Die Fondation Beyeler präsentiert Maze of Quotes von Toilet Paper vom 1.-4.Dezember 2016 an der Art Basel in Miami Beach. Toilet Paper, das gemeinsame Magazin-Projekt von Künstler Maurizio Cattelan und Fotograf Pierpaolo Ferrari, verwandelt den gesamten Stand der Fondation Beyeler in drei unterschiedliche Sets. Aufwendig tapeziert und komplett möbliert, führt uns Maze of Quotes in eine überschwängliche, fantastische Welt voller Konsumismus und Sexualität – von Kronleuchtern und Toiletten bis zu goldigen Gardinen und Blechtöpfen.

Maze of Quotes (Labyrinth der Zitate)
You think it’s easy being the boss? Tony Soprano

Nachdem Toilet Paper aka Maurizio Cattelan und Pierpaolo Ferrari diesen Sommer erfolgreich die „Super Ball“-Benefizgala für die Fondation Beyeler ausgerichtet und inszeniert hatten, war die Fondation Beyeler gerne bereit, sich abermals den beiden Guerilla Boys der Kunstwelt hinzugeben und hat Ihnen gleich einen Auftrag für ein neues Projekt für den Stand der Art Basel in Miami Beach erteilt. Wie bei einem Stroboskop sollte ein Warnschild am Eingang angebracht werden. Cattelan und Ferrari haben eine wunderbare Halluzination hervorgebracht, die garantiert jeden elektoralen Kater und post-präsidentiellen Blues vergessen machen wird. Die bedrohlichen Worte über dem Türsturz aus Dantes Inferno, „Ihr, die ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren“, können am Stand der Fondation Beyeler in ihr Gegenteil gekehrt gelesen werden: „Die Verlorene Hoffnung – hier findet Ihr sie wieder.“

Die Installation von Toilet Paper ist das Fundbüro der Imagination, aus der schwarz/weiss und Minimalismus für immer verbannt wurden. Konsumismus, Verführung und Sexualität feiern zusammen eine Party und Sie werden auch Teil davon sein, wenn Sie alle Ihre formalen Zwänge hinter sich lassen und Ihren unterdrückten Begehren freien Lauf lassen. Seit Beginn ihrer unwahrscheinlichen Zusammenarbeit sind Maurizio Cattelan und Pierpaolo Ferrari normale Menschen geblieben. Der eine als Künstler auf der Erfolgsschiene, der andere als begehrter Modefotograf. Unter dem Leitspruch von Toilet Paper verzichten die beiden auf die Sicherheit ihrer angestammten Rollen, um eine komplett neue Bildgrammatik zu entwerfen, die Warhols ohnehin schon dünne Oberflächlichkeit nochmals unterbietet. Ihr gesamter kreativer Output als Toilet Paper ist ein Drache, der von den stärksten Winden der Coolness vorangetrieben wird. Auch die viel-diskutierte goldene Toilette „America“ – Cattelans beklemmende Vorwegnahme von Trumps Einlauf – installiert im Guggenheim Museum in New York, ist das Resultat des unermüdlichen thinking tanks, den diese beiden Künstler ins Leben gerufen haben und nun nicht mehr zu stoppen vermögen. Unbewusst feministische Künstlerinnen der 70er Jahre wie Martha Rosler oder Sandy Skoglund zitierend, ist es Cattelan und Ferrari gelungen, den sozialen und politischen flüchtigen Zeitgeist von heute blosszustellen und so das Projekt zu erden und in einen subtilen Kommentar über den Zustand unserer Gegenwart zu wandeln. Mit ihrer pseudo-surrealen Haltung erinnern sie an einen von John Cages zahlreichen Aphorismen: “Going to the North Pole? Then take Miró with you. ‘It seems to me I‘ve known you all my life.’ The war. Unknown painting. A night spent in laughter: omelet that fell on the floor.”(“Sind Sie zum Nordpol unterwegs? Dann nehmen Sie Miró mit. ‚Mir scheint, als hätte ich Sie schon mein ganzes Leben gekannt‘. Der Krieg. Unbekanntes Gemälde. Eine Nacht in Gelächter verbracht: Ein Omelett, das zu Boden fiel.“) Was hat das zu bedeuten? Fragen Sie Toilet Paper. So ist ihre Lebenseinstellung.

-Francesco Bonami

Toilet Paper hat für diese Installation mit den italienischen Designherstellern Gufram und Seletti zusammengearbeitet.