HAN(N)S VON FR
HAN(N)S VON FRANCOLIN (um 1520 – um 1580) Buch des Monats
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Presse07.07.2009 - 07.08.2009
HAN(N)S VON FRANCOLIN (um 1520 - um 1580)
Thurnier Buch. Warhafftiger Ritterlicher Thaten so in dem Monat Junii des vergangenen LX (1560.) Jars in vnd ausserhalb der Statt Wienn gehalten worden.
Wien, Raphael Hofhalter, 1561
Aufgeschlagen: Rückseite des Titelholzschnittes (Porträt des Autors)
Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein, Vaduz-Wien, Bibliothek, Signatur: 1555
Im Jahr 1560 gab der spätere Kaiser Maximilian II. (1527-1576) zu Ehren seines Vaters Ferdinand I. (1503-1564) und seines Schwagers, des Herzogs Albrecht V. von Bayern (1528-1579), eines der grossartigsten Feste der österreichischen Renaissance. Zwischen dem 24. Mai und dem 24. Juni fanden auf verschiedenen Schauplätzen in und um Wien vier aufwändig inszenierte Turniere statt, über deren Ablauf wir durch das hier gezeigte Werk gut unterrichtet sind. Der Verfasser und Herausgeber, Hanns Francolin d. J., war seit 1554 als Hartschier (Leibgardist) im Hofstaat Erzherzog Karls (1540-1590) beschäftigt, wechselte 1557 in den kaiserlichen Hofstaat über und wurde am 1. Dezember 1559 zum kaiserlichen Ehrenherold bestellt.
Auf der Rückseite des Titelholzschnittes befindet sich sein ganzfiguriges Porträt. Er trägt einen Heroldsmantel, auf dem das ungarische Wappen gestickt ist (Francolin war bei den Turnieren als ungarischer Herold in Erscheinung getreten). Charakteristisch ist das Fehlen einer Seitenwehr, deren er nicht bedurfte, denn schon im Mittelalter wurde die Unverletzlichkeit der Herolde anerkannt und respektiert. Auf dem Schild, der ihm zu Füssen angebracht ist, sitzt ein Spangenhelm mit Krone, aus dem die obere Hälfte eines Vogel herausschaut. Zu Füssen Francolins ist sein Wahlspruch zu lesen: Spera fide sustine (hoffe, glaube, harre aus). Darüber hat sich der Künstler, der die Holzschnitte und Kupferstiche des Buches ausführte, mit seinem Monogramm verewigt: DH für Daniel Hübschmann.
Hübschmann, ein Zeichner, Formschneider und Maler, war 1558 aus Leipzig nach Wien gekommen, um für den Wiener Buchdrucker- und verleger Raphael Hofhalter zu arbeiten. Hofhalter verlegte das Turnierbuch Francolins in einer für seinen Verlag untypischen Folioausgabe (fast alle anderen Ausgaben erschienen in Quart).