Schmidt Kunstauktionen Dresden 65. Kunstauktion
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Auktion19.09.2020
Die Stadt Dresden faszinierte die Künstler - über Jahrhunderte hinweg. Das lässt sich an dem Angebot der diesjährigen Herbstauktion unseres Hauses eindrücklich nachvollziehen. Johann Anton Castell, ein Schüler Johann Christian Clausen Dahls, hat sie immer wieder gemalt - besonders gern in abendlichem Licht vom Wolfshügel am Rande der Dresdner Heide aus. Eine solche großformatige Ansicht aus dem Jahr 1863 kann das Haus in dieser Auktion anbieten: Eingerahmt von einer pittoresken Naturkulisse eröffnet sich dem Betrachter in diesem Gemälde das im Sonnenuntergang erglänzende Elbtal, in dessen Mittelgrund hell das damals gerade erst erbaute, repräsentative Schloss Albrechtsberg leuchtet. Das Werk in ausgezeichneter malerischer Qualität hat eine Schätzung von 15.000 Euro.
Einen ganz nahsichtigen Blick auf seine Heimatstadt malte Hans Kinder 1928, noch als Student der Dresdner Kunstakademie, mit dem Werk "Alaunstraße Dresden", Öl auf Sperrholz, Schätzung 6.000 Euro. Es ist eines der wenigen erhaltenen Ölgemälde des Künstlers dieser Zeit, die zwar gegenständlich, jedoch schon in reduziert - flächiger Formensprache auf sein späteres Werk voraus weisen. Es zeigt einen Hinterhof in der Dresdner Neustadt bei Nacht. Durch Lichtführung und ein konturiertes Gefüge farbig leuchtender, in sich strukturierter Hell-Dunkel-Flächen erreicht der Künstler einen atmosphärischen Gesamteindruck von lebendiger, malerischer Qualität.
Nahezu zeitgleich, 1931, entstand der ebenfalls nahsichtige "Blick zwischen den Häusern" der Künstlerin Elfriede Lohse-Wächtler. Die Dresdner Malerin, deren psychische Verfassung sie zwei Jahre zuvor zu einem Aufenthalt in der Psychiatrie in Hamburg-Friedrichsberg zwang, kehrte im Entstehungsjahr dieser Zeichnung aus wirtschaftlicher Not heraus in die elterliche Wohnung in die Voglerstraße 15 nach Dresden-Striesen zurück. Hier zeichnete die Künstlerin ihr unmittelbares Umfeld - die Villen, Gärten und Blickachsen des grünen Viertels, das ab 1856 in offener Bauweise als Vorort Dresdens entstanden war. Die kraftvolle Pastellkreidezeichnung, welche aus dem Nachlass der Künstlerin stammt, hat eine Schätzung von 2.500 Euro.
Auch eine zweite wichtige Werkgruppe - das Porträt - ist durch Arbeiten wichtiger Dresdner Künstler vertreten. So ist beispielsweise das "Bildnis eines jungen Mannes" von Wilhelm Lachnit aus dem Jahr 1938 Zeugnis eines inneren Rückzugs nach dem 1933 durch die Nationalsozialisten verhängten Mal- und Ausstellungsverbots. Das Bildnis zählt zu den wenigen überlieferten Porträts dieser Zeit und knüpft an Lachnits geheimnisvoll taktilen, nahezu altmeisterlich kontrastierenden Stil der späten zwanziger Jahre an. Die innere Emigration des Künstlers zeigt sich deutlich in den Darstellung des Porträtierten, in seinem abwesenden Blick und der zurückgezogenen Haltung. Der Tenor dieses Gemäldes ist nicht von widerständischer Aktion bestimmt, sondern vielmehr von der zermürbenden und quälenden Anstrengung des Überdauerns. Das Porträt ist mit 8.000 bis 9.000 Euro geschätzt.
Knapp 40 Jahre später malte Curt Querner das "Selbstbildnis in dunkelblauem Pullover und mit Mütze", Schätzung 5.500 Euro. Das ein Jahr vor seinem Tod entstandene Aquarell steht am Ende einer großen Werkgruppe von Selbstporträts, welche die persönliche und künstlerische Entwicklung des Künstlers widerspiegelt. In den 1930er Jahren zeigen sie ihn als rebellischen jungen, später als skeptischen alten Mann. Charakteristisch ist für alle Arbeiten der konzentrierte, ausdrucksvolle, zuweilen auch verbissene Blick des eigenständigen, selbstkritischen Künstlers. Die Auseinandersetzung mit seiner Persönlichkeit in Selbstbildnissen nahm bei Querner im Alter zu. Allein im Jahr 1971 entstanden mindestens 18 Ölgemälde und 15 Aquarelle dieser Kategorie. In seinem Tagebuch nennt er diese Arbeiten "Übungen", Ausdruck einer andauernden Selbsterkundung. Mehrmals malte sich Querner mit seinen wichtigsten Arbeitsinstrumenten in den Händen, den Pinseln. Sie werden attributiv demonstriert. Dabei zeigt der Künstler sich weder im aktiven Prozess des Malens, noch weisen die Hintergründe ateliertypische Interieurgestaltungen auf oder beziehen die Darstellung eines Modells mit ein. Im Mittelpunkt steht immer nur eines: das Gesicht.
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19.09.2020Auktion »
65. Kunstauktion - 19. September 2020
Vorbesichtigung ab 08. September, Mo-Fr 10-20 Uhr, Sa 10-16 Uhr