Literaturmuseum
Österreichische Nationalbibliothek eröffnet neues Literaturmuseum
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Presse17.04.2015
Lesen, hören, sehen, staunen: Ab 18. April 2015 präsentiert das Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek die ganze Vielfalt und Vielstimmigkeit der österreichischen Literatur vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart.
Zu finden ist das neue Museum im Grillparzerhaus, dem generalsanierten, ehemaligen k. k. Hofkammerarchiv in der Johannesgasse 6 in der Wiener Innenstadt. Dort erwartet BesucherInnen ein einmaliges Museumserlebnis: Rund 650 Exponate von über 200 AutorInnen, mehr als 60 multimediale Stationen und ein eigener Kinoraum sind eingebettet in das denkmalgeschützte Ambiente eines Juwels der Wiener Biedermeierarchitektur.
Manuskripte, Briefe, Fotos und Lebensdokumente, Plakate, Ton- und Filmaufnahmen sowie außergewöhnliche Schaustücke geben in der Dauerausstellung auf zwei Stockwerken einen einzigartigen Einblick in das Leben und Schreiben, das Werk und die Wirkung berühmter wie neu zu entdeckender österreichischer SchriftstellerInnen. Besonders beeindruckend sind das im Original erhaltene Arbeitszimmer Franz Grillparzers, das einzige sich in Österreich befindende Manuskript Franz Kafkas oder berührende Briefe von Ingeborg Bachmann und Paul Celan. Aber auch überraschende Objekte sind im Museum zu entdecken wie ein Nachbau von Adalbert Stifters „Rosenhaus”, der Morgenmantel von Heimito von Doderer oder eine Haarlocke von Arthur Schnitzler.
Beim großen Eröffnungswochenende am 18. und 19. April kann man das Museum bei spannenden Führungen kennenlernen und Literatur live erleben: Es lesen u.a. Franzobel, Friederike Mayröcker, Julya Rabinowich und Robert Menasse. Das alles bei freiem Eintritt. Vom k. k. Hofkammerarchiv zum Grillparzerhaus Wer seinen Fuß über die Eingangsschwelle zu den Ausstellungsräumen im Literaturmuseum setzt ist sofort eingenommen von der geschichtsträchtigen Atmosphäre eines der ältesten Archivbauten Europas, in dem jahrzehntelang die Akten der Habsburgermonarchie verwaltet wurden. Im Jahre 1844 wurde das k. k. Hofkammerarchiv fertiggestellt, heute ist es eines der hervorragendsten Beispiele der Wiener Biedermeierarchitektur. Franz Grillparzer, einer der großen österreichischen Klassiker, waltete hier bis 1856 seines Amtes als Archivdirektor – zerissen zwischen bürokratischen Pflichten und schriftstellerischer Berufung. Sein Arbeitszimmer, an dessen Schreibpult vermutlich manches Werk skizziert wurde, ist als symbolisches Zentrum des Literaturmuseums im Originalzustand erhalten geblieben. Grillparzer gibt dem Gebäude daher auch seinen heutigen Namen: Grillparzerhaus.
Bis 2006 wurde es vom Österreichischen Staatsarchiv genutzt. Nach einer umfassenden wie behutsamen Generalsanierung widmet sich hier das nunmehr vierte Museum der Österreichischen Nationalbibliothek auf insgesamt ca. 750 qm ganz der Kunst des geschriebenen Wortes.
Ein Museum zum Schauen, Staunen und Mitmachen Literarische Objekte aus dem Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, einem der größten im deutschsprachigen Raum, treten damit erstmals ins Licht der Öffentlichkeit. Sie werden ergänzt durch zahlreiche Originale aus anderen Sammlungen der Bibliothek und weiteren nationalen und internationalen Institutionen.
Eingebettet in die historische Struktur der meterhohen, denkmalgeschützten Holzregale des vormaligen Archivs und umspielt von farbigen Informationsträgern, leiten die Exponate die BesucherInnen durch eine in ihrer Reichhaltigkeit und Bandbreite beeindruckende Ausstellung. Ein überblicksartiger Rundgang durch die Geschichte der österreichischen Literatur anhand herausragender Einzelobjekte ist ebenso möglich wie eine vertiefende Besichtigung der Originale, Faksimiles, Zitate, Bild-, Ton- und Filmdokumente.
Zahlreiche Elemente laden dabei zum Mitmachen ein: Man kann eigene Gedichte verfassen oder literarische Texte fortsetzen, Objekte drehen oder sich auf einem multimedialen Tablet Anregungen und Anleitungen zum Selberschreiben holen – und dabei in einer der gemütlichen Leseecken sitzen. Mit Abreißgedichten von H.C. Artmann, Elfriede Gerstl, Ernst Jandl und vielen anderen AutorInnen sowie dem reich bebilderten Begleitbuch „Das Literaturmuseum. 101 Objekte und Geschichten” (Jung und Jung Verlag, 24,90 Euro) lässt sich Literatur aus dem Museum auch mit nach Hause nehmen.
Die ganze Welt der österreichischen Literatur in einem Museum Wie entsteht ein Gedicht? Was ist ein Roman? Was heißt Lesen? Mit Fragen rund um die Literatur und ihre Entstehung begrüßt eine große, eigens für das Literaturmuseum angefertigte Medieninstallation die BesucherInnen. Sie macht deutlich, dass das Museum ein Gegenwartsort ist, ein Ort, an dem man in die Schreibwerkstatt von AutorInnen versetzt wird, erfahren kann, wie die Idee zu einem Werk geboren wird, wie aus einer wie beiläufig hingeworfenen Skizze Worte, Kapitel, Manuskripte werden und welchen Einfluss die jeweiligen Lebensumstände dabei ausüben. So vergegenwärtigt eine Collage das Zetteluniversum Friederike Mayröckers, die Notizen auf Wäscheleinen klemmt, um aus diesen ihre Prosa zu bauen. Ein Originalbrief Johann Nestroys vom 17. Jänner 1836 ist zu sehen: Mit schwungvoller Hand schreibt er aus dem Gefängnis – er war auf der Bühne abgewichen vom geschriebenen Text, den die strenge Zensur des Metternich-Staats freigegeben hatte. Eine Werkskizze Robert Menasses schließlich zeigt, wie der Autor auf einem überdimensionalen Blatt den Bauplan zu seinem 2001 erschienenen Roman „Die Vertreibung aus der Hölle” mit Pfeilen, Linien und Farben ausgearbeitet hat.
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