VON KRISE KEIN
VON KRISE KEINE SPUR
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Presse28.05.2009
Sulzburg bei Freiburg im Breisgau. Bandbreite als Rezept gegen die Kunstmarktkrise - die Frühjahrsauktion beim Sulzburger Auktionshaus Kaupp steckte voller Überraschungen.
Als wolle Sie Optimismus verbreiten, strahlte die Sonne am Samstag durch die Fenster des markanten rosa Schlosses im Herzen von Sulzburg - und so war im vollen Auktionssaal am zweiten Maiwochenende von düsterer Krisenstimmung wenig zu spüren. Ganz im Gegenteil: Neben der Sonne zauberten auch die vielen Bietgefechte Schweißtropfen auf die Gesichter, während im Minutentakt liebenswerte Sammlerstücke und hochwertige Kunstobjekte gleichermaßen den Besitzer wechselten. Allein an den ersten zwei Auktionstagen konnte eine Zuschlagsrate von 80% verbucht werden, wobei die Rubriken Jugendstil, Russisches Kunsthandwerk, Schmuck und Uhren sowie Silber sich besonders hoher Beliebtheit erfreuten. So z.B. ein russischer Samowar (Kat.Nr. 93, Abb. 74695), der von 2000 € auf 11.000 € stieg oder die Poertzel-Jugendstil-Figurine (Kat.Nr. 48, Abb. 73932), die von 1200 € auf 8500 € geboten wurde.
Die versammelten Kunstinvestoren legten unter anderem in Edelmetallen an: So stiegen fünf Wappenbecher aus Österreich (Kat.Nr. 204, Abb. 74794), mit einem französischen Wappen des Duc de Paris von 8000 € auf 14.000 € und ein Berliner Münzbecher (Kat.Nr. 221, Abb. 74654) verdoppelte fast sein Limit von 4400 € auf 8000 €. Besonders begehrt waren auch acht Deckelbecher von Anton Köll (Limit 600 €, Kat.Nr. 211, Abb. 74851) für 4600 €. Bei den Großuhren, die ihrem Ruf als solide Gewinnbringer mehr als gerecht wurden, sind besonders bemerkenswert eine Rokoko-Tischuhr (Kat.Nr. 853, Abb. 74744) des Dresdener Meisters Johann Gottlieb Leukert, für 7000 € und eine etwa 1780 erbaute französische Parant, Nogent Le Rotrou-Portaluhr (Kat.Nr. 847, Abb. 74537) für 6000 €.
Vor allem der dritte Auktionstag bot ein Auf und Ab der Gefühle. Während bei den Sammlerobjekten die Bieter mitunter nicht richtig in Fahrt kamen, zeigt sich Karlheinz Kaupp vor allem mit dem ersten Teil eines erstklassigen Sammlerteppich-Angebotes aus süddeutschem Privatbesitz zufrieden: Über 80% der angebotenen Teppiche kamen erfolgreich unter den Hammer, angeführt von einem türkisgrundigen Isfahan (Kat.Nr. 996, Abb. 73873) für 4500 €, einem persischen Isfahan (Kat.Nr. 988, Abb. 73884) mit Ornamentdekor für 3500 € und einem Täbriz (Kat.Nr. 993, Abb. 73415) mit eingebetteten Fabeltieren, der sich ebenfalls vom Limit 1800 € auf 3300 € fast verdoppelte.
Die Malerei am dritten Auktionstag ist immer ein Schmankerl bei Kaupp - und souverän brachte der gut aufgelegte Karlheinz Kaupp viele namhafte Künstler, darunter Adolf Eberle (Zuschlag 13.500 €, Kat.Nr. 1385, Abb. 75221) oder F.X. Winterhalter (Zuschlag 14.000 €, Kat.Nr. 1623, Abb. 73491) zu sehr guten Preisen in neue Sammlerhände. In den letzten Jahren hat sich das Auktionshaus immer wieder als der Spezialist für Gemälde von Carl Spitzweg profiliert, und entsprechend waren auch bei dieser Auktion ein Höhepunkt die Werke des Münchner Biedermeiermalers. Gleich fünf Gemälde waren in Sulzburg im Angebot, vier davon gingen an private Sammler. Das farbenfrohe «Frauenbad in Dieppe» (Kat.Nr. 1591, Abb. 73782) aus der Hannoveraner Sammlung Sprengel, welches zu den meisterhaften Spätwerken Spitzwegs gehört, wechselte für 130.000 € den Eigentümer. Die «Gefährliche Passage» (Kat.Nr. 1587a, Abb. 75307), welches einen Schullehrer darstellt und den übermäßigen Alkoholgenuss um 1840 karikiert, erzielte 75.000 €. Der «Platzkommandant» (Kat.Nr. 1589, Abb. 74536), ein typisches Motiv aus Spitzwegs Schaffen, wurde für 70.000 € versteigert. Das Gemälde zeigt einen kurzbeinigen Offizier mit Zweispitz und seinen beherrschenden Kommandanten. Diese blessierten Männer, oftmals nur mit einem Arm oder Bein, wurden zu Friedenszeiten auf Festungen beschäftigt, in dem sie sich Tagesbefehle erdachten. Auch Carl Spitzwegs ironischer «Brevierbeter» (Kat.Nr. 1590, Abb. 74414) fand für 50.000 € einen neuen Käufer.
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