Vorbericht Auktion "Alte Kunst" am 15. November 2018
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Auktion15.11.2018
Aus dem Museum ins Auktionshaus
Nachdem im Frühjahr das Gemälde "Elk zijn meug" von Michaelina Wautier direkt von Van Ham in die monographische Ausstellung zu der Künstlerin in Antwerpen gelangte, kommt nun das Gemälde "Knabe mit Tabak" aus ebendieser Ausstellung direkt ins Kölner Auktionshaus. Landschaften vom Niederrhein bis zum Schwarzwald von Johann Bernhard Klombeck und Hans Thoma sind ebenso gefragt, wie die naturgetreue Stilllebenmalerei von Emilie Preyer. Porträts starker Frauen prägen das Angebot der Herbstauktion - zudem wird ein früher deutscher Impressionist wiederentdeckt.
Diesen Sommer widmete das Museum aan de Stroom in Antwerpen der "Baroque's Leading Lady" Michaelina Wautier ihre erste Ausstellung. Darin zu sehen war auch das kleine aber feine Werk "Junge mit Tabak", in der die Malerin einen Jüngling dabei zeigt, wie er genüsslich am Tabak riecht, bevor dieser in die bereitliegende Pfeife gestopft wird. Aufgrund des sensationellen Rekordpreises, den Van Ham für Wautiers Gemälde "Elk zijn meug" im Mai 2018 erzielte, entschied sich der Einlieferer ebenfalls für Van Ham. Die Leihgabe gelangt nun direkt von der Ausstellung zu Van Ham, um bei der Herbstauktion als eines der Highlights aufgerufen zu werden (Schätzpreis: 90.000 - 120.000 Euro).
Im Bereich der Alten Meister sticht zudem eine Temperamalerei von Scolaio di Giovanni (Meister von Borgo alla Collina) hervor, auf der die Madonna mit Kind von zwei Engeln angebetet wird. Flankiert wird sie von den Heiligen Franziskus von Assisi und Julianus (Schätzpreis: 40.000 - 60.000 Euro). Zu dem Werk liegt ein ausführliches Gutachten von Prof. Dr. Gaudenz Freuler vor, der unter anderem schreibt: "Das anmutige Madonnenbild, ein typisches Produkt der spätgotischen florentinischen Malerei zu Beginn des 15. Jahrhunderts, verbindet auf eklektische Weise Bildideen der Protagonisten dieser künstlerischen Strömung an der Schwelle zur Renaissance."
Alice Ozy war als Schauspielerin und Sängerin erfolgreich, doch am besten bekannt war sie wohl als Kurtisane prominenter Männer aus der Pariser Gesellschaft. Ihr Anmut und ihre Schönheit hält Théodore Chasseriau in diesem reizvollen und opulenten Porträt fest (Schätzpreis: 60.000 - 80.000 Euro). Der Maler gehörte neben Victor Hugo und Napoleon III. Bonaparte ebenfalls zu ihren Liebhabern.
Zur Jahrhundertwende gehörte sie zu den besten Tennisspielerinnen der Welt und gilt als Pionierin im Damentennis: Clara Kusenberg, Gräfin von der Schulenburg und spätere Gräfin Voss. Franz Seraph von Lenbach - zurzeit zu sehen in der Ausstellung "Malerfürsten" in der Bundeskunsthalle in Bonn - malte die junge Frau um 1895 (Schätzpreis: 8.000 - 12.000 Euro). Die Porträtierte vermachte das Gemälde ihrem Arzt, als Dank für seine ärztliche Pflege. Seither blieb es in Familienbesitz und kann nun, völlig marktfrisch, angeboten werden.
Eine üppige Historienmalerei kommt von dem spanischen Maler Ramón Tusquets y Maignon (Schätzpreis: 30.000 - 50.000 Euro). Wie auf einer Bühne ist der Auszug eines Kardinals aus der Kirche Santi Giovanni e Paolo in Venedig dargestellt. Die Malerei zeigt Tusquets y Maignons Fähigkeit mit souveräner Maltechnik, die im Detail sogar skizzenhaft wirkt, einen Gesamteindruck höchster Präzision zu schaffen.
Aus der Sammlung des Frankfurter Ingenieurs und Städteplaners William Lindley (1808 - 1900) stammt Hans Thomas idyllische "Schwarzwaldwiese" (20.000 - 25.000 Euro). Sie entstand 1874, als er sich in München aufhielt und sich vor allem der Landschaftsmalerei widmete, und wurde vermutlich direkt vom Künstler erworben. Von 1972 bis 2018 hing das Gemälde als Leihgabe in der Staatlichen Kunsthalle in Karlsruhe.
Ganz im Stile der Klever Romantik zeigt sich Johann Bernhard Klombecks "Große Waldlandschaft mit Hirten" aus dem Jahre 1858 (Schätzpreis: 40.000 - 60.000 Euro). Zu der Zeit hatte Klombeck bereits große Bekanntheit erlangt, so dass seine Werke auf bedeutenden Ausstellungen in Amsterdam, Rotterdam, Den Haag, Dresden und Berlin gezeigt wurden.
Als Ausnahmeerscheinung ihrer Zeit gilt Emilie Preyer - die Düsseldorfer Malerin wurde von ihrem bekannten Vater Johann Wilhelm Preyer unterrichtet und setzte seine traditionelle Stilllebenmalerei fort. Auch ihr Werk "Stillleben mit Pflaumen und Aprikosen" zeigt diese minutiöse und perfektionistische Manier, die ihre Arbeiten so einzigartig machen (Schätzpreis: 15.000 - 20.000 Euro).
Die Einführung des Impressionismus in die deutsche Malerei - mit diesem Satz lässt sich das künstlerische Lebenswerk von Freiherr Heinrich Ludwig von Gleichen-Russwurm zusammenfassen. "Die Große Bleiche" ist ein bislang unbekanntes Werk, datiert 1889 und dürfte ein Hauptwerk in seinem Oeuvre sein (Schätzpreis: 8.000 - 10.000 Euro). Von Dezember 1900 bis Januar 1901 zeigen Bruno und Paul Cassirer in Berlin die bis dahin wohl größte Ausstellung mit Werken von Ludwig von Gleichen-Russwurm. Mit dabei sind einige ausgewählte Stücke von Claude Monet, Camille Pissarro und Alfred Sisley. Gleichen-Russwurm gilt als der Künstler, der, neben seinen Weimarer Weggefährten Christian Rohlf und Paul Tübbecke, den französischen Impressionismus in die deutsche Malerei des späten 19. Jahrhunderts eingeführt hat.
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