Residenz München
Stille Zeit Kunst-Buch-Zeit
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Buchtipp27.10.2024
Bücher über Künstler und ihre Werke sind wie Museen zum Blättern. Sie können uns die Augen für die verborgenen Schichten in den Bildern und Skulpturen, für Lebenswege und Seelenzustände sowie Zeitströmungen öffnen. Viele HIGHLIGHTS-Aussteller haben aus diesem Grund Publikationen über ihre Künstler oder ihr kunsthistorisches Spezialgebiet herausgegeben bzw. mitinitiiert. Die folgende kleine Auswahl enthält wissenschaftlich Schwergewichtiges, aber auch editorische Perlen, die gerade am Ende eines Jahres, das die Welt leider nicht befriedet, sondern noch mehr Verwerfungen gebracht hat, für Momente der Besinnung und neue positive Kraft sorgen. Alle Publikationen sind über den Buchhandel bzw. über die Galerien erhältlich.
Team der Munich HIGHLIGHTS
Bis zur nächsten Munich HIGHLIGHTS, die vom 16. bis 19. Oktober 2025 stattfindet, sind es noch zehn Monate – wir freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen mit Ihnen. Für den Moment aber wünschen wir Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit voller Freude und Entspannung sowie einen guten Start in ein glückliches neues Jahr.
Die Natur hat eine unendliche Fülle an Schönheit hervorgebracht. Für sein Projekt „Wakame“ entdeckte sie der Fotograf Steffen Diemer in den bizarren Formen von Algen. Mit einem Verfahren aus dem 19. Jahrhundert und reduziertem Licht hat er getrocknete Wasserpflanzen in Szene gesetzt. Die kontemplativen Bilder wirken zeitentrückt und phantastisch. Eine ambitionierte Edition. Ira Stehmann Fine Art hat die Auflage auf 200 Exemplare begrenzt.
Jeder Porzellanliebhaber weiß, dass der Name Johann Joachim Kaendler für Meissens Meisterwerke der Rokoko-Plastik steht. Alfredo Reyes, Inhaber des Kunsthandels Röbbig München, hat in dem opulenten und zugleich wissenschaftlichen Band erstmals 144 Kaendler-Figuren aus Privatbesitz vereint. Schon jetzt ein Standardwerk mit Texten von Fachspezialisten wie Dirk Syndram und Julia Weber.
Malwine Strauss besitzt das seltene Talent, mit ihren farbenfrohen Zeichnungen poetische Geschichten zu erzählen, wie ihr jüngster Band „Sola“ über ein geheimnisvolles Haus und seinen Garten beweist. Dabei ist sie keine Graphic-Novel-Vertreterin. Mal abstrakt, mal mit kindlich-unakademischem Strich, leicht und stets über der Realität schwebend, kommt sie ohne Worte aus. Die Originalzeichnungen dazu hat die Galerie Jarmuschek + Partner im Portfolio.
Otto Dix´ Radierzyklus „Der Krieg“ ist der Report einer Apokalypse. Tief erschüttert vom 1. Weltkrieg und mit expressiver Schonungslosigkeit ritze er 1923/24 die Entmenschlichung im Kessel des Grauens in die 50 Druck-Platten. Der Katalog des Kunsthandels Jörg Maaß mit einem Text der Kunsthistorikerin Ulrike Lorenz zeigt den kompletten Zyklus.
Es gibt sachliche Kataloge und wie in diesem Fall ästhetisch reizvolle. Der Band über den Bildhauer Marino Marini, der mit seinen Reiterbildnissen eine Metapher menschlicher Befindlichkeit der Nachkriegsära schuf, vereint Arbeiten aus Museen sowie Werke, die Die Galerie unlängst in ihrer Frankfurter Verkaufsschau, aber auch auf Messen wie der TEFAF offerierte. Die Texte stammen von Marini-Kennern wie beispielsweise Carla Schulz-Hoffmann.
Die Wertschätzung als Avantgardekünstlerin, die mit den ZERO-Ideen d´accord war, hat Hal Busse zu Lebzeiten nie erfahren. Erst 2019, kurz nach ihrem Tod, staunte die Kunstwelt über ihre Bilder, in denen sie mit Rastern, Punkten, Nägeln und Farbnuancen arbeitete. Beck & Eggeling engagiert sich seither für ihr Werk. Der Band, der Texte zweier ZERO-Kennerinnen enthält, öffnet die Augen für die große Kraft dieser Vergessenen.
Beate Hornigs Hinterglas-Bilder sind aus der Zeit gefallen. Kein Modernismus, kein hipper Stil. Aber treffsichere Szenen wie in einem Kinofilm. Doch so zauberhaft und farbenfroh sie daherkommen, in diesen Moritaten und Fabeln lauert das Unheimliche. Die Galerie Gebrüder Lehmann vertritt die 66-Jährige nicht ohne Grund schon seit vielen Jahren.
Flucht aus Nazi-Deutschland und Exil haben der Malerin Lotte Laserstein eine angemessene Karriere verwehrt. Erst jetzt wird ihre kraftvolle und zugleich sensible Malerei, die in ihren zahlreichen Porträts und Frauenakten die Unruhe des Lebens einfängt, wiederentdeckt. Die Galerie Ludorff hat in ihrem diesjährigen TEFAF-Auftritt eine breite Werkauswahl gezeigt und dazu den Katalog mit einem Essay von Elke-Vera Kotowski herausgegeben.
Da stieg die Laune, wenn sich bei fürstlichen Diners im 16. und 17. Jahrhundert ein vergoldetes, mit Wein gefülltes Silber-Schiffchen auf Rädern über die Tafel rollte. Georg Laue präsentiert in seiner Kunstkammeredition 09 außergewöhnliche Trink- und Scherzgefäße: Spaßbringer, Phantasieobjekte, aber vor allem faszinierende Werke der Goldschmiedekunst. Antje Scherner gibt eine Einführung mit neuesten Erkenntnissen zum Thema.
Unverwechselbar, unique und äußerst assoziativ sind die Papierskulpturen der 1970 geborenen Künstlerin. Angela Glajcar hat mit ihren „Terforationen“ – geschichtete, gerissene Blätter, die durch Licht zum Leuchten gebracht werden – einen neuen Typus der Skulptur entwickelt. Dass seit 1997 schon 1600 Werke entstanden sind, da staunt selbst ihre Hamburger Galeristin Nanna Preußens.
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