Die bedeutende Privatsammlung des früheren Regensburger Kunsthändlers J. J. Ludwig (1904-2007) wird am 27./28. Februar 2008 bei Nagel Auktionen in Stuttgart versteigert. Einen Schwerpunkt der rund 650 Objekte umfassenden Sammlung bilden Kunsthandwerk des 17. und 18. Jahrhunderts und Volkskunst.

STUTTGART. Fast durch ein Jahrhundert hindurch hat Josef Johann Ludwig am Geschehen des Kunstmarkts aktiv teilgenommen. Als Mensch in der reichen Kulturlandschaft Bayerns verwurzelt, als Sammler von der Leidenschaft getrieben und als kundiger Händler zahlreichen den Museen dienend, hat er mit seinem Gespür für Qualität seit den 1930-er Jahren vorbildlich gewirkt. Sein Steckenpferd war die mittelalterliche Skulptur.

Ludwig gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Kunst- und Antiquitätenmesse in München, die 1956 zum ersten Mal im Haus der Kunst stattfand. Er war ein von den Organisatoren heftig umworbener Aussteller. An seinen Ständen präsentierte er ausgewählte Möbel und traditionelles Kunsthandwerk vergangener Jahrhunderte und traf damit genau den Geschmack des Käuferpublikums der 1950-er und 1960-er Jahre.

Im Privatleben war er ebenso eng mit der Kunst verbunden. Seine Frau war Anni Hüttinger, die einzige Tochter einer bedeutenden bayerischen Kunstsammlerfamilie aus Straubing. In Freundes- und Sammlerkreisen nannte man den eigenwilligen Sammler man respektvoll „J.J.". Im Alter lebte Ludwig eher zurückgezogen in seiner Heimatstadt Regensburg, blieb aber dem Kunstmarkt bis ins hohe Alter als Käufer erhalten.

Als der Sammler zu Beginn dieses Jahres starb, waren die Pläne, eine Stiftung zu errichten und die Objekte seiner Sammlung dauerhaft auszustellen, nur ansatzweise vorhanden und nicht wirklich zum Abschluss gebracht. Er selbst hatte eine Versteigerung seiner Objekte gewünscht. Verschiedene Auktionshäuser wurden vorstellig. Nagel Auktionen wurde in Regensburg vorstellig und behauptete sich erfolgreich gegen andere namhafte Mitbewerber.

Zum Aufruf gelangen rund 650 Objekte aus den klassischen, traditionellen Sammelsparten Möbel, Kunsthandwerk und Volkskunst. Das Angebot umfasst erstklassige Ware, darunter Skulpturen des 16. bis 18. Jahrhunderts, feine Kunstkammerobjekte aus verschiedenen Materialien wie Elfenbein, Serpentin und Silber. Frühe Keramik, Hafnerware, Porzellan mit Schwarzlotmalerei, Zinn und altes Glas. Auch einige Gemälde und Volkskunst stehen zum Verkauf.

Bei der Beschreibung dieser Objekte wurde Nagel Auktionen von namhaften externen Experten und Wissenschaftlern unterstützt. Frieder Aichele stellte seine Expertise im Bereich der Keramik zur Verfügung, Prof. Dr. Manfred Brauneck in der Sparte Volkskunst. Mit Dr. Ulrich Knapp stand ein Experte für Barockskulptur zur Verfügung, mit Dr. Albrecht Miller ein ausgewiesener Kenner der mittelalterlichen Skulptur. Auf den Rat von Francis Walter konnte beim Glas zurückgegriffen werden. Auch der langjährige Restaurator des Landesmuseums Württemberg, Hans Westhoff, hat zu Materialanalysen und neuen Erkenntnissen beigetragen.

Im zweibändigen Katalog wird nun eine bedeutende süddeutsche Sammlung dokumentiert, die aus der Marktfülle der 50-er und 60-er Jahre schöpfen konnte. Ludwig gehörte in die Zeit, in der Passion, Kennerschaft und ästhetisches Urteilsvermögen auf dem Kunstmarkt gefragt waren. Er hatte ein untrügliches Gespür für Qualität und feilte bis zuletzt daran - Kunstsammeln war sein Lebenselexier.

Nagel Auktionen gehört zu den führenden Kunstversteigungshäusern in Deutschland. Die in Stuttgart ansässige Firma hat in den letzten Jahren vor allem mit der Versteigerung von altem Kunsthandwerk international beachtete Erfolge erzielt. Erst im Dezember 2007 hatte ein kleines Cloisonné-Emaille-Döschen von Fabergé 399.000 € erzielt.

Präsentation ausgewählter Objekte Highlights of the J.J. Ludwig Collection - Summary
Passion und Kennerschaft durch ein Jahrhundert: Der Sammler Josef Johann Ludwig (1904-2007)

Pressekontakt: Beate Kocher-Benzing