DVD
Graz 1934-1945
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Presse22.11.2011
Österreich in historischen Filmdokumenten Edition Steiermark
Die Multimedialen Sammlungen am Universalmuseum Joanneum und das Filmarchiv Austria haben in den letzten Jahren mit der Aufarbeitung des audiovisuellen Erbes der Stadt Graz begonnen. Nachdem sich die erste Ausgabe dieser Reihe vor allem der „kommunalsozialistischen“ Filmproduktion in Graz widmete, beschäftigt sich Graz 1934–1945 mit der Geschichte der steirischen Landeshauptstadt in Zeiten von autoritären, faschistischen Regimen. Die Publikation ist der Versuch, einen Überblick über vorhandenes filmisches Propaganda-Material zu Graz für die Zeit von 1934 bis 1945 zu geben, und es ist der Versuch, mit Amateurfilmaufnahmen aus den eigenen Sammlungen sowie aus Privatbesitz den propagandistischen Aufnahmen einen „privaten Blick“ gegenüberzustellen.
Als Quellensammlung erscheinen die Beiträge auf der DVD unkommentiert. Sie vermitteln das Gefühl von Unmittelbarkeit und transportieren historische Ereignisse über „tatsächliche“ Bilder, um sie im visuellen Gedächtnis ihrer Betrachter/innen zu verankern. Sie sind aber keineswegs Abbilder, sondern lediglich Äußerungen ihrer Zeit und müssen im jeweiligen Entstehungskontext gelesen und bewertet werden. Den historischen Rahmen dafür sollen die Texte im Booklet liefern; trotzdem gilt es, stets behutsam hinzuschauen, nach Motiven und Strategien zu fragen, um Unsichtbares (Widerstand, Verfolgung, …) festzumachen, die Funktion der Filme zu erkennen und die jeweiligen Interessen benennen zu können.
Neben der politischen Zäsur („Austrofaschismus“) in der ersten Hälfte der 1930er-Jahre kam es, in Bezug auf Film, zu grundlegenden Änderungen in produktionstechnischer Hinsicht. Der Tonfilm hatte sich 1934 auch in Österreich endgültig durchgesetzt, und es etablierte sich eine kontinuierlich hergestellte „tönende“ Kinoberichterstattung. In Österreich war dies während der Zeit des autoritären Ständestaates die staatlich geförderte Wochenschau Österreich in Bild und Ton. Nach dem „Anschluss“ wurde diese als Ostmark-Wochenschau weiter produziert, bevor sie 1939 vollständig von den „gleichgeschalteten“ deutschen Wochenschauen abgelöst wurde.
Die Ära der „Vaterländischen Front“ erschließt sich in Bezug auf Graz mit einigen sehr aufschlussreichen Filmdokumenten, welche den autoritären, faschistischen und reaktionären Charakter dieser Periode anschaulich abbilden. Zu diesen zählen unter anderem die Beiträge Die Steiermärkischen Bauern huldigen dem Bundeskanzler (1934) und Mutterschutzwerk Graz Steiermark. Bilder aus dem großen sozialen Werk der V.F. „Mutterschutz“ (1935). Darüber hinaus finden sich auf der DVD erst kürzlich repatriierte und vom Filmarchiv Austria restaurierte Aufnahmen aus der Ostmark-Wochenschau, die aufschlussreiches Material zu Politik und Leben in Graz zur Zeit der nationalsozialistischen Machtübernahme im Frühling 1938 liefern.
Mit Fortdauer des Zweiten Weltkrieges verschob sich der Fokus der Berichterstattung immer stärker in Richtung der Fronten. Dies führt dazu, dass nach einer regelrechten Flut von Graz-Aufnahmen aus den Jahren 1938–1941 – der NS-Ehrentitel „Stadt der Volkserhebung“ bedingte Auftritte höchster Nazi-Prominenz – fast keine filmischen Dokumente aus den Folgejahren existieren. Es gibt aus dieser Zeit zwar noch einige wenige Wochenschau-Berichte mit Aufnahmen aus Graz im Bundesarchiv in Berlin, diese konnten jedoch für diese DVD-Edition nicht verwendet werden.
Die spärlichen uns zur Verfügung stehenden Filmdokumente, wie beispielsweise Knappschaftsrentner erhalten vom Gauleiter der „Untersteiermark“, Dr. Siegfried Uiberreither das „Bergmannstreuegeld“ (1943) erwecken den Anschein, als wäre in der „Stadt der Volkserhebung“ von der anfänglichen Euphorie über den „Anschluss“ an das nationalsozialistische Deutschland wenig geblieben.
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