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GERO SCHWANBERG (06. Februar 1940 – 18. September 2023)

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    18.09.2023

Der Bildhauer, Bauplastiker, Bühnenbildner und Lehrende Gero Schwanberg verstarb am Montag, den 18. September im Alter von 83 Jahren. Gero Schwanberg lehrte 30 Jahre an der Universität für angewandte Kunst und verfolgte seit den 1970er-Jahren einen dialogisch ausgerichteten Kunstbegriff. In seinem skulpturalen Lebenswerk und seiner bildhauerischen Praxis waren die Grenzen zwischen „angewandter“ und „freier“ Kunst stets fließend. Anlässlich der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens an den Bildhauer 2015 betonte Josef Ostermayer, Bundesminister a.D. Gero Schwanbergs außergewöhnliche Herangehensweise an die beiden Disziplinen mit der Feststellung: „Gero Schwanberg ist einer jener Künstler und Bildhauer, dem es gelungen ist, unterschiedliche Disziplinen in seinen Arbeiten zusammen zu bringen.“

Wien, 22. September 2023 Von 1955 bis 1958 macht Gero Schwanberg eine Goldschmiedlehre und besucht die Kunstgewerbeschule in Graz. 1960 übersiedelt er nach Wien, wo er bis 1962 an der Akademie der bildenden Künste in der Klasse von Albert Paris Gütersloh Malerei und an der Hochschule für angewandte Kunst von 1962 bis 1966 bei Hans Knessl Bildhauerei studiert. Ab 1966 sind seine Werke in Ausstellungen zu sehen. Ab den 1970er-Jahren stellt Gero Schwanberg sein bildhauerisches Können in den Dienst unterschiedlicher Wirklichkeitsbereiche. Sein Werdegang und sein Werkverzeichnis verdeutlichen dies auf eindrucksvolle Weise. Darin finden sich Skulpturen in der Landschaft, performative Inszenierungen im Dialog mit dem Publikum und dem Schriftsteller Reinhard P. Gruber bei der Aktion „Ent-Grabung“ am Zirbitzkogel in der Steiermark im Jahr 1985 oder Bauplastiken, skulpturale Ausstattungen für Bühne und Film, die Realisation dreidimensionaler Ausstellungsinszenierungen und die plastische Gestaltung der eigenen Umgebung. In den 1980er Jahren zieht sich Gero Schwanberg aus dem Galerien- und Museumsbetrieb zurück und präsentiert seine Skulpturen nun bevorzugt in der Landschaft und im öffentlichen Raum.

Einen wesentlichen Teil seiner Aktivitäten nimmt die Vermittlung traditioneller und neuester Bildhauertechniken in seinen Lehrveranstaltungen an der Universität für angewandte Kunst in Wien ein. Mit seinem außerordentlichen Engagement prägt und fördert Schwanberg von 1976 bis 2005 Generationen von Studierenden, wie u.a. das Design-Kollektiv EOOS oder Lilli Hollein. Merkmal seiner künstlerischen und universitären Arbeit ist seine besondere Kenntnis von Materialität. Kein Material, das Gero Schwanberg nicht verwendet, keine Technik, die er nicht beherrscht hat. Vom klassischen Modellieren mit Ton und anschließendem Guss in Bronze, Aluminium oder Blei über das Schnitzen in Holz oder Styropor bis zu vielfältigen Kunststofftechniken der Gegenwart wie Tiefziehen oder Schaumdruckformen spannt sich der Bogen seiner Herangehensweisen.

Christoph Hölz, Leiter des Forschungsinstituts Archiv für Bau.Kunst.Geschichte der Universität Innsbruck, in seiner Laudatio bei der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens an Schwanberg 2015: „Je länger wir redeten und ich zuhörte, desto stärker kehrte er seine Arbeit als Lehrer an der „Angewandten“ in den Vordergrund. Er betont die herzliche Beziehung zu seinen Studierenden während der dreißigjährigen Lehrtätigkeit, die er im Rückblick sogar zum Zentrum seiner Arbeit erklärt.“

Sein eigenes skulpturales Schaffen beschränkt der Bildhauer keineswegs auf die Kunstszene. Seine Arbeiten findet man vor allem in alltäglichen Kontexten wie z.B. am Bau, im öffentlichen Raum, in Film und Fernsehen, in Restaurants und auf Fassaden außerhalb des sogenannten „White Cube“. Ebenso in der Landschaft, überwuchert von Pflanzen, eingegraben unter der Erde, begangen von Ziegen oder Hunden.

Herausragendes Merkmal seiner Arbeit und Persönlichkeit ist eine auf sein Gegenüber ausgerichtete Arbeitsweise und die Kollaboration mit Kulturschaffenden aus verschiedenen Disziplinen. So hat Gero Schwanberg den Dialog in Form von Kooperationen und plastischen Umsetzungen von Ideen gepflegt wie kein Zweiter. Die Liste des Bildhauers, des Bauplastikers und des Bühnenbildners reicht von Kollaborationen mit Hausrucker & Co, Hans Hollein, Hermann Czech und Rob Krier über die Zusammenarbeit mit den Filmregisseuren Jean-Pierre Ponnelle u.a. für den Opernfilm „L’Orfeo“ (1978), Götz Friedrich u.a. für den Opernfilm „Salome“ (1974) oder John Glen für den Film „James Bond 007 – Hauch des Todes“ (1986) sowie Robert Dornhelms legendären Film „Kronprinz Rudolf“ (2005). Besonders fruchtbar war die jahrzehntelange Zusammenarbeit mit dem Architekten Hans Hollein wie u.a. beim „Zen Garden“ (2000) im Arsenale anlässlich der Architekturbiennale (11. Biennale de Venezia), wie Architekturhistoriker Christoph Hölz betont: „Mit Hans Hollein und Gero Schwanberg haben sich zwei Künstler gefunden, die sich auf stupende Weise ergänzten. Dass der bildende Künstler im Auftrag des Architekten arbeitete, tat der bildhauerischen Leistung keinen Abbruch und war nur folgerichtig, angesichts einer Rückbesinnung auf den Beginn der Moderne in Wien und die Vorbilder um 1900, auf Bauten von Otto Wagner, Josef Maria Olbrich und Josef Hoffmann. Auch in deren Entwürfen genossen Bauplastik, Reliefs und vollplastische Skulpturen enorme Bedeutung, waren integraler Bestandteil des Konzepts und traten allerorten in Erscheinung.“






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