Der Maler Rein
Der Maler Reinhold A. Goelles:
-
Presse06.11.2009 - 19.12.2009
Bei den Späteren dann mit Jean – Francois Liegme (Le gande arborescente, Genf, 1958) und Roger Bissiere (vert et brun, 1957), vor allem aber Peter Stämpfli in den späten 50igern und frühen 60igern. Ernst -Wilhelm Nays stellar - chromatischer Malerei reicht Goelles ab den 90igern das Wasser, vor dem Farbfantasten Nicolas de Stael braucht er sich auch nicht zu verstecken.
Vor allem aber, wenn eine „Anknüpfung“ erlaubt ist, so ist es Sonja Delaunay, hier schon die ganz frühe, deren Denk – und Malweise ihn mit Sicherheit befeuert hat. Wer kann, wenn er sein Werk aus der Reihe „Weit jenseits des Mondes“ aus der Serie „Winston und Newton“ betrachtet, an etwas anderes denken als an Sonjas herrliche „Rhytme Couleur“ - Serie oder an Frank Kupkas „Disques de Newton“ (1912)?
Man betrachte einmal Sonja Delaunays wunderbares Selbstbildnis (Wachs und Gouache) von 1916 in einem beliebigen Ausschnitt und daneben eine seiner Farbkompositionen, am besten eine Eitempera- oder Aquarellarbeit, ebenfalls im Ausschnitt, und man wird sofort erkennen was gemeint ist.
Sonja Delaunay entwickelte eine mit den Jahren immer raffiniertere Mischtechnik für Wachs und Gouache, durch die eine unerhört kraftvolle und differenzierte Wirkung unverdünnter Farben möglich wurde.
Mit ihr hat Goelles, der zu altmeisterlicher Genauigkeit fähig aber nicht mehr willens ist und auch die ganz strenge Form über Jahre hinweg souverän bewältigt hat, nicht nur die derzeitige Vorliebe für Kreisformen und Geschwungenes gemeinsam. Es war der auch in seinem Malerleben alles bestimmende Vorrang der Farbe, den die Orphisten um Robert, ihren Mann, und Sonja gescharten Maler erforschten und vertieften, der, letztendlich, zur Abstraktion führte – a never ending story.
Die vielfältige, nicht durch Gegenständlichkeit zu beengende Rhythmik der Natur drücken ihre Bilder aus, vermittelt nur durch Farbe. „Wenn es um Farben ging“, sagt Sonja „hatte er, Robert, völliges Vertrauen in mich und folgte immer meinem Rat“. Um ihn und „seine“ Simultanfarben (so genannt, weil das Auge gezwungen ist,die fehlenden zu ergänzen) und seine Visonen scharten sich Fernand Leger, Francois Kupka, Fancis Picabia, Marcel Duchamp und Raymond Duchamp-Villon.
Sie alle huldigten dem Vorrang der Farbe und demontierten die statischen Bildgerüste der Kubisten. Der Vorrang der Farbe führte durch viele Schritte zum gegenstandslosen Bild (Beispiel: „Kreisform“ 1912, Guggenheim – Museum New York, dessen endlos kreisende Weiten im Raum nur durch Farbe, nicht durch bestimmte Formen erreicht werden). Der Orphismus der Delaunays war es, der die Malergruppe des „Blauen Reiters“ in Deutschland entscheidend beeinflusste.
Es ist kein Makel, in solcher Tradition zu stehen und dieses hin und wieder auch erkennen zu lassen, und, wenn auch mit ganz eigenen Mitteln und eigenem Duktus, Bilder zu malen, die daran manchmal ganz unmittelbar, manchmal nur noch entfernt, erinnern.
So ist die ganze Ausstellung auch unausgesprochen eine Hommage an Sonja Delaunay.
Vielleicht gelten die behände gemalten Blumengebinde auch ihr, wer weiss? Ihr Geist webt jedenfalls durch die hübsche, an einen altamsterdamer Blumenladen erinnernde Galerie,so lange Goelles Bilder hängen.
Die ganz eigenen Mittel, mit denen er die für ihn typische Bildatmopshäre erzeugt, sprach ich schon an, auch seinen ganz eigenen Duktus, den man immer wieder erkennt. Die industrielle Bildproduktion, die absichtsvolle Serigrafie und die wie gestrichen tot wirkenden, durch Abkleben penibel voneinander getrennten Farbflächen lehnt Goelles für sich entscheiden ab. Sein Malstil ist gesammelt, gereift und routiniert, aber immer schwungvoll und lebendig.
Seit einiger Zeit bezieht er auch den Rand des dicken Rahmens mit in die Gestaltung ein, wie man auf dem Foto, durch die Galeristin demonstriert, gut erkennen kann. Er will dadurch Grenzen überschreiten, seine Malerei in den Raum weiterschwingen lassen, was ihm auch gelingt.
Zum Technischen darf ich hier Werner Freikowski zitieren, der dies 2008 vortrefflich geschildert hat. „Wenn Goelles vom Handwerklichen spricht, sind malerische Spuren gemeint, die während des Malens entstehen: charakteristische Pinselstriche, der Wechsel von pastosen und flüssigen, von deckenden und transparenten Farbaufträgen, selbst das gezielte Zulassen von Nachlässigkeiten,...,sind gewollt.
Konsequent benutzt Goelles traditionelle Mittel. Rohleinwände werden mit aus Knochenleim, Milch und verschiedenen Weißpigmenten bestehenden Halbkreidegründen beschichtet. Ebenfalls klassisch ist die Eitemperauntermalung. Mit selbst angeriebenen Ölfarben werden die Werke vollendet. Durch Zusatz von Venezianer Terpentin, einem Harz in Honigkonsistenz und dem Erwärmen im Wasserbad variiert der Maler Geschmeidigkeit und Fluss der Farben.“