung, die harmonisch und sanfte Lichtführung, die durch die Pastelltechnik noch verstärkt wird. In seinem Gutachten zitiert Ugo Ruggiero, Venedig, einen Tagebucheintrag Carrieras aus dem November 1727, in dem sie erwähnt, dass sie ein Pastell nach der Vorlage eines Gemäldes von Marco Liberi (1640 - 1696) begonnen habe. Dieses Gemälde zeigt Venus mit den beiden Knaben Amor und Anteros. Es ist anzunehmen, dass es sich bei der hier gezeigten Arbeit um dieses in ihrem Tagebuch erwähnte Werk handelt (Los 210, Schätzpreis: € 120.000-130.000). Weiteres Highlight ist das Capriccio von Michele Marieschi, das eine italienische Landschaft mit Ruinen und einem Tempel zeigt (Los 195, Schätzpreis: € 170.000-180.000). Die Komposition findet sich in verschiedenen leicht unterschiedlichen Variationen, immer mit dem charakteristischen kleinen Tempel im Zentrum, den überwucherten Ruinen am linken Rand sowie der Uferlandschaft im Hintergrund. Die wechselnden Personengruppen zeichnen die einzelnen Gemälde aus, deren künstlerische Qualität Prof. Egidio Martini, Venedig, im Vergleich zu den Venedigansichten höher einschätzt. Erneut im Programm sind feine Stillleben zu moderaten Preisen, z.B. von Jacob von Walscapelle, Justus Juncker oder Isaac Denies. Eine Glasvase mit Tulpen, Rosen und Nelken wird Jacob von Walscapelle/ Cornelis Kick zugeschrieben (Los 153, Schätzpreis: € 20.000-30.000). Interessant ist auch das Früchtestillleben in einer Nische von Justus Juncker aus dem 18. Jahrhundert (Los 152, Schätzpreis: € 3.000-4.000). In Junckers Gemälde sind Anklänge an Jan Davidsz de Heem spürbar. Seit den 1740er Jahren widmet sich der Maler der Stilllebenmalerei und entwickelt hier eine recht eigene, im Vergleich zu den Niederländern eher kühle, präzise Malweise. Der in erster Linie im Frankfurter Raum tätige Juncker ist in den hessischen Museen vertreten; eine vergleichbare Komposition hängt im Mainzer Landesmuseum. Bei dem Werk von Isaac Denies handelt es sich um ein Jagdstillleben, dessen Stilistik sehr an Willem van Aelst erinnert (Los 214, Schätzpreis: € 25.000-30.000). Sehr selten, außergewöhnlich gut erhalten und mit 12.000 bis 15.000 Euro interessant angesetzt ist das großformatige Werk mit sechs Heiligen aus der Catalanischen Schule des 15. Jahrhunderts (Los 100). Es handelt sich hierbei um den Teil eines Retabels (145 x 83 cm).
Neben den Alten Meistern bilden aufgrund zahlreicher, privater Einlieferer deutscher Sammlungen Gemälde der Jahrhundertwende, also einer impressionistisch beeinflussten Malerei, den thematischen Schwerpunkt der Auktion. Ein stimmungsvolles, pastoses Werk des Franzosen Goustave Courbets und seiner Werkstatt sticht besonders hervor. Sein Strand bei Ebbe ist mit 60.000-70.000 Euro angesetzt (Los 470). Eine Besonderheit ist ein frühes Hauptwerk Rob Graaflands (Los 245, Schätzpreis: € 28.000-30.000). Das großformatige Gemälde thematisiert vermutlich Pushkins Novelle der Fontäne von Bachtschissarai. Das Maastrichter Museum hat im Vorfeld bereits um eine Beteiligung an der kommenden, geplanten Retrospektive 2011/12 gebeten. Ein beliebtes Thema für den Kunstmarkt sind Winterlandschaften. So kommt z.B. Louis Apol zum Aufruf, dessen Winterlandschaft für 7.000-9.000 Euro angesetzt ist (Los 407). Genauso viel Interesse wird die pastose, chromatisch blaue holländische Küste, hervorrufen, die Hans von Bartels seinem Freund Kaulbach widmete (Los 352, Schätzpreis: € 4.000-6.000).