Der Maler und
Der Maler und Holzschneider Heinrich Schüler
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Presse10.11.2009 - 31.12.2009
In der Stille gereift - das künstlerische Werk des Malers und Holzschneiders Heinrich Schüler.
Schon im Vorgriff auf den 75. Geburtstag des großen Holzschneiders, Malers und Kirchenrestaurators Heinrich Schüler hat Galeristin Barbara Tamm mit gekonnter Hand eine Ausstellung in Ihrer überaus charmanten Galerie gestaltet, die die zart - beschwingte Seite des scharfsichtigen Beobachters Heinrich Schüler hervorhebt.
Während uns in der Kunstgalerie Tamm „das Land wo die Zitronen blühen" duftig aquarelliert entgegenleuchtet, beeindruckten kurz zuvor im diesjährigen Kunstforum eines nicht genannt werden wollenden Unternehmens Schülers herrliche Holzschnitte nach Hans Baldung Grien und Heinrich Münstermann ebenso wie seine grossformatigen Reiseimpressionen aus vielen südlichen Ländern.
Dort trug die Schau den Titel: „Begegnungen - Menschen - Plätze - Alte Meister". Ein wahrlich spannendes Spektrum, das Schüler hier dezentral präsentiert und das ein weiteres mal die ungeheure Vielseitigkeit und Vielschichtigkeit seiner lebenslangen hingegebenen Arbeit als Kunsthandwerker und Künstler dokumentiert.
Wegen des grossen Erfolges hat Kunstgaleristin Barbara Tamm sich entschlossen, die Schau der Aquarelle Heinrich Schülers bis zum 31. Dezember 2009 zu verlängern.
Am 19. Dezember 2009 um 15 Uhr findet in der Galerie Tamm eine kleine, informelle Finissage mit Kunst - und Kulturexpertin Bettina Airaksinen (ArtLinXX - KunstÜberGrenzen) statt.
Der in Wiefelstede - Heidkamp lebende, noch immer unermüdlich schaffende Künstler und seine Gattin werden anwesend sein. Bei dieser Gelegenheit wird Bettina Airaksinen noch einmal kompakt durch das Werk Heinrich Schülers führen, der sich bereits auf die für das Jahr 2010 geplante, alle Aspekte und Perioden umfassende Werkschau seines reichen Künstlerlebens freut.
Sie ist überzeugt, dass Heinrich Schüler infolge seiner grossen Bescheidenheit und Zurückhaltung überregional viel zu wenig bekannt ist und wird es gerne übernehmen, der breiten Öffentlichkeit ein umfassendes Künstlerportrait zu dessen 75. Geburtstag im Juni 2010 vorzulegen.
„Schüler", so führte sie im Vorgespräch mit unserem Portal aus „hat im oft oberflächlichen Getriebe und der Geschäftigkeit des Kunstbetriebs allerhöchste Achtung und Beachtung verdient. Seine Werke sind keine Eintagsfliegen, keine schnell am Firmament frenetischer Neuheitensucher aufscheinende Leuchtkugeln, die ebenso schell verlöschen wie sie aufstiegen."
„Er hat", fügt sie hinzu, „in aller Stille und mit grosser Demut Bleibendes geschaffen. Heinrich Schüler ist einer der ganz wenigen, wenn nicht der einzig Nennenswerte, der als Holzschnittkünstler die ganz aus der Mode gekommene, handwerklich überaus anspruchsvolle und schwierige, da gesammelte Sorgfalt voraussetzende Technik des Clairobscureschnitts (Helldunkelschnitt) meisterlich beherrscht.
Entwickelt hat sie vermutlich der temperamentvolle und einfallsreiche Maler und Holzschneider Hans Burgkmeister (1473 - 1531) aus Augsburg.
Schülers Vorbild ist der Claireobscure - Meister Hans Baldung Grien (1476 - 1545), den sein Inspirator und Lehrer Dürer durch Zusendung einer Haarlocke vom eigenen Haupte, zu seiner Zeit Ausdruck innigster freundschaftlicher Verbundenheit, Liebe und Verehrung, ehrte. Hans Baldung, auch genannt Grien (oder auch Grün), wurde in Weyerstein bei Straßburg geboren. Er bildete sich, so weit man weiss, nach Matthias Grünewald und Albrecht Dürer selbst aus.
In Zeichnung und Komposition richtete er sich oft ganz nach seinem verehrten Vorbild Dürer. Seine Färbung wird schon bald als oft trocken und kalt beschrieben, zuweilen aber erreicht er eine ungeheure Leuchtkraft und Durchsichtigkeit des Kolorits. Hier steht Schüler ihm nicht nach. Seine Farbschnitte sind ein Traum. Hans Baldung Grien hat aber auch einen Hang zu Ausschweifung, zum Ungezügelten, zur Leidenschaft. Hier unterscheidet er sich vom strengeren Dürer und erst recht von Matthias Grünewald. Wenn man aber die im Kupferstichkabinett in Karlsruhe zunächst aufbewahrte Mappe mit den Zeichnungen Albrecht Dürers kennt, so muss man sagen, dass Hans Baldung Grien ihm an Unerschrockenheit und Grossartigkeit der Auffassung kaum nachsteht.
Schülers Schnitte strahlen eben jenen Schwung in Verbindung mit äusserster handwerklicher Präzision aus, wie sie nur ein wahrer Meister beherrschen kann. Man betrachte nur Baldungs "Tod, eine Frau küssend" oder das ebenso umwerfende wie beklemmende "der Tod, eine schöne Frau ins Grab ziehend" oder seinen "Christus am Kreuz", dann weiss man, was Holzschnitt, und hier erst recht der Claireobscure, aus Meisterhand vermag. Weitere Beispiele seiner Kunst sind "Christus als Gärtner" oder "die Anbetung der Könige".
Baldungs Hauptwerke befinden sich auf dem Hochaltar im Freiburger Münster. Es setzt sich aus 11 Tafeln zusammen und erfüllt so recht die Aussage, dass ein Bildnis spricht, auch wenn es nur an der Wand hängt: Das Leben und Wirken Jesu, der Apostel, der Heiligen und Donatoren.