Der Kunsthistoriker, Herausgeber, Kurator und Museumsdirektor Peter Weiermair verstarb letzten Freitag im Alter von 77 Jahren.
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Presse02.09.2021 - 30.10.2021
PETER WEIERMAIR (22. April 1944 – 26. November 2021)
Der Kunsthistoriker, Herausgeber, Kurator und Museumsdirektor Peter Weiermair verstarb letzten Freitag im Alter von 77 Jahren.
"Peter Weiermair war einer der speziellsten und obsessivsten und für die Kunstszene wichtigsten Verleger, Erneuerer, Kunstvermittler, Kurator und Sammler im Österreich der letzten Jahrzehnte. Er hat Fotografie als Kunst und Kunst als Fotografie entscheidend mitbestimmt und international in ein neues Licht gerückt und junge Kunst national und international neu positioniert. Die thematische Ausstellung als solche auf internationaler Ebene hat er mit erfunden. Er war ein großer Freund der Künstler*innen und Galerien, vor allem im menschlichen Bezug. Im Rahmen seiner langjährigen Tätigkeit als Direktor des Frankfurter Kunstvereins hat er diesen inhaltlich neu formuliert. Das Salzburger Rupertinum und die Galleria d’Arte Moderna in Bologna, die er beide international neu situierte, prägte er als Direktor maßgeblich“, Ursula Krinzinger, Galeristin, Wegbegleiterin und Kunstgefährtin von Peter Weiermair.
Wien, 30. November 2021, Galerie Krinzinger Peter Weiermair wird in Steinhörnig in Oberbayern geboren und wächst in Innsbruck auf. Er studiert Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie in Innsbruck und Wien. In den 1960er und 1970er Jahren schreibt er für die Salzburger Nachrichten Ausstellungsbesprechungen und kulturpolitische Kommentare aus Innsbruck. 1964/1965 erscheint unter seiner Ägide die Zeitschrift „Ansichten“. Ein Jahr später, 1966, gründet er den Verlag „allerheiligenpresse“ und 1968 das „Forum für aktuelle Kunst“ in Innsbruck, das er bis 1979 leitet. Neben seiner journalistischen Tätigkeit arbeitet Peter Weiermair von 1969 bis 1979 in Innsbruck auch als Kurator an der Tiroler Landesgalerie Galerie im Taxispalais.
Ab1980 leitet er den Frankfurter Kunstverein und ist als Professor für zeitgenössische Kunst und Kunstvermittlung an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach tätig. In Frankfurt hinterlässt er 1998 ein schuldenfreies Haus und einen 1600-Mitglieder-Verein.
Weiermair beschäftigt sich schon sehr früh mit der Fotografie als eigenständige Kunstform. Angesichts der Tatsache, dass das Rupertinum jährlich den Österreichischen Fotopreis ausschreibt und als zentrale Stelle im Sammeln von künstlerischer Fotografie in Österreich gilt, ist seine im August 1997 erfolgte Bestellung als Direktor des Rupertinums in Nachfolge von Museumsgründer Otto Breicha (1983–1998) keine Überraschung. Ab 1998 im Amt setzt Weiermair mit dem Blick auf eine ganz junge, international agierende Kunstszene neue Impulse. Die veränderte politische Situation zur Jahrtausendwende veranlasst Weiermair aber bereits 2000 ein attraktives Angebot aus dem Ausland anzunehmen. Mitte 2001 wird er Direktor der Galleria d'Arte Moderna in Bologna, die er bis 2007 leitet. Zwischen Jänner und Juli 2001 fungiert Weiermair mit seiner Nachfolgerin Agnes Husslein als Doppelspitze des Rupertinums. Das Gebäude in der Salzburger Altstadt wird durch einen Neubau auf dem Mönchsberg erweitert, das heute unter dem Namen Museum der Moderne Salzburg bekannt ist. Seinen Plan, Salzburg zu einem wichtigen Standort für die Fotografie auszubauen, hier etwa eine Stiftung für Fotografie einzurichten, kann Weiermair nicht verwirklichen.
Auch während seiner Zeit in Bologna bleibt die Achse mit Salzburg aufrecht. 2002 zeigt die Galerie im Traklhaus acht Positionen zeitgenössischer jüngerer österreichischer Zeichenkunst, die zuvor in Bologna von Peter Weiermair versammelt und zusammen mit einem Katalog präsentiert worden waren. Nach seiner Zeit in Bologna lebt Peter Weiermair wieder in Innsbruck und arbeitet als freier Kurator vornehmlich in Österreich. So kuratiert er u.a. beim Europäischen Forum Alpbach und 2009 für die Kunsthalle Wien die Themenausstellung „Das Porträt. Fotografie als Bühne“. Zu sehen sind in der international ausgerichteten Ausstellung ausgehend von Robert Mapplethorpes formalistischer Studiofotografie, Peter Hujars intime psychologischen Aufnahmen und Nan Goldins visuellem Tagebuch die Innovationen der Portraitfotografie seit 1980. 2014 ist im Arnulf Rainer Museum in Baden die von Peter Weiermair kuratierte Ausstellung „Rainer und die Alte Kunst“ zu sehen. Im Mittelpunkt stehen Überarbeitungen von Werken alter Meister wie Rembrandt, Harmenszoon van Rijn, Francisco de Goya, Vincent van Gogh, Leonardo da Vinci, Antonio Canova und Franz Xaver Messerschmidt.
Im Rahmen seiner Tätigkeit als Kurator veröffentlicht Peter Weiermair zahlreiche Publikationen zur Körperfotografie des 19. und 20. Jahrhunderts. Der homoerotische Blick bestimmt als roter Faden seine thematische Arbeit, der nicht nur dem tabuisierten nackten Körper Sichtbarkeit verleiht, sondern gleichzeitig auch die Geschlechterrollen in ihrer Fragilität vor Augen führt.
Als ehemaliger Präsident der „International Association of Curators of Contemporary Art“ (IKT) verfügt Weiermair über gute Kontakte zu den renommierten Sammlungen in Europa. 1998 verleiht ihm der Frankfurter Magistrat die Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main.
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