Ironimus Biografie
Bundeskanzler Leopold Figl war ja nicht nur ein lustiger Typ, sondern auch ein gewiefter Politiker. Wir haben damals immer gesagt: Figls Problem ist das Bauernschlaue an ihm. Er war nicht nur vom Bauernbund geprägt, er war auch ein Schlaukopf. Er konnte sie bei Verhandlungen alle für sich gewinnen: seine politischen Freunde, seine politischen Gegner, die Russen. Das war Figls große Stärke. Dann kam Bundeskanzler Julius Raab. Ein großartiger Mann mit viel Humor. Der hat Karikaturen gesammelt, er hat sie selbst aus den Zeitungen ausgeschnitten und unter die Glasplatte seines Besprechungstisches gelegt. Den ausländischen Gästen, die gekommen sind – er hat ja nie viel geredet –, hat er das immer gezeigt, die waren begeistert. Zu Raab habe ich auch das erste IRONIMUS-Buch
herausgebracht: Julius. Ein Kanzler in der Karikatur. Das war ein Bestseller. Heute ist es vergriffen. Der Höhepunkt war natürlich Bundeskanzler Bruno Kreisky. Wir haben uns sehr gut verstanden. Er hat meine Karikaturen gelobt – und gesagt, wie falsch sie sind, vor allem politisch, das war immer sein Ausspruch. Kreisky war ja nicht nur der Journalistenkanzler, sondern auch der Karikaturistenkanzler. Er hat Karikaturausstellungen eröffnet, war natürlich gebildet, durch Simplicissimus, durch die berühmten Karikaturisten aus Deutschland. Und eines ist wichtig: Bruno Kreisky ist in allen europäischen Zeitschriften als Karikatur vorgekommen. Die Süddeutsche Zeitung hat mich gebeten: „Zeichne doch jetzt den Kreisky, der ist ja international.“ Nach seinen Nachfolgern fragt niemand. Das ist der große Unterschied. Mit Bundeskanzler Fred Sinowatz habe ich sehr viele Sachen ausgeheckt. Wir haben einander ähnlich geschaut, und wenn wir irgendwo waren, haben sie uns immer verwechselt. Ich habe zum Beispiel in Linz als Sinowatz Autogramme gegeben und Sinowatz hat als IRONIMUS Autogramme gegeben. Bundeskanzler Franz Vranitzky war als Finanzminister und Bankchef ganz anders gestrickt als seine Vorgänger. Cool. Exakt. Aber natürlich zählt er zu den wichtigen Kanzlern. Bundeskanzler Viktor Klima hat mir seinerzeit im Kanzleramt ein Großes Ehrenzeichen verliehen und er hat eine Ansprache gehalten. Er war sehr, sehr tüchtig als Finanzchef bei der OMV. Und nachher als Kanzler war er eben nicht mehr in einer Managerposition. Mit Bundeskanzler Alfred Gusenbauer habe ich viel Rotwein getrunken. Davon versteht er sehr viel. Er ist gescheit und gebildet, schon allein durch seine Fremdsprachenkenntnisse. Gusenbauer war nur kurz Kanzler, aber ich finde, er war ein wichtiger Bundeskanzler, einfach weil er Stärke gezeigt hat gegen die Gewerkschaft und gegen die eigenen Leute, die immer die Sozialdemokratie so stark im Vordergrund haben wollten. In dieser Hinsicht war er für die Partei nicht angenehm. Bundeskanzler Werner Faymann schafft sich eine Umgebung aus seinen eigenen Leuten, weil er ihnen am meisten vertraut. Aber damit hat er halt nicht die besten Leute als Minister – sondern die, von denen er sagt, das sind meine Freunde, denen vertraue ich und mit denen mache ich alles.
Glauben Sie, die Karikatur hilft auch bei Wahlentscheidungen im Superwahljahr?
Die Karikatur kann sichtbar machen. Frei nach Paul Klee: Die Zeichnung soll nicht das Gesehene wiedergeben, sondern sichtbar machen. Und das macht vor allem die Karikatur. Oder der Karikaturist, muss man sagen. Und wenn der Karikaturist wichtig ist, ist er in der Wahlzeit der Wichtigste. So wie die Journalisten, die schreibende Zunft. Viele Politiker nehmen die Karikaturen für sich persönlich ernst. Es gibt also viele, von denen ich Lob kriege, und auch Tadel natürlich. Wobei mir die Kritik an einer Karikatur lieber ist als Lob, denn beim Lob weiß ich nicht, ob es ernst gemeint ist. Vielleicht wollen sie mir ja nur was Gutes tun. Aber Kritik, die ist ernst und ehrlich gemeint.
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