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Neueröffnung Sammlung Design und Spiegel-Kantine

Hamburg

Erstmals erhält die umfangreiche Sammlung Design unter Federführung von Claudia Banz, seit April 2010 Leiterin der Abteilung Kunst und Design der Moderne, eigene Räume im zweiten Stock des MKG. Ein Höhepunkt der Präsentation ist die Wiedereinrichtung der berühmten Spiegel-Kantine von Verner Panton, die die Spiegel Verlagsgruppe dem MKG fast vollständig geschenkt hat. Eine Plattform für wechselnde Studioausstellungen setzt sich mit aktuellen Strömungen wie Social Design, Glocal Design oder Autorendesign auseinander und diskutiert die Rolle von Design im 21. Jahrhundert in kultureller, technologischer, sozialer, ökonomischer und ökologischer Hinsicht. Die Designsammlung des MKG repräsentiert über 200 Jahre Designgeschichte vom Biedermeier über Bauhaus und Art Déco, vom Produktdesign der Firma Braun über italienisches Anti-Design bis zum Elektrodesign der Firma Apple. Die Ausstellungsarchitektur trägt den Erfordernissen der Objekte Rechnung, greift die Aussage der Exponate auf und stellt sie in einen großen Zusammenhang. Übergreifende Themenfelder lassen den Besucher miterleben, was Designer heute denken und welche Fragen ihre Vorgänger beschäftigten. So thematisiert die Gegenüberstellung von funktionalem Design, vertreten etwa durch die Ulmer Schule, und Anti-Design, wie es in den 1970er und 1980er Jahren Gestaltergruppen wie Alchemia, Memphis, Superstudio, Gruppo Strum oder Archizoom propagierten, verschiedene Herangehensweisen. Ein weiteres Kapitel widmet sich der Frage der ethischen Verantwortung von Gestaltern im Zuge von Umweltverschmutzung, Ressourcenknappheit und Weltwirtschaftskrise, wie sie Designer Tejo Remy mit seinem aus Altkleidern hergestellten Sessel „Rag Chair“ oder Frank Gehry mit seinem „Wiggle Chair“ aus Pappe aufgreifen. Wie sehr Design Einzug in die alltägliche Lebenswelt genommen hat, zeigt ein Schaudepot mit Alltagsobjekten vom Toaster über den Plattenspieler bis zur Schreibmaschine, das lieb gewordene Geräte des täglichen Gebrauchs mit ihren ästhetischen Verwandten vereint und in den historischen Kontext stellt.

Die Kantine des ehemaligen Spiegel Verlagshauses wird ab Sommer 2012 im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg zu sehen sein. Der dänische Designer Verner Panton richtete 1969 das gesamte Verlagshaus des Spiegels in Hamburg mit einer eigens dafür geschaffenen Innenarchitektur ein. 2011 zog der Spiegel in ein neues Verlagshaus und die Kantine, der letzte vollständig erhaltende Raum des Panton'schen Konzepts, wird im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) installiert. Anlässlich seines Umzuges hat der Spiegel-Verlag die 1969 von Verner Panton gestaltete Kantine dem MKG zum Geschenk gemacht. Die seit 1998 unter Denkmalschutz stehende Kantine wurde von den Restauratoren des MKG bereits abgebaut und inventarisiert. Im Museum werden die Elemente zunächst eingelagert und 85% der ursprünglichen Kantine werden ab Sommer 2012 zum ersten Mal für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Mit dem Umzug in das MKG wird die Spiegel-Kantine als einzigartiges Zeitdokument der 1960er Jahre zu einem musealen Objekt, das restauratorisch gepflegt und in seiner originalen Gestaltung erhalten wird.

Da der Spiegel keine baulichen Veränderungen am bereits bestehenden Verlags-Gebäude in der Brandstwiete vornehmen konnte, wollte man eine individuelle und außergewöhnliche Inneneinrichtung, die von einem renommierten Designer konzipiert werden sollte. Die Wahl fiel auf den Dänen Verner Panton (1926-1998), der damals vor allem für seine psychedelischen Innenräume bekannt war, die er mit neusten Materialien der Zeit umsetzte. Der Designer Verner Panton richtete 1969 das gesamte Verlagshaus des Spiegels in Hamburg mit einer eigens dafür geschaffenen Innenarchitektur ein. Er schuf dreidimensionale Rauminstallationen, die in Form- und Farbgebung zur Mode und zum Zeitgeist der 1960er Jahre passten und durch Innovation und Modernität auffielen. Nach und nach wurde die Einrichtung Pantons abgebaut, da sie gerade in den 1980er und 1990er Jahren als nicht mehr zeitgemäß empfunden wurde. Aufgrund Hamburger Bürgerinitiativen wurde die Kantine des Spiegels, ein aus drei Räumen bestehendes Ensemble, 1998 unter Denkmalschutz gestellt und ist seitdem im Wesentlichen erhalten geblieben. Die Kantine besteht aus einem orangefarbenen, einem roten und einem violetten Speiseraum, sowie einer Snackbar. Möbel, Vorhänge, Wand- und Deckenbekleidung sind ebenso wie die Lampen aufeinander abgestimmt und bilden eine Rauminstallation. Durch wiederkehrende Elemente stellte Panton einen Bezug zwischen den Räumen her.

Das MKG bietet Besuchern mit Epochenräumen, so genannten Period Rooms, die Möglichkeit, Stile und Wohnkulturen vergangener Epochen und Meilensteine des modernen Design in zumeist original getreuen Rauminstallationen zu erleben. Neben dem berühmten Jugendstilzimmer von 1901, dem historistischen Spiegelsaal aus dem Hamburger Palais Budge zählt Verner Pantons Spiegel-Kantine ab Sommer 2012 zu den besonderen Höhepunkten im MKG. War der Besuch der Spiegel-Kantine bisher nur Personen in Begleitung von Verlagsmitarbeitern möglich, ist die Kantine im MKG ab Sommer 2012 für die breite Öffentlichkeit als dauerhafte Rauminstallation zugänglich. In der Dauerausstellung werden der orangefarbene Speiseraum der Kantine und der rote Tresen der Snackbar zu sehen sein. Die übrigen Teile stehen als Leihgaben für Ausstellungen im In- und Ausland zur Verfügung. Die Spiegel-Kantine wird zu besonderen Anlässen als Restaurant oder Bar bespielt und kann für private und geschäftliche Veranstaltungen gemietet werden. Anfragen unter 040/428 134-520 oder per E-Mail an location@mkg-hamburg.de.

Kuratorin: Dr. Claudia Banz








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  • Ausstellungsansicht 1, Foto: Susann Rutscher
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    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Ausstellungsansicht 5, Foto: Susann Rutscher
    Ausstellungsansicht 5, Foto: Susann Rutscher
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Maskenfigur „Toboggan Mann“, Lavinia Schulz (1896-1924) und Walter Holdt (1899-1924), um 1923, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Foto: Maria Thrun/MKG
    Maskenfigur „Toboggan Mann“, Lavinia Schulz (1896-1924) und Walter Holdt (1899-1924), um 1923, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Foto: Maria Thrun/MKG
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Der himmlische Kreisel, unbekannt, 1922, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
    Der himmlische Kreisel, unbekannt, 1922, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Stehende mit aufgestütztem Kinn, Erich Heckel (1883-1970), 1912, Dresden, Ahorn, 141 x 24,5 cm, Foto: Joachim Hiltmann, Stanislaw Rowinski, Andreas Torneberg / MKG
    Stehende mit aufgestütztem Kinn, Erich Heckel (1883-1970), 1912, Dresden, Ahorn, 141 x 24,5 cm, Foto: Joachim Hiltmann, Stanislaw Rowinski, Andreas Torneberg / MKG
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Esszimmer, Felix Del Marle (1889-1952), 1927, Paris, Kiefer, bemalt, Tisch: H 73,5 cm, B 135 cm, Schrank: H 224 cm, B 200 cm, T 48 cm; Stühle: H 72,4 cm, B 56 cm, T
    Esszimmer, Felix Del Marle (1889-1952), 1927, Paris, Kiefer, bemalt, Tisch: H 73,5 cm, B 135 cm, Schrank: H 224 cm, B 200 cm, T 48 cm; Stühle: H 72,4 cm, B 56 cm, T
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  • Kamine, Robert Häusser (*1924), 1947 (Print 1989), Deutschland, Silbergelatine, 39,8 x 58,5 cm, Foto: Jörg Arend / MKG
    Kamine, Robert Häusser (*1924), 1947 (Print 1989), Deutschland, Silbergelatine, 39,8 x 58,5 cm, Foto: Jörg Arend / MKG
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